/ Streit um den Park „Fenkelbierg“: Anrainer wehren sich gegen geplante Wohnbebauung
Die Gemeinde Sanem wächst. Das ist im neuen Flächennutzungsplan (PAG) berücksichtigt worden. Baugelände ist vielerorts vorgesehen. Dem soll auch ein fast 50 Jahre alter Park in Zolwer weichen. 118 Unterschriften sind durch Anrainer zusammengekommen, die sich dagegen wehren. Die Eheleute Pantaleoni gehören dazu.
Fotos von Alain Rischard
Paolo Pantaleoni (64, Foto) zeigt auf die Plakette, die in dem rund drei Hektar großen Park steht. 1982 haben Gemeindeverwaltung, Forstverwaltung und Schüler im Rahmen des „Tags des Baums“ Bäume gepflanzt. Die Bronzetafel erinnert daran und mahnt dazu, sie zu respektieren. Spaziergänger laufen durch das Areal, das zwischen Baukränen und dichter Bebauung eine Oase der Ruhe ist. Von seinem Haus aus schaut er auf das Grün. „Der Text auf der Plakette wirkt wie ein Hohn, wenn man weiß, dass das alles hier weg soll“, sagt der pensionierte Staatsbeamte. Er hat nicht nur 118 Unterschriften gesammelt und fristgerecht nach der ersten Abstimmung im Gemeinderat reklamiert. Er hat kürzlich auch Innenministerin Taina Bofferding per Brief eingeschaltet.
Die Gemeinde plant, das ist durch die definitive Abstimmung im Gemeinderat vom Januar dieses Jahres gesichert, das Gelände für Wohnraum zu opfern. Der Park gehört der Gemeinde Sanem und der neue Name für das neue Viertel steht fest: „Roetschgruendchen“. Dann sind das Grün und der Blick weg. Pantaleonis Immobilie sowie die der Nachbarn fallen im Wert. Das Paar, das seit 1986 Jahren dort wohnt, wehrt sich dagegen – bislang ohne Erfolg. Nach der ersten provisorischen Abstimmung im Gemeinderat über den neuen Flächennutzungsplan am 27. April 2018 reklamieren sie das erste Mal. „Wir seien gegen den Fortschritt, hat der Schöffenrat uns geantwortet“, sagt Ehefrau Gaby Pantaleoni-Kayser (55), „wir sollen doch froh sein, wenn unsere Kinder bezahlbaren Wohnraum bekommen und dass noch lang nicht jeder Baum im Park ein ‚arbre remarkable‘ sei, die deswegen durch andere Grünzonen ersetzbar seien.“
Stimmt nicht, sagt ihr Mann. „Wir sind nicht gegen den Fortschritt“, betont er und verweist darauf, dass im „Geessewee“, in Blickweite vom Park aus, gerade knapp 200 neue Wohneinheiten der „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) entstehen. Daneben ist weitere Bebauung geplant. Als Ausgleich für den Park sollen eine nie bebaute Fläche am Ende der rue Robert Schuman und verwildertes Gelände hinter dem Park, auf dem Strommasten stehen, dienen.
Konvention lässt Fragen offen
Das Gelände ist nicht erst seit dem neuen Flächennutzungsplan umkämpft. Im alten Flächennutzungsplan war schon einmal eine kleine Fläche rund um den Park als „Bebauungsfläche“ ausgewiesen. Es wurde aber nie gebaut. „Da hätten wir schon Einspruch einlegen sollen, wurde uns von der Gemeinde gesagt“, sagt Ehefrau Gaby. „Das war eine ‚Alibi-Klassifizierung'“, so ihr Mann, „da ist jahrzehntelang nichts passiert.“ Das Gleiche gilt für das Gelände am Ende der rue Robert Schuman, das ebenfalls verwildert ist und nie bebaut wurde. Es gehört dem Bauunternehmen Frisoni et Cie.
Eine Woche vor der ersten Abstimmung im Gemeinderat im April 2018 hat die Gemeinde eine Konvention mit dem Unternehmen geschlossen. Sie besagt, dass das verwilderte Gelände in eine Grünzone umgewandelt – also nicht mehr bebaut – wird und dass das Unternehmen dafür beim Bauprojekt „Roetschgruendchen“ einbezogen wird. „La Société pourra participer au plan d’aménagement particulier ‚im Roetschgruendchen'“, heißt es wortwörtlich in der Konvention, die der Redaktion vorliegt. Wie die „Partizipation“ aussehen wird, lässt der Vertrag offen. Er geht erst acht Monate später, am 10. Dezember 2018, durch den Rat.
Da ist Pantaleoni schon auf Unterschriftenfang im Viertel unterwegs. Am 7. Januar übergibt er der Gemeinde die 118 Stimmen gegen die Umwidmung des Parks. Es nützt nichts. Fünf Tage später, am 11. Januar 2019, wird der Flächennutzungsplan endgültig vom Gemeinderat durchgewunken – ohne die zwei Stimmen von „déi Lénk“ und dreier anderer Gemeinderatsmitglieder (siehe Tageblatt vom 1.2.2019).
Pantaleoni weiß sich in guter Gesellschaft. Zwischenzeitlich haben sich sowohl „natur&ëmwelt“ als auch das „Mouvement écologique“ eingeschaltet und Briefe an die Gemeinde Sanem verschickt. Das Thema: die Erhaltung des Parks. Der Anwohner geht noch einen Schritt weiter. Die letztliche Entscheidung darüber liegt bei Innenministerin Taina Bofferding, die ebenfalls am 25. Januar 2019 einen Brief Pantaleonis als Privatmann und als Sprecher der 118 Anrainer erhält. „Wir bekommen keine Antworten“, sagt der Anwohner. Eine von der Gemeinde anberaumte Informationsveranstaltung im Festsaal der Schule „Zolwer 2000“ soll am Dienstagabend aufklären.
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Wohnen und Lebensqualität unter einen Hut zu bekommen scheint nicht so einfach zu sein.Zumal wenn das große Geld,resp. die Wohnungsnot herrscht. Als Ex-Wasserbilliger ( größte Tankstelle Europas )haben die Gegner dieses Projektes mein Mitgefühl. Berge,Täler und Flüsse sind kein Hindernis mehr für Bauprojekte. Die werden einfach plattgemacht.
Es wird gebaut “ auf Teufel komm raus „, überall und wo’s nur geht. Der Bauboom ist nicht mehr zu stoppen . Die Oasen der Ruhe und der Beschaulichkeit werden quasi über Nacht in Wohngebiete verwandelt, Grünflächen werden zubetoniert, der Verkehr nimmt drastisch zu, die Trinkwasserversorgung ist bald nicht mehr gewährleistet, die Infrastruktur fehlt vorne und hinten und trotz allem geht es ungebremst weiter, als ob dem Wachstum keine Grenzen gesetzt wären.