Conference League / Stefano Bensi: „So eine Chance bekommt man nicht zweimal“
Die Escher Fola kann am Donnerstagabend den Einzug in die Play-Off-Runde der Conference League perfekt machen. Stürmer Stefano Bensi und seine Kollegen sind sich ihrer guten Ausgangslage nach dem 2:1-Auswärtssieg zwar bewusst, sorgen aber dafür, dass niemand die anstehenden 90 Minuten zu locker angehen wird.
Tageblatt: Sie scheinen in den vergangenen Wochen wieder richtig aufzublühen. Warum zeigt die Formkurve so deutlich nach oben?
Stefano Bensi: Ja, endlich … Ich empfinde wieder richtige Freude, auf dem Platz zu stehen und fühle mich frei. Man darf nicht vergessen, dass ich mich Anfang des Jahres einer weiteren Knie-Operation unterziehen musste und auch beruflich viel zu erledigen hatte. Das spielt im Kopf immer eine Rolle und es war schwer, aus diesem Loch wieder rauszukommen. Die Mannschaft hatte in der Zwischenzeit gedreht, was absolut normal war. Die beiden Wochen Urlaub haben mir im Sommer dann extrem gutgetan. Nach sechs Monaten konnte ich endlich richtig durchschnaufen. Dass wir anschließend eine gute Vorbereitung absolviert haben, spiegelt sich jetzt in den Resultaten wider.
Während dieser schweren Phase im Frühling haben Sie Ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gegeben. Ist Ihnen damit auch eine Last von den Schultern gefallen?
Ich habe diese Diskussion bereits seit über einem Jahr mit dem Nationaltrainer geführt. Es kam der Moment, an dem ich mich nur noch auf den Verein konzentrieren wollte – um nur noch auf einer Hochzeit zu tanzen, wie man so schön sagt. Diese Entscheidung hat mir auch eine Woche nach der Bekanntgabe noch extrem weh im Herzen getan. Nachdem ich das dann verarbeitet hatte, kann ich mich jetzt einfach wieder darüber freuen, auf dem Platz zu stehen.
Ärgert man sich eigentlich noch mehr über verpasste Riesengelegenheiten – wie Ihre in der vergangenen Woche in Nordirland aus fünf Metern –, wenn es ansonsten so gut läuft?
Kein Offensivspieler der Welt verwandelt alle seine Chancen. Aber normalerweise hätte ich die mit verbundenen Augen reinmachen müssen … Es war wichtig, danach genauso weiterzumachen und den Plan des Trainers über 90 Minuten auszuführen. Das ist auch der Grund, warum wir diese Partie verdient gewonnen haben.
Und umgekehrt: Wussten Sie gleich, dass Ihr erster Schuss beim Ausgleich auf so schöne Weise ins Netz fliegen würde?
Als ich gesehen habe, wie der Ball losgeflogen ist, wusste ich gleich, dass er drin wäre. Der Torwart hätte schon eine Superman-Parade auspacken müssen, um den zu halten. Ich hatte den absoluten Willen, aus dieser Position den Ausgleich zum 1:1 zu erzielen. Danach wurde es auf einmal sehr still im Stadion. Sie haben keine Lösungen gefunden. Es macht mich zudem sehr glücklich, dass Gauthier Caron der Siegtreffer gelungen ist. Er hatte nicht sehr viel Spielpraxis, was sich auch auf das Selbstvertrauen ausgewirkt hat. Umso wichtiger war dieser Treffer.
Begreift man eigentlich, dass man so kurz vor der Play-off-Runde steht, nachdem der Auftakt in der Champions League nicht nach Plan verlaufen ist?
Wir sind von der Gruppenphase und einer Play-off-Runde noch unheimlich weit entfernt. Uns erwartet ein sehr schweres Spiel. Wir müssen genauso viel Leidenschaft und Herzblut aufbringen wie in unseren drei letzten Conference-League-Begegnungen. In der Champions League haben wir vielleicht gedacht, das würde von alleine laufen … Aber keine Luxemburger Mannschaft startet im Europapokal als Favorit und kann sich im Vorfeld schon sicher sein, dass es zum Sieg reichen wird. Unsere Reaktion gegen die Weißrussen und gegen die Nordiren war die richtige. Es ist demnach schon als außergewöhnlich einzustufen, wenn eine Luxemburger Mannschaft auf diesem Niveau gewinnt. Unser Sieg in Belfast war nicht gestohlen.
Fola hatte im Hinspiel mehr Ballbesitz und die besseren Torchancen. Ist am Donnerstag von einem ähnlichen Spielverlauf auszugehen?
Ihr Fußball ist klassisch-britisch. Ihre Stärken liegen in den Duellen und sie sind laufstark. Technisch sind sie dagegen nicht überragend. Wenn wir also sowohl läuferisch als auch kämpferisch auf Augenhöhe dagegenhalten, stehen die Chancen gut, dass wir es schaffen können. Dafür muss aber jeder von uns den Kampf annehmen und darf während 90 Minuten nicht lockerlassen. Danach kann auch das besagte Quäntchen Glück entscheidend für einen Torerfolg sein. Es liegt an uns, das selbst zu provozieren, indem wir an unsere drei letzten europäischen Spiele anknüpfen.
Spüren Sie bereits eine gewisse Euphorie im Team?
Absolut nicht. Die erfahrenen Spieler sorgen dafür, das sofort zu bremsen. Natürlich gerät man schnell ins Träumen und stellt sich eigentlich unvorstellbare Szenarios vor. Immerhin geht es um die Play-offs. Bis auf Düdelingen und Déifferdeng 03 standen noch keine anderen Luxemburger Mannschaften dort. So eine Chance bekommt man nicht zweimal. Wir wollen alles geben, um unsere Anhänger noch ein bisschen glücklicher zu machen. Es ist kein Druck, denn in den vergangenen drei Jahren hatte uns niemand auf der Rechnung. In der Champions League sind wir zu Recht auseinandergenommen und kritisiert worden. Was ich zurückbehalte, ist unsere Reaktion. Jeder in der Mannschaft hat sich infrage gestellt.
Gilt das auch für die BGL-Ligue-Auftaktniederlage in Mondorf?
Wir haben dieses Spiel am Montag analysiert, wie wir es immer tun. In der aktuellen Situation ist diese Partie vielleicht etwas weniger wichtig, aber es ist eben die Liga, die uns den Zugang zum Europapokal verschafft. Wir hätten lieber mit einem positiven Ergebnis begonnen. Trotzdem ist es positiv, dass die Spieler, die bislang nicht viel Spielpraxis hatten, jetzt auch bereit sind. Es ist nicht der Moment, um auf die Leute einzuschlagen. Es geht darum, jeden aufzubauen.
- Tor, Titel und Trophäe: Luxemburger Leandro Barreiro gewinnt Ligapokal mit Benfica - 13. Januar 2025.
- Nach ITM-Untersuchung: Mischo bestätigt Geldstrafen für Swift Hesperingen - 8. Januar 2025.
- Marco Martino wurde am Montag beim F91 entlassen - 31. Dezember 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos