Energiekrise / Statec: Tripartite-Maßnahmen haben positive Auswirkungen auf Luxemburgs Wirtschaft
Statec hat in seinem neuen Konjunktur-Bulletin die Auswirkungen der Tripartite-Maßnahmen unter die Lupe genommen: Die Daten versprechen positive Effekte für die Luxemburger Wirtschaft. Das Statistikinstitut zeigt allerdings auch die galoppierende Entwicklung der Preise und Zinsen in manchen Bereichen.
Die Tripartite-Maßnahmen werden sich positiv auf Luxemburgs Wirtschaft auswirken – vor allem im Jahr 2023. Zu diesem Schluss kommt das nationale Statistikinstitut Statec in seinem neuen Konjunktur-Bulletin vom Mittwoch. Auf der einen Seite würden die massiven Ausgaben die öffentlichen Finanzen belasten, auf der anderen würden sie es den Haushalten und Unternehmen ermöglichen, ihre Kaufkraft bzw. ihre Investitions- und Einstellungsfähigkeit zu erhalten. Das wiederum werde sich positiv auf das BIP und die Beschäftigung auswirken.
Die Maßnahmen werden den Luxemburger Staat voraussichtlich 1,7 Milliarden Euro kosten – 700 Millionen für 2022 und 1 Milliarde für 2023. Das Geld werde hauptsächlich über drei Kanäle an die verschiedenen Wirtschaftsakteure gehen: erstens über die Eindämmung der Inflation durch die Deckelung der Energiepreise und die Senkung der Mehrwertsteuer, zweitens durch die Transfers an Haushalte und Steuersenkungen und drittens über Hilfen für Unternehmen, die von steigenden Energiepreisen betroffen sind.
Die (Haupt-)Maßnahmen auf einen Blick
Voraussichtliche Kosten der von der Regierung beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Energiekrise und der Inflation:
– Steuergutschrift für Energie: 495 Mio. Euro
– Begrenzung des Gaspreisanstiegs auf +15 Prozent für Haushalte ab Oktober 2022: 470 Mio. Euro
– vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuersätze um 1 Prozent (Normal-, Zwischen- und ermäßigter Satz): 270 Mio. Euro
– Finanzspritzen für von der Energiekrise betroffene Unternehmen: 185 Mio. Euro
– Deckelung der Strompreise für Haushalte: 110 Mio. Euro
– Senkung der Kraftstoff- und Heizkosten um 7,5 Cent pro Liter: 77 Mio. Euro
Quelle: Statec
Im Vergleich zur Inflationsprognose ohne die Maßnahmen würde laut Statec die gleitende Gehaltsskala 2022 um 1,4 Prozent sinken und 2023 sogar um 4 Prozent. Die Maßnahmen würden sich direkt auf die Kaufkraft der Haushalte auswirken – insbesondere auf jene mit geringerem Einkommen –, so würden sie das real verfügbare Einkommen und den privaten Konsum der Haushalte im Jahr 2023 um fast 1,5 Prozent erhöhen.
So würde auch das BIP-Wachstum im Jahr 2022 um etwa 0,5 Prozentpunkte und 1,5 Prozentpunkte 2023 steigen. „Die günstigen Auswirkungen auf andere Variablen, vor allem auf die Beschäftigung und die Arbeitslosigkeit, würden dazu führen, dass sich die Maßnahmen zu etwa einem Drittel aus eigener Kraft finanzieren. Diese Zahlen sind jedoch mit großer Vorsicht zu betrachten“, schränkt Statec ein. Die Ergebnisse basierten auf Daten von Anfang September. Sollte es zu einem weiteren Preisanstieg oder einem nicht erwarteten Rückgang der Gaspreise kommen, würden sich auch die Kosten für den Staat dementsprechend verändern – und damit auch die Auswirkungen der Maßnahmen.
Lebensmittelpreise als Inflationstreiber
Die Lebensmittelpreise (ausgenommen alkoholische Getränke) sind im Oktober 2022 im Großherzogtum um 11 Prozent gestiegen, meldet Statec. Somit werde die Erhöhung der Lebensmittelpreise zu knapp einem Fünftel der Inflation (7 Prozent) beitragen. Mit ganzen 15 Prozent plus über ein Jahr habe sich der Preisanstieg für Nahrungsmittel noch deutlicher gezeigt und damit im Oktober sogar einen historischen Rekordwert erreicht. Auf europäischer Ebene tragen die Lebensmittelpreise sogar zu einem Viertel der Inflation (11 Prozent) bei. „Dies ist ein erheblicher Anstieg im Vergleich zum März 2022 (Beginn des Krieges in der Ukraine), als Lebensmittel nur fast ein Zehntel der Inflation verursachten“, schreibt Statec.
Gemüse sowie Milchprodukte und Eier trugen im Oktober mit einem Plus von jeweils 13 Prozent (im Jahresvergleich) am stärksten zur Lebensmittelinflation in Luxemburg bei – dicht gefolgt von Fleisch sowie Brot und Getreide mit jeweils 12 Prozent. Vergleichbare Tendenzen ließen sich auch in der Eurozone beobachten.
Die prekäre Versorgungslage bei Düngemitteln, Unwetter und die verzögerten Auswirkungen des Anstiegs der Energie- und Metallpreise in der ersten Jahreshälfte hätten zu diesem markanten Anstieg der Lebensmittelinflation beigetragen. Das Abklingen dieser Auswirkungen sollte die Inflation 2023 allerdings bremsen.
Kredite mit variablen Zinsen gewinnen an Attraktivität
Mit den Energie- und Lebensmittelpreisen sind auch die Zinssätze für Verbraucher- und Immobilienkredite gestiegen. So sind im September die Zinssätze für neue Verbraucherkredite an Privathaushalte um 0,5 Prozentpunkte über ein Jahr (von 2,6 Prozent auf 3,1 Prozent) nach oben gegangen – die Zinssätze für Unternehmenskredite um 0,8 Prozentpunkte, von 1 Prozent auf 1,8 Prozent.
Die festen Zinssätze für Immobilienkredite mit einer Laufzeit von mindestens zehn Jahren verzeichnen laut Statec einen starken Anstieg und erreichten im September durchschnittlich 3 Prozent (plus 1,4 Prozent innerhalb eines Jahres). Die variablen Zinssätze hingegen beliefen sich durchschnittlich auf 1,4 Prozent – also knapp die Hälfte des festen Zinssatzes. Durch ihre neugewonnene Attraktivität stieg der Anteil der neu aufgenommenen Kredite mit variablem Zins von 34 Prozent Ende 2021 auf ganze 60 Prozent im September 2022.
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