Pandemie / Statt Karten: Syvicol-Präsident wünscht sich „Kommunikation, die auch alle Kulturkreise erreicht“
Eine genaue Analyse der ersten Phase des „Large Scale Testing“ in Luxemburg hat nicht nur gezeigt, dass im Bausektor überdurchschnittlich viele Infektionen vorkommen – sondern auch, dass eine Darstellung der geografischen Verteilung der Fälle in Kartenform segensreiche Wirkung hatte: „Es gab eine deutliche Wechselwirkung zwischen der Publikation von stark betroffenen Regionen und dem ‚Large Scale Testing’“, erklärte Prof. Dr. Paul Wilmes, einer der Autoren der neuen Studie, bei ihrer Vorstellung. Auf die Einladungen zum Test sei in den entsprechenden Gebieten nämlich öfters eine positive Antwort erfolgt – in Form einer Teilnahme an den Tests.
Dabei war die allzu trennscharfe Darstellung auf lokaler Ebene von Anfang an umstritten. Was in vielen anderen Ländern üblich ist, kann in Luxemburg nämlich schnell zu besonderen Effekten führen. Schließlich ist nicht nur das Großherzogtum an sich schon etwas kleiner. Zoomt man hier sozusagen tief hinein, blickt man auf kommunale Strukturen, in denen teils nur recht wenige Menschen leben.
Eine Karte, die sogar den Status quo auf Ebene der einzelnen Gemeinden abbildete, wurde jedenfalls nur versehentlich einmal veröffentlicht – und selbst das hat sofort heftige Kritik hervorgerufen. Eschs Bürgermeister Georges Mischo (CSV) sah die Gefahr, „dass einzelne Städte stigmatisiert oder gegeneinander ausgespielt werden“.
Auch Emile Eicher (CSV), Bürgermeister von Clerf und Präsident des Luxemburger Gemeindeverbands Syvicol, kritisierte die Veröffentlichung seinerzeit – und wiederholt dies auch angesichts der aktuellen Aussagen der Luxemburger Forscher: „Unsere Haltung hat sich da nicht so sehr geändert“, sagt Eicher auf Anfrage des Tageblatt. „Wir befürchten, dass so etwas zu falschen Eindrücken und zur Stigmatisierung führen kann!“ Außerdem brächten die Daten keinen „zusätzlichen Wissensstand“, glaubt der Verbandschef – wobei gezielte Informationen natürlich absolut willkommen seien. So schaue man etwa immer sehr genau auf die Reports der Kläranlagen (die ja auch Viren im Abwasser verzeichnen, wenn die jeweils infizierten Menschen keine oder noch keine Symptome verspüren, wodurch die „Coronastep“-Daten sogar einen Blick in die nähere Zukunft der Pandemie-Entwicklung erlauben).
„Werden oft zuletzt informiert“
„Je schneller wir Informationen erhalten, desto besser können wir reagieren, zum Beispiel wenn absehbar ist, dass wegen Infektionen an Schulen bestimmte Stufenpläne in Kraft treten“, sagt Eicher weiter. Dann müssten schließlich etwa zusätzliche Busse und Personal organisiert werden. Allerdings hake es zuweilen mit Lauf und Geschwindigkeit des Informationsflusses – was zu unangenehmen Effekten führen könne: Es komme vor, dass nach positiven Testungen erst die Betroffenen benachrichtigt wurden. Diese Informationen gehen dann von Mund zu Mund. „Und dann rufen bei uns Leute an und fragen, welche Maßnahmen jetzt kommen – und wir wissen noch von gar nichts“, beklagt sich Eicher. „Das sieht natürlich nicht so gut aus.“
Die echte Repräsentativität genauer Kartenwerke bezweifelt er jedenfalls: Manche Einwohnerzahlen seien so klein, dass einzelne Infektionen sofort starke Ausreißer in der Statistik erzeugten – wie in der kleinen Gemeinde Kiischpelt, die wegen Infektionen in zwei Familien gleich tiefrot auf der Karte eingefärbt war, die versehentlich veröffentlicht wurde.
Er wünsche sich mehr vernetzte, regelmäßige Reports, die direkt an die Kommunen gehen. „Da gibt es bisher nichts Regelmäßiges“, klagt Eicher – und gibt der Regierung und der Wissenschaft noch einen Tipp, wo man seiner Ansicht nach sinnvoller kommunizieren könne: In einem „sehr multikulturellen“ Land wie Luxemburg müssten Spots oder Flyer noch in andere Sprachen als Deutsch, Französisch oder Englisch übersetzt werden. Man habe jedenfalls „in Gesprächen bereits die Befürchtung geäußert, dass man mit den Informationen nicht die ganze Bevölkerung mit ihren Kulturkreisen erreicht“.
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„Emile Eicher (CSV) hält nicht viel von Detailkarten“
CSV-Memberen hunn nach ni no den Detailer gekuckt, dofir waren se jo och sou schlecht fir d’Land.