Bankensektor / Streit unter Gewerkschaften: OGBL und LCGB bemängeln Kooperationsbereitschaft der Aleba
Die Gewerkschaften OGBL und LCGB bemängeln in einer Pressemitteilung die Kooperationsbereitschaft der Bankengewerkschaft Aleba. Nachdem Arbeitsminsiter Dan Kersch (LSAP) der Aleba Anfang März ihre sektorale Repräsentativität entzogen hat, haben OGBL und LCGB die Aleba zu gemeinsamen Treffen eingeladen, um einen Forderungskatalog auszuarbeiten – der nach dem erneuten Dissens wohl nicht so schnell zustande kommen wird.
Die Gewerkschaftsfront im Bankensektor bröckelt. OGBL und LCGB beschweren sich in einer Pressemitteilung über den Eigenwillen der Aleba. Eine Einladung von OGBL und LCGB zur Ausarbeitung eines gemeinsamen Forderungskataloges hat die Aleba noch angenommen – die Verhandlungen mit den beiden Gewerkschaften jedoch kurz vor dem Termin mit der ABBL abgebrochen.
Véronique Eischen vom OGBL hat kein Verständnis für den Abbruch seitens der Aleba. „Unsere Einladung erfolgte unter der Bedingung, dass ein vollständiger Forderungskatalog von A bis Z ausgearbeitet werden soll. Die Aleba scheint jedoch nur punktuell Forderungen vertreten zu wollen oder hat Angst, für ihre Forderungen gegenüber den Repräsentanten der Banken (ABBL) und Versicherungsgesellschaften (ACA) einzustehen“, sagt Eischen. Dabei wären die Verhandlungen gut vorangeschritten und eine Einigung wäre nicht unwahrscheinlich gewesen, sagt die Gewerkschafterin vom OGBL.
Paul de Araujo vom LCGB gibt einige Details zu den Verhandlungen zwischen OGBL/LCGB und der Aleba: „Ein Treffen mit der ABBL war bereits für den 31. März festgesetzt, als der OGBL und LCGB eine Einladung an die Aleba verschickten. Der Forderungskatalog war allerdings noch nicht fertig ausgearbeitet, weswegen wir den Termin auf ein späteres Datum verschieben wollten“, sagt der LCGB-Gewerkschafter. Dem habe die Aleba allerdings nicht zustimmen wollen und habe bereits mit Forderungen bei der ABBL vorstellig werden wollen – was gegen die ursprüngliche Abmachung eines gemeinsamen Forderungspaketes war. „Ich verstehe nicht, warum die Aleba nur einzelne Punkte und nicht einen kompletten Forderungskatalog an die ABBL richten will“, wundert sich de Araujo vom LCGB über Sinn und Zweck, die anfängliche Abmachung nicht zu respektieren. LCGB und OGBL würden nun einen Forderungskatalog erstellen werden und die Aleba ihren eigenen.
Die Aleba wollte am Donnerstag keine Stellung zu den Vorwürfen beziehen. „Wir wollen uns momentan nicht äußern. Wir sprechen uns untereinander ab und reagieren dann zum für uns richtigen Zeitpunkt“, sagt Aleba-Sprecherin Sandra Carvalho gegenüber dem Tageblatt.
Inhaltlicher Disput
Neben dem Verstoß gegen die Abmachung gab es aber wohl auch inhaltliche Auseinandersetzungen, die die Verhandlungen ins Stocken brachten. So waren sich LCGB und OGBL einig, dass Lohnerhöhungen gefordert werden sollten – die Aleba wolle jedoch keine solchen Forderungen stellen, sagt de Araujo. Auch habe es Uneinigkeiten darüber gegeben, ob verschiedene Detailfragen für den gesamten Bankensektor eingefordert werden sollen oder ob diese in den Kollektivverhandlungen innerhalb eines Betriebes geregelt werden müssen. „Nehmen wir das Beispiel des ‚Télétravail’. LCGB und OGBL sind der Meinung, dass solche Detailfragen in jedem Betrieb einzeln gehandhabt werden müssen, weil jeder Betrieb anders funktioniert. Die Aleba will hingegen eine Lösung für den gesamten Bankensektor – eine Forderung, bei der die ABBL bereits angemerkt hat, dass dies unmöglich umzusetzen sei“, schildert der LCGB-Gewerkschafter die schwierigen Verhandlungen zwischen den drei Gewerkschaften.
Die Beziehungen zwischen den Gewerkschaften sind seit dem ministeriellen Beschluss, der Aleba die Repräsentativität im Bankensektor zu entziehen, angespannt. Der OGBL und LCGB hatten Beschwerde beim Arbeitsministerium eingereicht, weil die Aleba den neuen Kollektivvertrag im Bankensektor eigenhändig aushandeln wollte. Solche Verhandlungen leitet eine gewerkschaftliche Kommission, die grundsätzlich aus den beiden national repräsentativen Gewerkschaften – und in diesem Fall auch aus der sektoral repräsentativen Gewerkschaft Aleba – besteht. Vor Beginn der Verhandlungen sei die Aleba aber ohne das Wissen des OGBL und LCGB mit den betreffenden Versicherungen und dem Bankenpatronat in Kontakt getreten und habe gesagt, sie verfüge über einen „Accord“, um einen Kollektivvertrag auszuhandeln. Das sei inakzeptabel, beschwerte sich Véronique Eischen gegenüber dem Tageblatt. OGBL und LCGB hatten nach den Gewerkschaftswahlen 2019 keine Beschwerde bei dem Ministerium eingelegt, um der Aleba ihre sektorale Repräsentativität abzuerkennen, weil die Syndikate gut zusammengearbeitet hätten, sagte Eischen. Dieser Umstand scheint sich inzwischen geändert zu haben.
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