/ Studie zu Medienkonsum: Immer mehr Luxemburger bleiben dem Fernsehen fern
Das klassische Fernsehen verliert in Luxemburg langsam, aber beständig an Zuschauern. Das geht aus den Zahlen von Meinungsforschern hervor, die in Luxemburg regelmäßig den Medienkonsum untersuchen.
Zweimal im Jahr geraten die Chefetagen der luxemburgischen Zeitungen, Fernsehsender und Radiostationen in einen Zustand besonders nervöser Anspannung. Das passiert immer dann, wenn die Veröffentlichung der neuesten Plurimedia-Zahlen kurz bevorsteht. Die Plurimedia-Studie wird regelmäßig von dem Meinungsforschungsinstitut TNS Ilres durchgeführt und erfasst den Medienkonsum der Einwohner Luxemburgs.
Das Meinungsforschungsinstitut befragt zu diesem Zweck zweimal im Jahr mehrere tausend Personen per Telefon und per Internet. Die Zahlen sind für die Medienhäuser von großer Bedeutung, denn sie spielen eine wichtige Rolle beim Anzeigenverkauf. Ein breites Publikum macht ein Blatt, eine Internetseite oder einen Sender für Werbekunden attraktiv und sichert eine wichtige Einnahmequelle.
RTL ist das beliebteste Fernsehprogramm in Luxemburg
Ein wichtiges Maß für das Werbe-Business ist die ADP („Audience dernière période“). Sie gilt in der Werbebranche als ein Indikator für die Treue der Leser und Zuschauer. Die Forscher von TNS Ilres erkundigen sich deshalb bei den Befragten, ob sie gestern eine Tageszeitung oder letzte Woche eine Wochenzeitung gelesen haben oder welche Fernsehsender sie am Vortag eingeschaltet haben.
Am beliebtesten bei den Einwohnern Luxemburgs ist nach wie vor das luxemburgische Fernsehprogramm von RTL. An einem durchschnittlichen Tag schaltet rund ein Viertel der Bevölkerung mindestens einen der beiden RTL-Sender ein oder ruft den Sender online auf. Bei den ausländischen Fernsehsendern geben die Einwohner vor allem französischen und deutschen den Vorrang. Beliebt sind die französischen Sender TF1 und M6 und die deutschen Sender ARD und ZDF. Unter den zehn beliebtesten aus dem Ausland befinden sich auch die portugiesischen Sender RTP Internacional und TVI.
Gewohnheiten verändern sich
Dadurch, dass die Plurimedia-Studie regelmäßig eine Bestandsaufnahme des Luxemburger Medienkonsums macht, kann aus ihr auch die Veränderung in den Gewohnheiten der Menschen im Großherzogtum in den letzten Jahren herausgelesen werden. Unter anderem wird daraus ersichtlich, dass die Menschen sich von einem Medium abwenden, dem sie über lange Zeit sehr treu waren: dem Fernsehen.
Das Fernsehen gewinnt zwar weiter an Zuschauern – dafür sorgt die wachsende Bevölkerung. Allerdings nimmt der Anteil der Bevölkerung, der dem Fernsehen treu ist, ab. Während 2015 noch fast 73 Prozent der Befragten angaben, am Vortag einen Fernsehsender angeschaut zu haben, so waren es zuletzt nur noch rund 64 Prozent.
Ausbau des Datennetzwerkes: Heute geht alles fix
Dieser Trend deckt sich wohl mit den Beobachtungen, die viele Menschen zu Hause an sich oder ihren Mitmenschen machen. Es wird immer weniger klassisches Fernsehen geschaut. Dafür haben immer mehr Menschen ein Abo bei einem Streamingdienst (z.B. Netflix oder Amazon Prime) oder unterhalten sich, indem sie Inhalte von Videoplattformen (z.B. YouTube) ansehen.
Möglich macht das der vorangeschrittene Ausbau des Datennetzwerkes in Luxemburg. Dauerte es vor nicht allzu langer Zeit noch gut 30 Minuten, um einen Song herunterzuladen – einen Film herunterzuladen war undenkbar –, stehen selbst hochauflösende Videos heute mit einer kaum merklichen Zeitverzögerung zur Verfügung. Schüler, die Ende der 1990er Jahre einen schnellen Internetanschluss hatten, konnten sich noch ein zusätzliches Taschengeld damit verdienen, Lieder herunterzuladen und für ihre Schulkameraden gegen ein kleines Entgelt zu kopieren.
Hohe Internetabdeckung
Laut aktuellen Zahlen des Statistikamtes Statec verfügen 100 Prozent der jungen Leute in Luxemburg über einen Internetanschluss. Bei den 65- bis 74-Jährigen waren es immerhin noch 82 Prozent, die über einen Internetzugang verfügten. Demnach nutzen 19 Prozent der Frauen und 29 Männer der Frauen das Internet, um sich On-Demand-Videos anzusehen.
Immer mehr Menschen haben ein Abo bei Streamingdiensten wie Netflix (Foto: Bloomberg)
Netflix ist ohne Zweifel ein Behemoth unter den nicht-traditionellen Anbietern von Fernsehinhalten. Innerhalb weniger Jahre schaffte es der US-Konzern von einem Videoverleih, der DVDs per Post versendete, zum milliardenschweren Streaming-Dienst und machte herkömmliche Videotheken überflüssig.
Binge Watching
Der Untergang des einstigen US-amerikanischen Videothekenbetreiber Blockbuster ist eng an die Entstehungsgeschichte von Netflix geknüpft. Alleine im letzten Jahr setzte Netflix 15,79 Milliarden USD um. Netflix funktioniert auf Basis eines Abos. Abonnierte Kunden stehen Hunderte von Filmen und Serien zur Verfügung, aus denen sie auswählen können und die sie auf ihrem Fernseher, Smartphone oder Computer anschauen können.
Netflix hat die Sehgewohnheiten triftig verändert. Auf dem Dienst werden alle Folgen einer Staffel einer Serie gleichzeitig veröffentlicht. Zuschauer können eine komplette Show „bingen“ (dt.: sich damit vollstopfen). Damit ist gemeint, dass einige Zuschauer alle Folgen einer Staffel oder einer Serie ohne Unterbrechung ansehen. Zuschauer können die Serien zudem sehen, wann immer sie wollen, und sind nicht an ein durch den Sender diktiertes Fernsehprogramm gebunden.
Netflix: eine Erfolgsgeschichte mit unklarer Zukunft
Der Dienst hat auch die Sprache ein Stück weit beeinflusst. Aus den USA kommt der Begriff „Netflix and chill“. Wer sich mit einer Person so verabredet, der lädt sie zu einem netten Abend vor dem Fernseher mit anschließendem Schäferstündchen ein.
Beobachter glauben jedoch, dass Netflix in Zukunft in nicht mehr ganz so ruhigen Gewässern unterwegs sein wird. Unter anderem, weil der Unterhaltungskonzern Disney Netflix mit seinem eigenen Streaming-Dienst ab November Konkurrenz machen will. Neben den klassischen Disney-Figuren gehören auch das Star-Wars- und das Marvel-Universum dem Entertainment-Giganten. Noch bleibt abzuwarten, ob es Disney gelingen wird, Kunden abzujagen, oder ob Kunden sich Abos für mehrere Dienste leisten können und wollen.
YouTube statt Fernsehen
Die Benutzung von YouTube hingegen ist (größtenteils) unentgeltlich. Die Plattform wurde 2005 gegründet und diente zuerst dem Teilen von selbstgemachten Videos. Mittlerweile gehört YouTube zu Google und viele Inhalte werden professionell produziert, von Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Die Palette reicht von Wissenschaftssendungen über Musik und seriöse und weniger seriöse Nachrichtenmagazinen bis hin zu Kinderstars, die Spielzeug vorstellen, und YouTube-Stars, die einfach nur vor der Kamera sitzen und ihrer „Crowd“ über Gott und die Welt erzählen.
YouTube ist auch bei Kindern beliebt (Foto: dpa)
YouTube-Videos, die oft nicht länger als ein paar Minuten lang sind, werden auch von vielen Kindern angesehen. Unter den beliebtesten Kanälen sind solche, die Kinderlieder vorsingen oder Spielzeug bewerben.
Von dieser Veränderung der Sehgewohnheiten überrascht sein dürfte heute niemand mehr. Bereits 2014 schrieb der Tagesspiegel, dass, obwohl es an erster Stelle der beliebtesten Strafen rangiert, das Fernsehverbot heute keinen Jugendlichen mehr erschrecken dürfte.
Plurimedia-Umfrage: 58.000 informieren sich beim „Tageblatt“
Vielleicht wird der Konsument kritischer und lässt sich keine „Djungelcamps“ oder „Dieter Bohlens“ mehr um die Ohren schlagen. Medien,vor allen das TV,sind ein Lehrmittel erster Güte. Damit kann man die Menschen bilden oder eben verblöden. Aber wie Dombrowski schon immer sagte:“ Wir brauchen eine Schar von Konsumenten,und da kann ein gebührend Maß an Dummheit doch nur förderlich sein.“
Kein Wunder, bei der hohen Qualität!
Vläit sin dLeit jo mei gescheit gin a loossen sech net mei verblöden