Versorgungssicherheit / Strom-Monitor für die Energiekrise: Regierung will Blackout durch „konkrete Aktionen“ verhindern
Energieminister Claude Turmes hat Luxemburgs Strom-Monitor vorgestellt. Einen Blackout will der Grünen-Politiker „durch konkrete Aktionen verhindern“ – und ist nach Gesprächen mit dem deutschen Nachbarn optimistisch, dass die Stromversorgung für den Winter gewährleistet ist.
Ein Strom-Monitor soll Luxemburg durch den Winter helfen. Das ist die Vorstellung von Energieminister Claude Turmes, der das Überwachungswerkzeug am Freitagmorgen auf einer Pressekonferenz vorgestellt hat. Auf blauem Hintergrund werden eine tägliche Zeitleiste und eine Landkarte Luxemburgs in verschiedenen Farben dargestellt. Grün bedeutet, dass es keine Probleme bei der Versorgungssicherheit gibt, bei Warnstufe Orange steht das Netz unter Druck und der Verbrauch sollte bestenfalls gesenkt werden. Schwenkt die Ampel auf Rot, heißt es: Licht aus. In dem Fall muss der Verbrauch gesenkt werden, um ungewollte Blackouts zu verhindern. Weiße Umrandungen geben zudem die Tageszeiten an, an denen mit einem Spitzenverbrauch im Luxemburger Netz gerechnet wird.
„Das beste Mittel, um gegen Unsicherheit vorzugehen, ist Transparenz“, sagt Energieminister Claude Turmes. Sollte es zu Problemen im Luxemburger Stromnetz kommen, könne man sich über den Strom-Monitor informieren oder man erfahre es schnell über die Presse. „Das Risiko eines Blackouts ist jetzt nicht größer geworden“, sagt Turmes. „Dennoch haben wir zusammen mit Creos Notfallpläne entworfen, anhand derer konkrete Aktionen unternommen werden können, um Stromausfälle zu verhindern.“
Dass Luxemburgs Stromversorgung im Winter gesichert werden kann, hängt aber vor allem vom deutschen Stromnetzbetreiber Amprion ab, an dessen Netz Luxemburg angehängt ist. „Luxemburg hängt mit zwei 220 Kilovolt (kV) Leitungen am deutschen Netz von Amprion“, sagt Carlo Bartocci von Creos. So könnte Luxemburg insgesamt 2.000 Megawatt Strom importieren – nötig sind in der Regel nur 880 bis 890 Megawatt. Doch: Die Maximalauslastung im Jahr 2021 lag bei 1.113 Megawatt. „Wenn es Probleme im deutschen Netz geben würde, könnten wir uns über ein Sicherheitsventil noch ans belgische Netz hängen“, sagt Bartocci.
Dass es zu einem Versorgungsengpass kommen könnte, sei in Luxemburg jedoch sehr unwahrscheinlich. Denn: „Luxemburg hängt an der sogenannten Braunkohleschiene aus Deutschland dran.“ Auch das Viandener Kraftwerk sei an das Netz von Amprion angeschlossen. „Amprion braucht das Kraftwerk und auch deswegen schaltet uns keiner vom Netz“, schildert Bartocci. „Und sollte es zu dem absoluten Ausnahmefall kommen, sind wir mit unserem ‚plan de défense’ darauf vorbereitet.“
Neben dem „Plan de défense du réseau électrique“ gibt es noch drei weitere Notfallpläne, die die Koordination zwischen den einzelnen Akteuren klar regeln sollen: den „Plan de préparation aux risques pour le secteur électrique“, den „Plan d’intervention d’urgence rupture énergie“ und den „Plan de reconstitution du réseau électrique“. Der Verteidigungs- und der Vorbereitungsplan wurden im Dezember 2022 zuletzt aktualisiert, der Interventionsplan im September 2022 und der „Plan de reconstitution du réseau électrique“ wurde zuletzt im Februar 2021 überarbeitet. Bis Redaktionsschluss war der neue Verteidigungsplan jedoch noch nicht auf der Seite von Creos aufrufbar.
Drei Krisenphasen
Drei im „Plan de défense“ festgeschriebene Krisenphasen sollen vermeiden, dass Luxemburg in einen Versorgungsengpass gerät. Derzeit befinde man sich in der Präventionsphase, in der die Versorgung genauestens verfolgt werde und die Bevölkerung anhand nationaler Sensibilisierungskampagnen dazu aufgerufen werde, möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Die Kampagne habe zumindest beim Gas mit rund 30 Prozent eingespartem Gas im Vergleich zum Vorjahr Erfolg gehabt, meint Turmes. Nach der Präventionsphase würde man erst in eine Frühwarnphase eintreten, ehe es dann in den Krisenmodus übergehe. Eine der Maßnahmen im Krisenmodus sei dann gegebenenfalls der Lastabwurf mit rotierenden Blackouts.
Der Luxemburger Energiekommissar der Regierung Simeon Hagspiel hatte vor allem zwei Anliegen. „Es wird in der Presse oft von Blackouts gesprochen – das ist aber nur ein komplett unvorhergesehenes und unkontrolliertes Szenario“, sagt er. „Vorher gibt es noch den Lastabwurf (‚délestage’), der anhand von drei Prioritätsstufen vorgenommen wird und teilweise rotierende Blackouts vorsieht.“ In dem Fall werde die Stromversorgung nur für eine gewisse Zeit unterbrochen. Zuerst abgeschaltet würden im Extremfall dann all jene Endkunden, die an einer Hochspannungsleitung mit über 65 kV hängen. Als Letztes werde die kritische Infrastruktur abgeschaltet. Wer genau in der Kategorie aufgelistet ist? „Das können wir aus Sicherheitsgründen nicht kommunizieren“, sagt Hagespiel. Und: „Heizlüfter sind keine Alternative zu herkömmlichen Heizarten“, fügt er mit einem leichten Schmunzeln hinzu. „Das sind Fake News.“
Turmes wurde jedoch nicht müde zu betonen, dass Luxemburg in keiner vergleichbaren Situation wie Frankreich sei – und auch nicht durch die Stromversorgungslage in Frankreich beeinträchtigt werden könnte, da Luxemburg eben am deutschen Netz hänge. Frankreich müsse sich laut einer Analyse der europäischen Netzbetreiber auf rund 20 Blackout-Stunden verteilt auf die Winterperiode einstellen – „weil eben 50 Prozent der Atomreaktoren ausgefallen sind“.
Von Stromausfällen in Deutschland, wie sie in einigen Risikoszenarien vorgesehen seien, sei Luxemburg jedoch nicht betroffen. „Die Risikogebiete liegen in Bayern und Baden-Württemberg“, sagt Turmes. „Das, weil Bayern und Baden-Württemberg Stromdurchflussgebiete nach Österreich und die Schweiz sind.“ Luxemburg hingegen befinde sich am Ende des deutschen Stromnetzes – und sei demnach nicht von den Studien und den darin aufgezeigten Risiken betroffen.
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Hoffentlich ist der grüne Minister im Falle einer Krise im Urlaub und lässt die kompetenten Fachleute den Krisenfall managen und kommentieren.
Er sollte sich Frankreich mit seinen wertvollen Ratschlägen und Fachwissen, anbieten.
Nichts gegen Elektroautos, aber à propos Lastabwurf: zuerst werden ladende Elektroautos abgeschaltet. Die privaten Ladestationen müssen alle getrennt von anderen Verbrauchern am SMARTY angeschlossen werden, damit CREOS sie selektiv abschalten kann.
Lastabwurf gibt es aber nicht nur bei allgemeinen Stromversorgungsproblemen. Den gibt es auch, wenn in einer Straße 2 oder 3 Elektroautos gleichzeitig laden, weil das CREOS-Netz in FAST ALLEN STRAßEN völlig unterdimensioniert und nicht für das Laden von E-Autos gedacht ist. Das ist leider eine Tatsache, von der man nichts in der Zeitung liest, nichts im Radio hört und nichts im Fernsehen sieht. Stattdessen animiert überall ein grinsenderTurmes die Leute Autos zu kaufen, denen er später den Saft abdrehen kann.
Nachdem Baerbock und von der Leyen sich in einem „heroischen“ Akt vor den Karren gespannt haben und uns in einer energetischen Selbstkasteiung den Gashahn zugedreht haben, schallen schon die verstörten Argumente des Herrn Turmes durch die Lande. „Volk, was wollt ihr denn… die 30% Einsparung hat ja eh keiner gemerkt bzw. keinem geschadet, sodass wir das ab sofort als neue Verbrauchsnorm festsetzen. Die finanziellen Einbussen der Energieproduzenten werden durch eine weitere Tariferhöhung ausgeglichen.“
Was wir benötigen, ist ein Politiker-Monitor für die Regierungskrise!