Camping Grundhof / Statt Idylle herrscht Angst
Ein Campingplatz, der keiner mehr ist, Chaletbewohner, die verbal bedroht werden und fehlende juristische Konsequenzen: Wer sich irgendwann auf dem ehemaligen Camping Grundhof bei Befort ein Chalet gekauft hat und es nutzen will, lebt in Angst und Ungewissheit.
Tom Wagner* geht es so. Als er sein Chalet auf dem Campingplatz Grundhof gekauft hat, sah die Welt anders aus: Idylle pur, Weitblick, viel Grün, die Ernz unweit des Geländes, ein schönes Plätzchen für das Wochenende. Das war vor ein paar Jahren. Die Natur ist gleich geblieben, genießen kann er sie nicht.
„Ich wollte hier meine Wochenenden verbringen“, sagt er. Mit seinem richtigen Namen will er nicht genannt werden. Er hat Angst. Wagner, Eigentümer eines der rund 30 Chalets auf dem Gelände, hat keinen Zugang mehr zu seinem Eigentum. Seinen festen Wohnsitz hat er woanders in Luxemburg. Das Gelände ist von der derzeitigen Besitzerin abgeriegelt. Cecile Wirtz hat das Gelände samt Wohnhaus Anfang 2019 gekauft.
Seitdem ist vieles anders auf dem Gelände. Versucht er es doch zu betreten, wird er von ihr bedroht. Mündlich oder per SMS erteilt sie ihm Hausverbot. „Ich bin noch nicht fertig mit dir“ – das trifft den Ton des Online-Austauschs zwischen den beiden. Ein Auszug liegt der Redaktion vor. Doch das ist noch nicht die Spitze des Eisbergs. Nebenkostenabrechnungen gibt es nicht, trotzdem sollen die Besitzer bezahlen. Kurzzeitig wird der Strom ganz abgestellt. Ein Einbruchsversuch in Wagners Chalet ist polizeilich dokumentiert.
Er wird das Gefühl nicht los, dass die Besitzerin alles tut, um ihn loszuwerden. Nicht nur ihn. Anderen geht es genauso. Sie halten still. Irgendwann melden sich Interessenten bei ihm, weil sie das Chalet kaufen wollen, obwohl er es gar nicht verkaufen will. Jemand hat ein entsprechendes Schild aufgehängt. „Das ist eine ganz schön kriminelle Geschichte“, sagt Wagner. Seine Anzeigen bei der Polizei enden trotz persönlichen Erscheinens auf dem „Commissariat“ im Nirgendwo.
Polizei- und Justizmühlen mahlen sehr langsam
„Sie sind noch nicht auf dem Diekircher Gericht angekommen“, sagt Wagner, der das über seinen Anwalt hat prüfen lassen. „Wahrscheinlich wegen Corona.“ Schlussendlich erhält er die Kündigung. Er habe gegen die Haus- beziehungsweise Platzregeln verstoßen, heißt die Begründung. Sie sind nirgendwo frei zugänglich einsehbar.
Zwar gehört das Chalet ihm, aber das Gelände, auf dem es steht, nicht. Das ist bei allen Chaletbesitzern so. Die Geländemiete fällt alle sechs Monate an. Darüber gibt es einen Vertrag. Mündlich ist für Wagners Chalet ein Betrag von 800 Euro vereinbart. Rechnungen darüber gibt es nicht. Ob Cecile Wirtz die Geländemiete überhaupt noch verlangen darf, ist unklar.
Der Camping ist kein „Commerce“ mehr, dafür fehlte ihm sowieso von Anfang an die Genehmigung. Das hielt die „Inspection du travail et des mines“ (ITM) im August 2020 fest und legte den Betrieb als Campingplatz wegen „desaströser Zustände“ still (s. Tageblatt vom 13. Oktober 2020). Das Terrain, auf dem die rund 30 Chalets stehen, gehört der aktuellen Besitzerin ebenfalls nicht ganz.
Sie hat den vollen Kaufpreis für das Gelände samt dem sich darauf befindenden Wohnhaus nicht bezahlt. Deshalb stand es am 29. September 2020 zur Zwangsversteigerung an. Es steht noch ein beachtlicher Betrag aus. Hier wurde von dem Verkäuferpfandrecht Gebrauch gemacht, wie es in der Anzeige vom 10. September im Lëtzebuerger Journal heißt.
Der Gerichtstermin wurde kurzfristig abgesagt. Es ist schon die zweite Zwangsversteigerung, die abgesagt wird. „Formfehler“ lautet die Begründung. „Ich verstehe trotzdem nicht, dass Polizei und Justiz sich nicht einschalten“, sagt Wagner. Er hat das Gefühl, die Geschichte versandet. Langsam, aber sicher.
Die einzige Chance, sein Wochenenddomizil irgendwann doch noch genießen zu können, ist eine Zwangsversteigerung des gesamten Geländes. Wagner hofft auf neue Besitzer, mit denen man sich vernünftig einigen kann, und bringt die Gemeinde Befort ins Spiel: „Soweit ich weiß, hat sie ein Vorkaufsrecht für das Gelände“, sagt Wagner.
*Der Name wurde von der Redaktion geändert.
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