Strom, Gas und Co. / Steigende Energiepreise: So gehen Schausteller und Fouer-Verantwortliche damit um
Bunte Leuchten, rotierende Attraktionen und große Gastronomiezelte mit ihren Küchen – das gehört bei der „Schueberfouer“ dazu wie Waffeln und „Gromperekichelcher“. Doch für all dies wird Energie benötigt – in einer Zeit, die von steigenden Preisen für Strom und Co. geprägt ist. Wie gehen die Schausteller und Verantwortlichen des großen Volksfestes damit um?
Die „Fouer“ ist wieder in Luxemburg-Stadt – und macht seit vergangenem Freitag neben der aktuellen Diskussion um Preiserhöhungen vor allem in den Abendstunden mit blinkenden Lichtern auf sich aufmerksam. Für die stimmungsvolle Beleuchtung des Glacis, aber auch für die mobilen Küchen der Gastronomiebetriebe und die zahlreichen Attraktionen braucht es vor Ort vor allem eines: ausreichend Strom. Auch Gas und Wasser werden an der Mehrheit der Buden und Stände benötigt.
Als Organisator sorgt die „Ville de Luxembourg“ (VdL) dafür, dass Gas, Strom und Wasser pünktlich zu Beginn der Kirmes auf dem Glacis fließen. „Vor einigen Jahren wurde die Leitung zum Teil neu verlegt und das hat mit sich gebracht, dass alle größeren Gastronomiebetriebe nun in der Umgegend der ‚Allée Scheffer’ stehen. Früher befanden diese sich zum Beispiel auch in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang“, erklärt der für Veranstaltungen zuständige Schöffe, Patrick Goldschmidt (DP). „Die Schausteller sagen uns im Voraus, welche Anschlüsse sie brauchen. Dann beginnt die Planung.“
Etwa drei Wochen vor Beginn des Events ist die VdL dann gemeinsam mit externen Partnern – zum Beispiel einem großen Anbieter für Strom und Gas – vor Ort, um alles zu koordinieren. Gewöhnlich zahlen die „Forains“ ein Standgeld, dessen Höhe in einem Dokument mit dem Titel „Règlement taxe“ (Kapitel H-5, Artikel 8) festgelegt und abhängig von Standort sowie Größe der Anlage ist. In diesem Dokument steht auch, dass das Standgeld nie mehr als 2.250 Euro betragen darf. Pandemiebedingt wurde in diesem Jahr beschlossen, den Geschäftsleuten diese Gebühr zu erlassen.
Teures Speiseöl
Was sie allerdings auch in diesem Jahr zahlen müssen, sind die Rechnungen für den Anschluss sowie nach Ende der Veranstaltung den Verbrauch an Gas, Strom und Wasser. In der Nähe vieler Buden auf der „Fouer“ stehen deshalb mobile Kästen, die an das Hauptnetz am Glacis angeschlossen werden und den Verbrauch zählen. Unter anderem hinter dem großen Gastronomiezelt von Jérôme Bigard ist aktuell ein solcher zu finden. Seit acht Jahren ist der Luxemburger im Geschäft und ebenso lange bei dem größten Volksfest im Großherzogtum dabei.
In dem einem Chalet nachempfundenen Gastronomiezelt gibt es auf 200 Quadratmetern Platz für die Küche und 180 Gäste. Hinzu kommen 80 Sitzplätze auf der Terrasse. Für den Betrieb der Herdplatten und der Fritteusen wird sowohl Strom als auch Gas benötigt. Wie viel davon, kann Jérôme Bigard nicht genau sagen. Eines aber weiß er sicher: „Die Endabrechnung wird in diesem Jahr doppelt so hoch ausfallen.“ Schon vor Beginn der „Fouer“ hatte der Präsident des Schaustellerverbandes, Charles Hary, gegenüber dem Tageblatt gesagt, dass vor allem die Gastronomie mit hohen Strompreisen zu kämpfen haben würde.
Laut Jérôme Bigard gibt es allerdings noch ein gravierenderes Problem: „Öl ist richtig teuer geworden. Wir brauchen davon 300 Liter am Tag, für unsere ‚Gromperenecken’, also die Wedges, und natürlich den Kirmesfisch.“ Die Preise für das Essen, aber auch für Bier mussten in dem Betrieb – in dem abends DJs auftreten – angehoben werden. „Wir haben die Tarife angepasst. Aber wer uns kennt, weiß, dass diese noch ähnlich wie 2019 sind. Wenn wir die richtigen Preise verlangen würden, dann würde keiner mehr kommen“, sagt Jérôme Bigard. Ein kleines Bier (25 cl) kostet dort 3,50 Euro, für einen halben Liter zahlt man 6,50 Euro.
Hohe Endabrechnungen
In puncto Beleuchtung wird im Restaurant von Jérôme Bigard auf LEDs gesetzt. Das schont nicht nur den Geldbeutel des Schaustellers, sondern auch die Umwelt. Auch Martin Blume, ein Schausteller aus Berlin mit Firmensitz in München, nutzt schon seit längerem stromsparende LEDs. Der Besitzer der größten mobilen Geisterbahn der Welt kann noch nicht ganz einschätzen, wie hoch die Rechnung für Strom und Wasser bei den gestiegenen Preise am Ende ausfallen wird. „Wir sind da immer etwas in der Schwebe und sehen erst hinterher, ob es sich gerechnet hat“, erklärt der Schausteller, der zum ersten Mal bei der „Fouer“ dabei ist.
Wie viel Strom ein Fahrgeschäft braucht, sei pauschal auch schwer zu sagen – stellt Andreas Eigner fest, der in diesem Jahr mit einer rotierenden Attraktion in Luxemburg zu Gast ist, die mit ihren schwenkenden Kabinen und etwas Fantasie an einen Kraken erinnert. „Der Verbrauch kann ganz unterschiedlich ausfallen. Das hängt ja davon ab, wie lange man auf einem Platz steht und wie viele Leute kommen. Wenn viel Betrieb ist, werden mehr Runden gedreht und mehr Strom verbraucht“, berichtet der Schausteller aus München, der seit 30 Jahren im Beruf ist und zuletzt 1993 bei der Schobermesse dabei war.
An seiner Attraktion fließt vor allem Strom in den Betrieb des Fahrgeschäfts und in die energiesparenden LEDs. Wasser braucht er nur zur Reinigung der Anlage. Wie viel er am Ende dafür bezahlen muss, weiß auch er erst, wenn die 20-tägige Veranstaltung vorbei ist. Auch er stellt sich auf eine höhere Endabrechnung ein, wie er erklärt: „Strom, aber auch Sprit – alles wird teurer. Eigentlich müsste ich den Preis auf 7 Euro anheben. Aber das möchte ich nicht und habe so den Tarif von 5 Euro beibehalten. Damit sich das lohnt, müssen die Leute dann aber auch kommen.“ Da das bisher der Fall war, ist der Schausteller zufrieden: Der Andrang ist nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause groß und so können die aktuellen Preise beibehalten werden.
Richtige Reflexe
Auf etwas unfreiwillige Weise spart der Schausteller aktuell dadurch Kosten ein, dass er wegen Personalmangels durch die Pandemie mit einem kleineren Team unterwegs ist. Direkte Anweisungen zum Thema Energiesparen gab es indes von der Stadt Luxemburg laut Schöffe Patrick Goldschmidt auch in diesem Jahr nicht. Stattdessen wird auf die Eigenverantwortung der Geschäftsleute auf dem Glacis gesetzt. „Es ist ja auch in ihrem Sinne, die richtigen Reflexe zu haben: Wenn weniger Gäste kommen, die Apparate ausschalten. Oder die Beleuchtung nicht schon um 14.00 Uhr einschalten“, so der hauptstädtische Schöffe.
Dass die „Fouer“ seit der diesjährigen Ausgabe nur noch bis 1 Uhr nachts geht, hat neben früherer Nachtruhe den positiven Nebeneffekt, dass Strom gespart wird. Wie viel Energie insgesamt während der Großveranstaltung verbraucht wird, kann die VdL aktuell nicht sagen: Beim Strom seien es ungefähr 0,2 Promille, beim Wasser 0,1 und beim Gas weniger als 0,01 Promille vom Landesverbrauch. Das komme in etwa dem Verbrauch von 250 Haushalten gleich, so Patrick Goldschmidt. Er unterstreicht allerdings, dass das nur vorläufige Zahlen sind und nach Ende der Schobermesse mit genaueren Werten zu rechnen ist.
Die Frage nach Energieeinsparungen wird laut dem Schöffen vor allem für die Veranstaltungen im Winter wichtig – wenn allgemein mehr Strom verbraucht wird. „Bei den ‚Winterlights’ in der Hauptstadt werden wir in diesem Jahr wohl die Beleuchtung weniger lange anhaben. An anderen Orten wird wahrscheinlich ganz darauf verzichtet“, berichtet der Schöffe von den laufenden Überlegungen bei der Gemeinde. „Alle müssen den Gürtel enger schnallen und doch wollen wir dabei nicht auf alles verzichten“, erklärt Patrick Goldschmidt und betont den sozialen Aspekt solcher Veranstaltungen. Denn das sollen „Fouer“ und Co. letztlich doch sein: Orte, an denen Menschen zusammenkommen und gemeinsam eine unbeschwerte Zeit haben.
Diskussionen um Preiserhöhungen
Vor zu hohen Preise für die Gäste der Schobermesse hatte die „Union luxembourgeoise des consommateurs“ (ULC) am Dienstag in einer Pressemitteilung gewarnt und Verbraucherinnen und Verbrauchern dazu geraten, Preislisten zu vergleichen. Dabei hatte die ULC auch die „unqualifizierte Äußerung“ eines hauptstädtischen Schöffen zurückgewiesen, dass jeder für sich entscheiden könnte, ob man zur Schueberfouer gehe – oder eben nicht. Vom Tageblatt auf diese Kritik angesprochen, reagierte der betroffene Stadtschöffe Patrick Goldschmidt (DP) gelassen: „Es ist normal, dass der Konsumentenschutz die Konsumenten schützen will. Das ist deren Rolle.“ Der Gemeindeverantwortliche steht weiter hinter seiner Aussage, pflichtete der ULC allerdings in dem Sinne bei, dass die Gäste der „Fouer“ Preise vergleichen sollen. Denn längst nicht überall seien die Tarife gestiegen und so sei es beispielsweise immer noch möglich, für fünf Euro einen guten Hamburger zu essen. (ham/sas)
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