1535° / Tag der offenen Tür: Neugierige entdecken Differdingens kreativen Hotspot

**Foto: l’essentiel/Vincent Lescaut**
Viel Andrang beim Auftritt von Rhythmic Soulwave im Sonotron, dem Musikbereich des 1535°. Die fünfköpfige Jazzband vereint Funk aus alten Zeiten und modernen Soul.

Konzerte, Workshops, Blicke hinter die Kulissen: Zahlreiche Besucher nahmen am Sonntag die Einladung des 1535° Creative Hub an und entdeckten vor Ort die Arbeitsweisen von Künstlern, Musik- und Filmproduzenten, Meteorologen, Architekten und vielen weiteren. Zusätzlich konnten sie an mehreren Workshops teilnehmen und ihre eigene Kreativität (wieder-)entdecken.

Eine Neuigkeit beim diesjährigen „Creative Day“ war die Zusammenarbeit mit dem regelmäßig stattfindenden Markt „Augenschmaus“, der sich an alle Liebhaber von Kunsthandwerk und Handgemachtem richtet. Rund 50 Künstler boten ihre Waren im „Hangar B“, mitsamt Chillout-Bereich und DJ-Sets, an, darunter Zoé Thill, deren teilweise an luxemburgische Sprichwörter angelehnte Illustrationen gute Laune verbreiteten.

Gut Kirschen essen? Zoé Thills „Vullemätti“ (oben) scheint zu der angenehmeren Sorte zu gehören. Foto: Laura Giacomini

Einige der Aussteller hatten einen weiten Weg auf sich genommen, um dieses Mal in Differdingen dabei zu sein. Andere sind vor nicht allzu langer Zeit ins Großherzogtum gezogen. Die Produktdesignerin Alessia Pinna kommt ursprünglich aus Italien und lebt nun in Luxemburg. Die Idee, nebenbei zusammen mit ihrem Vater Salvatore Kunstwerke aus Secondhand-Material zu erschaffen, führte zur Gründung eines kleinen Ateliers im Süden Sardiniens.

Salvatore sei schon immer sehr neugierig gewesen und habe gerne hier und da an Objekten gewerkelt, erzählt Alessia Pinna. Da die beiden die gleiche Leidenschaft für Design und traditionelles Handwerk teilen, war die Geburt von Solky Design im Jahr 2015 eine logische Folge. Ausrangiertes Material benutzen, seinen Wert und Lebenszyklus überdenken und neue Lösungen suchen: Das Motto „The quality of craftmanship, the impact of secondhand“ (die Qualität von Kunsthandwerk, die Auswirkungen von Secondhand) spiegelt die Lebenseinstellung des Vater-Tochter-Gespanns wider.

Alessia Pinna von Solky Design Foto: Laura Giacomini

Das Konzept des „Creators Market“ schien aufzugehen: Zeitweise war so viel Andrang im „Hangar“, dass ein Durchkommen nur schwer möglich war.

Einblicke gab es ebenfalls ins Sonotron, mit den Proberäumen, die jedem Musikinteressierten zur Verfügung stehen, und die Unison Studios, wo Songs aufgenommen, gemixt, gemastert usw. werden. Vor kurzem wurden die Probesäle mit Bass-Verstärkern neu ausgestattet. Konzerte im Rahmen des „Creative Day“ gab es von der Indie-Poprock-Sängerin Blue-ish, dem „The Voice of Germany“-Halbfinalisten Joel Marques, der aus Jazzstudenten am hauptstädtischen Konservatorium bestehenden Band Rhythmic Soulwave und der experimentellen Electro-Gruppe Foreigners.

Ob geführte Redaktionsbesuche bei den Kollegen von l’essentiel, Demos rund um Wettervorsagen bei Météo Boulaide, Tätowier-Knowhow bei Inktologie, Gespräche mit den zahlreichen Illustratoren, Designern und Fotografen im 1535° oder auch Reinschnuppern bei den Animationsfilm-Produzenten Doghouse Films, die vor Kurzem bei der Filmkunstmesse Leipzig einen weiteren Preis geholt haben: Neugier und Offenheit brachten die Besucher mit. So wie alle Anwesenden an diesem Sonntag, ob im oder rund um das Creative Hub.

16.000 Quadratmeter

Im Fokus standen die Unternehmer und Freiberufler, die sich im „Hub“ niedergelassen haben. Das Projekt entstand 2011 in Differdingen und soll Kreativen einen Raum bieten, „der an sie und ihre Ambitionen glaubt“, wie es auf der Internetseite heißt. Auf 16.000 Quadratmetern haben fast 80 Unternehmen ein Zuhause gefunden. Beim Tag der offenen Tür war es den Besuchern möglich, hinter die Kulissen zu blicken und die kreativen Köpfe kennenzulernen. (dr)