Deutschland / Stiko empfiehlt Covid-Impfung für Kinder mit Vorerkrankungen – möglich auch ohne
Die Ständige Impfkommission empfiehlt seit Donnerstag den Biontech-Pfizer-Impfstoff für Kinder mit Vorerkrankungen zwischen fünf und elf Jahren. Das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung könne aufgrund der eingeschränkten Datenlage derzeit noch nicht eingeschätzt werden.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Covid-19-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige von Biontech und Pfizer zunächst nur für Kinder mit Vorerkrankungen. Bei individuellem Wunsch könnten aber auch Kinder ohne Vorerkrankung nach entsprechender ärztlicher Aufklärung geimpft werden, teilte die beim Robert-Koch-Institut angesiedelte Stiko am Donnerstag mit. Die Impfempfehlung gelte für Kinder mit verschiedenen Vorerkrankungen sowie für solche, in deren Umfeld sich Personen mit dem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs befänden, die selbst nicht durch eine Impfung geschützt werden könnten.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte Ende November grünes Licht für den Einsatz des Impfstoffs bei Kindern gegeben. Bei der EU-Zulassung des Vakzins ab zwölf Jahren im Mai hatte die Stiko zunächst ebenfalls nur Impfungen von Jugendlichen mit Vorerkrankungen empfohlen. Die Empfehlung für alle Kinder ab zwölf Jahren folgte erst im August.
Die Stiko wies nun darauf hin, dass die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Fünf- bis Elfjährigen zwar sehr hoch sei, sodass man davon ausgehen müsse, dass sich ein Großteil dieser Altersgruppe mittelfristig infizieren werde. Die meisten Infektionen verliefen aber asymptomatisch und es bestehe für gesunde Kinder nur ein geringes Risiko für eine schwere Covid-Erkrankung. Das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung könne aufgrund der eingeschränkten Datenlage derzeit nicht eingeschätzt werden, erklärte die Stiko. Sobald weitere Daten zur Sicherheit des Vakzins in dieser Altersgruppe vorlägen, werde sie ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen.
„Letztendlich hat man als Elternteil nur die Wahl zwischen Impfung oder Infektion, weil die Kinder aktuell die höchsten Inzidenzen haben, und mit Omikron wird das wahrscheinlich noch einmal schlimmer“, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, zu Reuters. „Das Risiko durch Covid-19 für Kinder ist sehr gering, aber es ist auch nicht null und das Risiko durch die Impfung ist noch geringer. Daher verstehe ich nicht, wie man sagen kann, die Impfung für alle Kinder muss nicht sein.“ Die Stiko arbeite sehr evidenzbasiert, was normalerweise sehr sinnvoll sei. „Aber das führt aktuell dazu, dass sie häufig hinterherhinkt.“
Deutschland erhält zunächst 2,4 Millionen Dosen
Deutschland und die anderen EU-Länder sollen den Kinderimpfstoff von Biontech/Pfizer am Montag erhalten. Das Bundesgesundheitsministerium hatte erklärt, Deutschland bekomme dann 2,4 Millionen Dosen auf einen Schlag, weitere Lieferungen soll es 2022 geben. In Deutschland gibt es etwa 4,5 Millionen Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. In der Altersgruppe von zwölf bis 17 Jahren sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bislang 47,9 Prozent vollständig geimpft. Die Impfung für Kinder enthält ein Drittel einer Erwachsenen-Dosis und wird ebenfalls zweimal im Abstand von drei Wochen in den Oberarm verimpft.
Stiko-Chef Thomas Mertens hatte zuletzt mit seinen Aussagen zu Covid-Impfungen für Kinder Kritik auf sich gezogen. In einem Podcast der Frankfurter Allgemeine Zeitung gesagt, wenn er ein sieben oder acht Jahre altes Kind hätte, würde er es angesichts fehlender Daten zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich nicht impfen lassen. Jenseits der Daten aus der Zulassungsstudie gebe es „keinerlei Daten“ über die Verträglichkeit des Impfstoffs in der Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen. Der Kinderärzteverband warnte darauf davor, Ängste zu schüren.
Fokus soll auf Ungeimpften und Hochrisikogruppen liegen
Auf die Empfehlung der Stiko für Impfungen bei unter Zwölfjährigen wurde mit Spannung gewartet. Viele Kinderärzte warten darauf, bevor sie ihre Patienten impfen. Die EMA erklärte am Donnerstag, bisher gebe es keine Sicherheitsbedenken aus der Impfkampagne für Kinder in den USA. Dort haben nach der Zulassung durch die Arzneimittelbehörde FDA Ende Oktober unter den Fünf- bis Elfjährigen bisher rund fünf Millionen Kinder eine Impfdosis erhalten, vollständig geimpft sind 1,86 Millionen.
Die Weltgesundheitsbehörde WHO hatte erklärt, der Fokus bei Impfungen solle auf Ungeimpften und Hochrisikogruppen liegen. Da Kinder und Jugendliche im Vergleich zu Erwachsenen in der Regel mildere Krankheitsverläufe aufwiesen, sei es weniger dringlich, sie zu impfen, es sei denn, sie gehörten zu einer Gruppe mit einem höheren Risiko für schwere Covid-Erkrankungen.
Nach Daten des Robert-Koch-Instituts ist in Deutschland die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der Fünf- bis 14-Jährigen derzeit mit 905,6 immer noch mit Abstand am höchsten, gefolgt von den 15- bis 34-Jährigen mit einer Inzidenz von 466,8. Insgesamt sank die Inzidenz am Donnerstag auf 422,3.
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