ALEH organisiert Gesprächsrunde / Stellenwert der Luxemburger Geschichte
Zwei Tage vor Nationalfeiertag hatte die „Association luxembourgeoise des enseignants d’histoire“ (ALEH) eine Gesprächsrunde mit dem Titel „Wéi e Stellewäert huet d’Lëtzebuerger Geschicht an der Fuerschung, an der Schoul, an der Ëffentlechkeet?“ in der „Bibliothèque nationale du Luxembourg“ organisiert. Zu Wort kamen Historiker der Universität Luxemburg, eine junge Studierende sowie eine Lehrerin aus dem Sekundarunterricht.
„Was möchte die Luxemburger Geschichte sein? Eine eher konservative Nationalgeschichte, ein kollektives Gedächtnis? Welche Geschichte ist relevant?“ Mit diesen Fragen eröffnete Historiker Pit Peporté das Rundtischgespräch und gab die Schwerpunkte des Abends vor. Doch es sollte auch darum gehen, was die Schüler und die Jugendlichen über die Geschichte ihres Landes wissen und wie man ihnen die Geschichte Luxemburgs näher bringen könnte. Für Aurélie Thines, die an der Universität von Montréal das Fach Geschichte studiert, fehlt es an einem gesamten Überblick, um die Geschichte Luxemburgs besser aufarbeiten zu können. Ihre Erfahrungen mit der Geschichte des heutigen Großherzogtums fielen während ihrer Schulzeit sehr ernüchternd aus und sei vom Lehrpersonal abhängig gewesen, so die junge Studierende. Als Ursachen sieht Françoise Flesch, die das Fach Geschichte am „Lycée du Nord“ unterrichtet, vor allem in der Art und Weise, wie die Luxemburger Geschichte im Sekundarunterricht behandelt wird.
„Die Geschichte Luxemburgs wird im ,Enseignement classic‘ nur fakultativ behandelt. Im ,Enseignement technique‘ hingegen wird mehr Wert auf die Geschichte Luxemburgs gelegt. Hier sind die Geschichtsbücher auch besser ausgearbeitet. Ich würde es begrüßen, wenn man diese Bücher im gesamten Sekundarunterricht nutzen würde“, so Flesch. Um ihren Schülern die Luxemburger Geschichte vor Augen zu führen, unternimmt die Lehrerin gerne Ausflüge mit ihren Schülern. So können die Schüler den Raum, in dem sie leben, und ihre Umgebung besser kennenlernen.
Dr. Michel Pauly ist Experte für mittelalterliche und transnationale Luxemburger Geschichte an der Universität Luxemburg. Auch für ihn nimmt der Raum eine wichtige Rolle ein. „Der Raum verändert sich über die Jahre und auch die Art und Weise, wie wir diesen wahrnehmen. Bei der Geschichte handelt es sich um eine Konstruktion und nichts Definitives. Auch den Begriff Nation benutzte ich nicht“, erklärte Dr. Pauly. So könne man die Geschichte Luxemburgs nicht ohne die Geschichte Europas verstehen. Das sei vor allem wichtig bei Schülern mit Migrationshintergrund, damit diese ihre eigene Geschichte verstehen.
Dr. Sonja Kmec ist auf europäische Geschichte und Kulturstudien vom 16. bis 20. Jahrhundert spezialisiert und lehrt ebenfalls an der Universität Luxemburg. Für sie müssen sich Historiker immer wieder neu erfinden und immer wieder neuen kritischen Fragen stellen, die von der Gesellschaft aufgeworfen werden. Man müsse die unterschiedlichen Netzwerke analysieren, so Kmec.
Auch wenn es unterschiedliche Sichtweisen zwischen der aktuellen Forschung und dem Schulbetrieb gibt, so sind sich doch alle Beteiligten einig, dass die Luxemburger Geschichte einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen muss. Um das zu erreichen, muss sie sichtbarer werden.
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Die lux. Geschichte wurde mir (Jahrgang 1954) sehr selektiv vermittelt. Daraus ergeben sich enorme Konsequenzen, im nationalen und internationalen Bereich. Wer in einer ersten Liga spielen will, muss auch die Regeln dieser Liga berücksichtigen. Die Öffentlichkeit hat ein Anrecht auf die volle Wahrheit.
MfG
Robert Hottua