/ Straches Ex-Bodyguard packt aus: Kurz vor der Wahl in Österreich platzt in der FPÖ eine neue Ibiza-Bombe
Wenige Tage vor den vorgezogenen Wahlen in Österreich poppt die Ibiza-Affäre neu auf: Ein Ex-Bodyguard des zurückgetretenen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache wurde vorübergehend festgenommen und könnte nun als Kronzeuge auftreten.
Von unserem Korrespondenten Manfred Maurer, Wien
Ob diese neue Wendung der FPÖ schadet oder vielleicht sogar nützt, wird sich am kommenden Wahlsonntag erweisen. Fest steht aber, dass der Skandal um das heimlich aufgezeichnete Video, das im Mai zuerst Strache und dann die türkis-blaue Koalition zu Fall gebracht hat, im Wahlkampffinale nun wieder die Schlagzeilen dominiert. Denn seit der Festnahme des Wiener FPÖ-Bezirksrates, Polizisten und ehemaligen Strache-Bodyguards Oliver R. ist bei den Rechtspopulisten Feuer am Dach.
Der Hintergrund der Polizeiaktion am Montagabend bildete zunächst eine Nebenfront des Skandals, an der es auch um einen Machtkampf in der FPÖ gehen könnte: Der neue Wiener Parteichef Dominik Nepp, der nach Straches Rücktritt die Führung der Hauptstadt-Freiheitlichen übernommen und daher möglicherweise keine Freude mit den Comeback-Träumen seines Ex-Chefs hat, veranlasste eine Untersuchung wegen vermuteter Unregelmäßigkeiten bei Straches Spesenabrechnungen.
Diesem stand als Parteichef neben seinen Einkünften aus den politischen Jobs ein monatlich mit 10.000 Euro wohl dotiertes Spesenkonto zur Verfügung. Dazu gab es noch einen Mietzuschuss von 2.500 Euro, wie die FPÖ am Mittwoch bestätigte. Auslöser der Untersuchung soll eine vor zwei Wochen bei der Partei eingegangene Anfrage eines Journalisten gewesen sein. Darin ging es um mögliche Malversationen bei den Spesenabrechnungen.
Der Ex-Vizekanzler weist jeden Verdacht von sich und spricht von einer „durchschaubaren Schmutzkübelkampagne“ kurz vor der Wahl. Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigt allerdings Ermittlungen gegen Strache im Zusammenhang mit den Spesenabrechnungen und dass es um den Verdacht der Untreue ginge.
Razzia durch Soko Ibiza
Wirklich heiß wird die Causa freilich durch die Ibiza-Connection. Denn eine Hausdurchsuchung bei Oliver R. führte am Montagabend nicht irgendeine Polizeitruppe durch, sondern die „Soko Ibiza“, jene Sondereinheit des Bundeskriminalamtes also, die Licht ins Dunkel des größten Skandals der österreichischen Nachkriegsgeschichte bringen soll. Und die Beamten dürften fündig geworden sein. Denn der inzwischen vom Dienst suspendierte Kollege wurde umgehend festgenommen.
Laut Recherchen der Die Presse soll er jahrelang belastendes Material über Strache und andere freiheitliche Politiker gesammelt und auch schon Medien zum Kauf angeboten haben. Seit 2011 hatte er als Vertrauter Straches Einblick in dessen Intimstes, ehe es nach fünf Jahren zum Bruch kam. Strache soll den Mann nach einer schweren Krankheit fallengelassen haben. Darin könnte ein Rachemotiv liegen.
Am Mittwoch (25.9.) wurde R. zwar schon wieder aus der Haft entlassen, was aber für die FPÖ keine Entwarnung bedeutet. Im Gegenteil: Straches Ex-Vertrauter soll nämlich ausgepackt haben und als Kronzeuge zur Verfügung stehen.
Die Frage ist nun, ob er „nur“ fadenscheinige Spesenabrechnungen verraten oder auch etwas mit dem Ibiza-Video zu tun hat. Der Verdacht wird genährt durch angebliche Kontakte R.’s zu jenem Wiener Anwalt, der als Drahtzieher der Strache im Sommer 2017 auf Ibiza gestellten Video-Falle gilt. Dieser hat eine Mitwirkung an dem „zivilgesellschaftlich motivierten Projekt, bei dem investigativ-journalistische Wege beschritten wurden“, eingestanden, aber jegliche Straftat bestritten.
Es lebe die Opfertheorie
Die Wiener FPÖ hat R. inzwischen aus der Partei ausgeschlossen. Diese Maßnahme ist auch als Teil der schon am Tag der Veröffentlichung des Videos gestarteten Gegenoffensive zu betrachten, mit der sich die FPÖ als Opfer einer großen Verschwörung inszeniert. Sollte der Ex-Bodyguard tatsächlich etwas mit dem Video zu tun haben, wird die FPÖ dies im Wahlkampffinale als Bestätigung ihrer Theorie verkaufen. Parteichef Norbert Hofer selbst stellte den Konnex her: „Hinter den Vorwürfen gegen Heinz-Christian Strache steckt dasselbe kriminelle Netzwerk, das auch das Ibiza-Video produzieren hat lassen.“
Hardcore-Fans, die ohnehin nur zu gerne an eine Verschwörung glauben möchten, werden dies dankbar aufnehmen und verbreiten. Strache heischt auf Facebook jedenfalls schon um Mitleid: „Enttäuscht!“, postete er und beklagt, dass die FPÖ „offensichtlich jahrelang von einer mutmaßlichen kriminellen Struktur unterwandert“ worden sei. Die Postings darunter sind freilich nicht nur aufmunternd und zustimmend: „Ist ALLES unwahr? Oder hast du doch auch falsch abgerechnet?“, fragt einer den Ex-Liebling der Partei. Nicht alle wollen offenbar glauben, dass an den Skandalen der FPÖ immer andere schuld sein sollen.
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