/ Stellenabbau wegen Digitalisierung bei Clearstream Banking S.A. - Unternehmen will in Luxemburg bleiben
Ende des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass die Clearstream Banking S.A. bis zum Ende des Jahres 2021 ein Fünftel ihrer luxemburgischen Belegschaft entlassen will. Das Tageblatt unterhielt sich mit Philippe Seyll, dem CEO des Unternehmens.
Zur Person
Die Ausbildung von Philippe Seyll, dem 56-jährigen CEO von Clearstream Banking S.A., lässt nicht sofort auf eine Karriere im Bankensektor schließen. Er besitzt ein Master in „Electro Mecanical Engineering“ und ein Master in „Computer Science“ der Université Libre Bruxelles. Später kam noch ein Master in „Business Management“ der HEC Bruxelles hinzu.
Seine berufliche Laufbahn begann er in London bei der „Bank of New York“, wo er während neun Jahren Managing Director war.
Seit dem Jahr 2005 ist er bei Clearstream, zuerst als einfaches Mitglied des „Executive Board“, später als Co-CEO von Clearstream Banking.
Seit November 2018 ist er in seiner heutigen Position.
„Dem Unternehmen geht es gut“, stellte Philippe Seyll klar. Laut Bankengewerkschaft Aleba soll die Deutsche Börse, der Mutterkonzern von Clearstream, rund 1,5 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet haben. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, muss schon heute investiert werden. Die fortschreitende Digitalisierung mache Investitionen notwendig, um mit der Entwicklung Schritt zu halten, meinte der Clearstream-Manager.
Der Sektor, in dem das Unternehmen tätig ist, steht von mehreren Seiten unter Druck. „In Folge der Krise haben die Aufsichtsbehörden die Regulierungsschraube fester angezogen“, so Seyll. Dies bedeute Anpassungskosten zum einen, zum anderen höhere Betriebskosten. Ausgaben, die sich nicht in höheren Einnahmen widerspiegeln. „Wir stellen unseren Kunden, den Banken, ein regelkonformes Umfeld für ihr Tagesgeschäft zur Verfügung.“
Nun hat die Deutsche Börse beschlossen, die operative Effizienz zu erhöhen und die strukturellen Kosten zu senken. „Wir wollen unser Geschäft ausbauen, ohne dass die Kosten im gleichen Rhythmus steigen“, meinte Seyll. Möglich wird dies z.B., wenn Menschen bei repetitiven Aufgaben Unterstützung von Maschinen bekommen.
„Fortschritt zu eigen machen“
„Wir investieren auch in neue Technologien wie künstliche Intelligenz“, erklärte Seyll. 100 Millionen Euro wird das Unternehmen für Effizienzmaßnahmen und Automatisierung ausgeben. „Wir müssen bei den Betriebskosten sparen, um weiterhin investieren zu können“, sagte Seyll. Gespart wird nicht nur in Luxemburg. Aus der „Roadmap 2020“ des Mutterkonzerns geht hervor, dass bei der Deutschen Börse insgesamt 350 Arbeitsstellen wegfallen sollen, darunter auch 50 Führungskräfte.
Der Sozialplan bei Clearstream Luxemburg reiht sich in diese Roadmap ein. Rund ein Fünftel der etwa 1.200 Arbeitsplätze soll wegfallen, das sind 176,8 Vollzeitstellen. Digitalisierung und neue Technologien verändern die Finanzwelt. So können Roboter bei einfachen Aufgaben unterstützen, wie Dokumente einzulesen oder Kunden dem richtigen Berater zuzuweisen. „Die Informationsverarbeitung wird so auch sicherer sein“, meinte der CEO.
Diese Entwicklung bedeute nicht, dass sich Clearstream vom Großherzogtum abwende. „Wir stellen weiterhin ein“, so Seyll. Dann zählte er auf: „2017 haben wir 79 neue Mitarbeiter eingestellt, im vergangenen Jahr waren es 96, alleine in Luxemburg.“ In den ersten Monaten dieses Jahres seien schon fünf eingestellt worden, „fünf weitere Stellen sind noch offen“, so Seyll. Das Unternehmen habe vor, auch in Zukunft weiterhin in Luxemburg zu wachsen.
So habe die Deutsche Börse in ein Start-up investiert, das sich mit der Blockchain beschäftige. „Wir haben ihnen empfohlen, Luxemburg als ihren Standort in Betracht zu ziehen“, sagte Seyll. Das Start-up HQLAx, das jetzt im Luxemburger LHoFT sitzt, würde den Unternehmen helfen, sich den Fortschritt zu eigen zu machen, „anstatt nur auf ihn zu warten“.
Im Fokus der Unternehmen aus dem Sektor stehen auch die Risiken der Cyberkriminalität, die Kehrseite der digitalen Welt. Claude Marx, der Direktor der luxemburgischen Aufsichtsbehörde CSSF, zählt diese zu den potenziell bedeutendsten Risiken. Auch dies sei ein weiteres Feld, in das Clearstream investiere und in dem Luxemburg eine Rolle spielen kann. Clearstream habe also noch sehr viel vor im Großherzogtum. „Wir fühlen uns sehr wohl hier und möchten noch lange in Luxemburg bleiben“, so Seyll.
Die Bank für Banken
Der CEO erklärt die Aufgabe der Abwicklungs- und Verwahrgesellschaft mit einfachen Worten: „Wir sind eine Bank für Banken.“ Das Kerngeschäft ist die Abwicklung und Verwahrung von Wertpapieren, seien es Anleihen, Aktien oder Investmentfonds.
„Wenn sie als Privatkunde zu ihrer Bank gehen und ein Wertpapier kaufen, läuft dieses Geschäft über Clearstream“, so Seyll. Der Wert der von Clearstream verwahrten Wertpapiere beläuft sich auf rund 14 Billionen – das sind 14.000 Milliarden Euro. Damit zählt Clearstream zu den größten weltweit tätigen Anbietern von Wertpapierdienstleistungen.
Clearstream Luxembourg
Die Geschichte von Clearstream reicht bis in das Jahr 1977 zurück. Damals formten 66 der weltweit größten Finanzinstitute ein Konsortium mit dem Namen Cedel („Centrale de livraison de valeurs mobilières“).
„Da es sich um ein europäisches Konsortium handelte, lag es nahe, den Sitz im Zentrum von Europa anzusiedeln“, so Philippe Seyll. Das solide regulatorische Umfeld und die Mehrsprachigkeit haben seiner Meinung nach ebenfalls für das Großherzogtum gesprochen.
Seit über 20 Jahren befindet sich ein Teil des Unternehmens im Besitz der „deutschen Börse“. Seit dem Jahr 2000 befindet sich Clearstream zu 100 Prozent im Besitz der „deutschen Börse.“
Der Name Clearstream wird mit mehreren Affären in Zusammenhang gebracht. Im Jahr 2001 erschien das Buch „Révélation$“, von Denis Robert und dem Ex-Clearstream-Mitarbeiter Ernest Backes. Sie warfen darin dem Unternehmen vor, Geldwäsche und Steuerflucht zu unterstützen. Nach jahrelangen Prozessen wurde Clearstream von den Vorwürfen freigesprochen.
In der Zwischenzeit kam es zu einer zweiten „Clearstream-Affäre“. Der Vorwurf wurde laut, dass einige Politiker, darunter der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy, Geheimkonten bei Clearstream hätten. Diese Vorwürfe konnten vor Gericht jedoch nicht bestätigt werden. Drei Personen, die die Vorwürfe in Umlauf brachten, wurden im Jahr 2010 zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Heute beschäftigt das Unternehmen 2.400 Mitarbeiter (darunter rund 1.000 in Luxemburg) und hat Niederlassungen in zwölf Ländern.
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Stellenabbau wegen Digitalisierung.
An da soen d’Politiker, mer missten déi Jonk op d’Digitaliséierung préparéieren. Dat heescht jo dann iwwersat, mer mussen déi Jonk drop virbereeden, dass vill vun hinnen net méi gebraucht ginn, well d’Digitaliséierung vill Aarbechtsplazen zerstéiert. Den Hannergedanke vum Patronat ass jo net, fir déi Aarbechtsplazen déi verschwannen, 1 zu 1 duerch Aarbechtsplazen am Beräich vun der Informatik ze ersetzen. Den Hannergedanken ass éischter deen, fir esou mann wéi méiglech Leit ze beschäftegen.
Dat schafft natierlech sozial Spannungen, an da gäert et. Sou wéi am Frankräich.
Si hunn d’Personal ëmmer ausgenotzt bis op d’Blutt. Wann se méi Pai gefrot hunn, kruten se gesot, dat wär de Moment leider net dran, mä si kéinten awer „Chef de Service“ vun hirem Service wou se eleng geschafft hunn, dat Joer duerno kruten se dann en ‚attaché à la direction‘ offréiert an dat nächst Joer waren se dann ‚Fondé de pouvoir‘ mat deemselwechte Goss.
Mä dofir hunn se dann all Woch eng Palette Aktien oder soss Kabes missten ënnerschreiwen, pouvoir ass schliisslech pouvoir.
Mä wéinstens war d’Visittekaart méi héich wéi breet vun all den Titelen.