Gewerkschaften / Stockende Verhandlungen: OGBL und LCGB gehen in die Bau-Offensive
Steckt das Baugewerbe in einer Krise oder nicht? Den Gewerkschaften OGBL und LCGB zufolge ist das nicht der Fall. Sie fordern konkrete Fortschritte in den seit fast zwei Jahren andauernden Kollektivvertragsverhandlungen. Ansonsten drohen die Gewerkschaften mit konkreten Folgen.
OGBL und LCGB warnen vor einem bevorstehenden Konflikt im Bausektor. „Von Patronatsseite ist während zwei Jahren nichts vorgelegt worden“, warnt Jean-Luc De Matteis vom OGBL vor versammelter Presse am Mittwoch. OGBL und LCGB hatten aufgrund der stockenden Kollektivvertragsverhandlungen im Baugewerbe zu einer Pressekonferenz im Sitz des OGBL geladen. Der letzte Kollektivvertrag im Bausektor sei 2021 ausgelaufen. Das Patronat wolle eben diesen nun ohne weitere Verhandlungen verlängern und sperre sich bei den seit 20 Monaten andauernden Verhandlungen konsequent gegen jeden Fortschritt. Jetzt wollen die Gewerkschaften handeln.
„Trotz der derzeitigen Situation können wir von einem gesunden Zustand im Bau reden“, erklärt De Matteis den Vorstoß der Gewerkschaften. Zwar würden einige Unternehmen aufgrund der Situation im Wohnungsbau etwas schwieriger über die Runden kommen – „der Wohnungsbau macht aber nur ein Viertel der gesamten Bauaktivitäten aus“. Dem stimmt auch Robert Fornieri vom LCGB zu. Insgesamt sind laut Schätzungen der Gewerkschafter 20.000 Arbeitnehmer direkt von den Kollektivvertragsverhandlungen betroffen.
Die wichtigsten Forderungen der Gewerkschaften
– Erhöhung der Gehälter um zwei Prozent (rückwirkend) für die Jahre 2022, 2023 und 2024
– Jahresendprämie soll durch einen 13. Monat ersetzt werden
– ein Recht auf Fortbildungen mit einer den Qualifikationen entsprechenden Entlohnung
– durchgehende 50-prozentige Gehaltserhöhung für nächtliche Arbeiten
– Eine Erhöhung der Urlaubstage von 27 auf 30 pro Jahr
Der Arbeitskräftemangel im Baugewerbe sei laut De Matteis auch auf die unattraktiven Arbeitsbedingungen zurückzuführen. Ein Umstand, dem das Patronat mit dem Abschluss eines Kollektivvertrages Abhilfe schaffen könnte. Stattdessen würde sich zugunsten des kurzfristigen Profits und mit dem Hinweis auf die diversen Krisensituationen gegen jegliche Verhandlungen versperrt werden. „Das Auftragsvolumen ist nach wie vor gegeben“, sagt auch Robert Fornieri. Und selbst wenn nicht, müsse sich das Patronat doch auf eine Wiederaufnahme der Aktivitäten vorbereiten. Die jetzige Zeit müsse demnach anhand von Kollektivvertragsverhandlungen und Fortbildungen ins Personal investiert werden, so das Credo der beiden Gewerkschaften. Denn: „Wenn der Bau so tief in der Krise steckt, dann soll doch eine Tripartite einberufen werden“, meint Fornieri. „Dann müssen die Zahlen offengelegt werden.“
Da dies aber laut Aussage beider Gewerkschaften nicht der Fall ist, bereiten sich diese auf gewerkschaftliche Aktionen in den kommenden Wochen und Monaten vor. „Wir werden nicht akzeptieren, dass Löhne, Prämien und Urlaubstage auch weiterhin stagnieren“, sagt De Matteis. „Nicht bei Gewinnmargen der Bauträger, die zwischen 20 und 40 Prozent liegen.“ Auch hätten die Gewerkschaften nach Ausbruch des Ukraine-Krieges und der Energiekrise lange Verständnis aufgebracht – jetzt aber sei die Geduld aufgebraucht.
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