Verkehr / Statec-Analyse offenbart traurige Wahrheiten zu Unfällen in Luxemburg
Zehn Jahre, Tausende Unfälle, 315 Tote. Die Statistikbehörde Statec hat ihre neuesten „Regards“ den Verkehrsopfern in Luxemburg gewidmet. Die Analyse wartet mit einigen Überraschungen auf – und berichtet über erschreckende Fahrlässigkeiten.
Es ist 14.13 Uhr am Montag, als der ACL einen weiteren Unfall meldet. Ein Auto auf dem CR 226 zwischen Itzig und Contern verunglückt. „Die Straße ist zu zum Teil blockiert. Am besten meiden“, schreibt der Luxemburger Automobilclub. Erst drei Stunden später kann das Verkehrsstudio melden, dass der Unfall geräumt ist. – Was ist passiert? Ein Auto war auf der Landstraße in Höhe des Oeko Center Hesperingen von der Straße abgekommen. RTL meldet am frühen Abend, dass die Fahrerin in einer Rechtskurve die Kontrolle über ihr Auto verloren hat. Der Kleinwagen kam von der Fahrbahn ab, streifte einen Baum, wurde weiter geschleudert und prallte dann gegen einen weiteren Baum. Die Polizei berichtet am Dienstag, dass die Fahrerin später im Krankenhaus gestorben ist.
Ebenfalls am Montag hat die Statistikbehörde Statec eine Analyse von Verkehrsunfällen in Luxemburg in den vergangenen zehn Jahren veröffentlicht. Anlass für die Untersuchung: der Welttag der Verkehrsopfer am vergangenen Sonntag. Insgesamt 315 Menschen kamen im Zeitraum von 2012 bis 2021 auf Luxemburger Straßen ums Leben, schreibt Statec. 2.729 wurden schwer verletzt. 9.669 kamen mit leichten Verletzungen davon.
Und auch in dem Statec-Papier stellt sich der Luxemburger Straßenbaum als wichtiger Unfallfaktor heraus. Bei neun Prozent aller Kollisionen in den vergangenen zehn Jahren war ein Baum mit im Spiel. Zwar knallte es viel häufiger zwischen zwei fahrenden Fahrzeugen. Aber die Zusammenstöße mit Bäumen sind die schlimmsten, wie Statec schreibt: „47 Prozent davon sind tödliche oder schwere Unfälle.“ Unfälle mit Bäumen führen diese Tabelle an – vor gestürzten Motorradfahrern (40 Prozent) und Zusammenstößen mit einem „anderen festen Hindernis“ (35 Prozent). Kollisionen zwischen Fahrzeugen und Tieren oder Fahrzeugen und Fußgängern folgen auf den Plätzen vier und fünf.
Innerhalb Luxemburgs gibt es auch regionale Unterschiede. Im ländlich geprägten Norden kracht es, wenig überraschend, wesentlich seltener als im dicht besiedelten Süden. Spitzenreiter in der Crash-Statistik ist der Kanton Esch. 3.027 Unfälle mit Personenschaden wurden hier in den vergangenen zehn Jahren gezählt. In Luxemburg-Stadt, wo die zweitmeisten dieser Unfälle passierten, waren es weniger als die Hälfte: 1.473. Am anderen Ende der Tabelle stehen die Kantone Vianden (97), Redingen (248) und Wiltz (321).
Doch hier folgt ein großes statistisches Aber: „Die Analyse nach Unfallschwere zeigt, dass 79 Prozent der Unfälle mit Personenschaden im Kanton Esch und 75 Prozent in der Stadt Luxemburg leichte Unfälle waren“, schreibt Satec. Anders in Wiltz und Redingen. „Im Kanton Wiltz endeten neun Prozent der Unfälle tödlich, acht Prozent waren es in Redingen und Clerf.“ Bei 44 Prozent aller weiteren Unfälle mit Personenschaden gab es im Kanton Redingen zudem Schwerverletzte. In Wiltz waren es 38 Prozent. Zum Vergleich: Die Unfälle im Kanton Esch endeten nur zu zwei Prozent fatal und in Luxemburg-Stadt sogar nur zu einem Prozent. Schwerverletzte gab es im Kanton Esch nur bei 19 Prozent der Unfälle mit Personenschaden, in Luxemburg-Stadt waren es 24 Prozent. „Im ganzen Land endeten drei Prozent der Unfälle tödlich, 26 Prozent verursachten schwere Verletzungen, 71 Prozent leichte Verletzungen“, resümiert Statec.
Fast die Hälfte (49 Prozent) aller Crashs haben sich im Erhebungszeitraum auf zweispurigen Straßen innerhalb von Ortschaften ereignet. 34 Prozent passierten auf Landstraßen, nur acht Prozent auf Autobahnen. Aber auch hier sieht die Verteilung bei der Schwere der Unfälle anders aus: „Unfälle auf zweispurigen Straßen außerhalb von Ortschaften sind schwerer als Unfälle auf Autobahnen oder innerhalb von Ortschaften“, schreibt Statec. 38 Prozent der Crashs auf den Landstraßen endeten tödlich oder mit schweren Verletzungen. Auf der Autobahn waren es 30 Prozent, innerorts nur 22 Prozent.
Weniger Crashs im Winter
Scheinbar paradox zeigt sich der Blick auf die Unfallhäufigkeit im Jahresverlauf. Denn: „Trotz Schnee, Eis und kürzeren Tagen sinkt die Zahl der Unfälle im Winter“, schreibt Statec. „Die schlechten Wetterbedingungen halten die Fahrer wahrscheinlich davon ab, sich auf die Straße zu begeben.“ Hinzu komme, dass Autofahrer dann weniger schnell fahren und sich vorsichtiger verhalten würden. Das spiegelt sich auch in der Statistik der schweren und tödlichen Unfälle wider: „Die Unfälle in den Monaten April bis September sind im Durchschnitt schwerer als die Unfälle in anderen Monaten“, schreibt Statec. Und am sichersten ist man in Luxemburg offenbar am Sonntag unterwegs: Dann ereignen sich laut den Statistikern die wenigsten Unfälle. Freitags kracht es am häufigsten. Doch auch hier folgt ein Aber: „Es sind die Unfälle an Samstagen und Sonntagen, die am schwersten sind, das heißt die meisten Todesfälle und Schwerverletzten verursachen.“
Die meisten Unfälle ereignen sich dann, wenn viel Betrieb herrscht: im Berufsverkehr, „morgens zwischen 6.30 und 8.30 Uhr und nachmittags zwischen 15.30 und 18.30 Uhr“, wie Statec schreibt. Die schwersten Unfälle geschehen nachmittags zwischen 13.30 und 16.30 Uhr – und zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens. Dabei nimmt die Schwere der Unfälle bei zunehmender Verkehrsdichte ab, sagen die Statistiker. Das könnte dadurch erklärt werden, dass die Verkehrsteilnehmer langsamer fahren müssen, wenn mehr los ist – und dem Verkehr dann auch mehr Aufmerksamkeit schenken.
Was sind die Ursachen für die Unfälle? Eindeutig überhöhte Geschwindigkeit, schreibt Statec. Mit 27 Prozent ist „überhöhtes oder nichtangepasstes“ Tempo Unfall-Ursache Nummer eins. 14 Prozent der Unfälle gehen auf Alkoholkonsum zurück, weitere 14 Prozent auf das Nicht-Beachten von Fußgängern. Ob die Straße dabei nass oder trocken ist, macht nur einen marginalen Unterschied. Ein Segen für die Unfallstatistik ist aber ausgerechnet Glatteis und Schnee: Bei allen Unfällen mit Personenschaden, die dann passieren, sind die schweren und tödlichen am geringsten. Umgekehrt sind Öl, Dung oder Laub auf der Straße besonders gefährlich. „Der Anteil der Unfälle mit Todesfolge oder Schwerverletzten ist in diesen Fällen höher“, so das Statistikamt. Das könnte daran liegen, dass sie für die Fahrer so überraschend kommen.
Das letzte Kapitel des Statec-Berichts ist vor diesem Hintergrund umso erschreckender. Denn aus der Analyse der Statistiker geht hervor, dass ein Drittel der Opfer, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, keinen Sicherheitsgurt angelegt hatten.
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Daat ass net richteg. Et sin net 9% matt den Beem, mé secher iwer 70% .
Leitplanken fehlen.
Op immens villen Plaatzen,do stin d’Beem eifach vill ze no bei der Strooss,beim klengsten Fahrfehler ass d’Katastroph do!(an wiëm geschit nit alt emol eng kleng Noleïssigkeet?)Do wir munches opzeschaffen,och wann elo dei Gring nees Kreesch din!
Bei 9% aller Kollisionen waren Bäume dabei! Ich kann das Wort „im Spiel“ hier nicht gebrauchen.
Das stimmt (wenn man nur die Kollisionen schaut), aber bei den tödlichen Unfällen dieses Jahr waren wahrscheinlich in über 70% der Fälle Bäume dabei.
Leitplanken hätten vieles verhindert!
– Wenn man dieser Statistik glauben darf, haben luxemburgische Bäume die Fähigkeit, auf die Strasse zu hüpfen.
– Dass Zweiradvehikel so oft umfallen, liegt halt in der Natur der Dinge.
– Anscheinend gibt es auch Fahrbahnen, die sich einfach so unter dem Fahrzeug wegziehen.
– Bei diesen engen und schmalen Strassen ist es wahrlich kein Wunder wenn zwei Vehikel nicht aneinander vorbeikommen.
– Dass man sich nach dem Genuss von alkoholischen Getränken für eine der mehreren Doppelfahrbahnen entscheiden muss, ist auch nicht weiter verwunderlich.
Allzeit gute Reisen!