Luxemburg / Tannenbaumweitwurf: Wenn Weihnachtsbäume (nicht) fliegen
Ein ungewöhnlicher Wettbewerb erfreut sich in den vergangenen Jahren in Luxemburg wachsender Beliebtheit: das Weitwerfen von Tannenbäumen nach Weihnachten. So flogen nach dem Jahreswechsel bereits in Moutfort, Niederkorn und Mersch Nadelbäume durch die Luft. Doch auch in diesem Jahr steht die Organisation der Veranstaltungen wieder auf der Kippe – auch, aber nicht nur wegen Corona.
Bei den einen verschönerte er am Silvesterabend noch das Wohnzimmer, andere haben ihn gleich nach den Weihnachtsfeiertagen wieder abgebaut: den Weihnachtsbaum. Doch ausgediente Tannenbäume müssen nach dem Fest nicht unbedingt sofort weggeworfen werden. Was die Wiederverwendung angeht, ist man seit einigen Jahren in manchen Orten in Luxemburg so richtig kreativ geworden. In beispielsweise Moutfort, Niederkorn und einst auch in Mersch wurden alte Weihnachtsbäume im Tannenbaumweitwurf gen Himmel geschleudert – mit einem Ziel: diese so weit wie möglich zu werfen.
In Moutfort fliegen die Weihnachtsbäume traditionell an einem der ersten Wochenenden im Januar – bei den Herren schon mal bis zu zehn Meter weit. In drei verschiedenen Kategorien treten die Teilnehmer gegeneinander an: „Für die Damen haben wir einen etwas leichteren Baum, für die Männer einen schwereren. Kinder werfen mit einer Weihnachtsbaumspitze“, erklärt Jemp Di Genova, Präsident des organisierenden Vereins „Gaart an Heem Mutfert-Méideng“. Aktuell liegen die Veranstaltungspläne für den Wettkampf wegen Corona allerdings auf Eis, so der Vorsitzende weiter: „Die Situation ist im Moment nicht glücklich und in unserer Gemeinde wird vieles abgesagt. Es sieht so aus, dass wir nichts organisieren werden.“ In den letzten Jahren seien jedes Mal zwischen 30 und 40 Menschen gekommen, junge, aber auch viele ältere.
Die geltenden Sicherheitsmaßnahmen erschweren die Organisation und nehmen Vereinen allgemein die Planungssicherheit. Das zeigen die Überlegungen von Ferdy Schleck, dem Sekretär des Kleingärtnervereins: „Es ist schwer einzuschätzen, wie viele Leute überhaupt kommen, wenn sie sich dann beispielsweise testen müssen. Wir verkaufen jedes Jahr Waffeln und heiße Schokolade, haben auch Preise für die Gewinner. Das ist viel Aufwand und nicht rentabel, wenn am Ende nur wenige mitmachen.“ Allgemein habe man in dem Verein mit vielen älteren Mitgliedern seit der Pandemie kaum Aktivitäten angeboten. Der Wettkampf im Tannenbaumweitwurf fand zuletzt Anfang 2020 statt.
Geeignetes Feld gesucht
Auch beim FC Progrès Niederkorn weiß man nicht, ob das „Chrëschtbeemerchers-Wäitschéissen“ in Niederkorn dieses Jahr stattfinden wird. Normalerweise wird die unterhaltsame Aktivität zusätzlich während des Burgbrennens angeboten – auch hier treten dann Frauen, Männer und Kinder in unterschiedlichen Kategorien gegeneinander an. Die Wurfobjekte werden vom Verein gestellt, es sind meist die alten Weihnachtsbäume von Vereinsmitgliedern. „Diese müssen ja ungefähr das gleiche Gewicht haben, deshalb braucht niemand einen Baum mitzubringen“, erklärt Sylvain Rossi, der sich seit Beginn der Pandemie bei dem Fußballverein um die Veranstaltungen kümmert.
Bereits 2020 und 2021 fiel unter anderem der Wettbewerb Corona zum Opfer, was in diesem Jahr wieder der Fall sein könnte. „Einerseits wegen der Pandemie. Wir haben aber auch das Problem, dass wir bisher kein Feld für unser Burgbrennen haben. Wir sind seit Wochen auf der Suche nach einem geeigneten Ort, aber es gibt nicht so viele Felder“, schildert Sylvain Rossi. Aus Sicherheitsgründen kann die Burg zum Beispiel nicht in Nähe eines Waldes abbrennen. „Wenn wir ein freies Feld finden, wird auch der Wettkampf stattfinden“, so Sylvain Rossi weiter. Sollte das nicht der Fall sein, könnte das Weihnachtsbaumwerfen separat oder aber während einer anderen Veranstaltung in etwa dem gleichen Zeitraum organisiert werden.
Ein voller Kalender
In Mersch fand während einigen Jahren ebenfalls ein solcher Wettbewerb statt – zuletzt vor drei Jahren. Dass es dabei geblieben ist, liegt an Corona – und: „Wenn wir gute Aktivitäten machen wollen, können wir als Verein von Freiwilligen nur eine begrenzte Anzahl an Veranstaltungen anbieten. Viele unserer Chefs sind im Abschlussjahr oder zum Studium im Ausland und bringen nur begrenzt Zeit mit“, erklärt Vic Kass, Chef der Pfadfindergruppe Saint-Michel Mersch der „Lëtzebuerger Guiden a Scouten (LGS)“. Im Dezember würde man bereits ein großes Festessen mit Familie und Freunden sowie ein Winterlager veranstalten, im Januar stehe dann das Einsammeln der Weihnachtsbäume auf dem Programm. Zeit für eine weitere Aktivität bleibt dabei nicht.
Auch wenn ausgediente Tannen in Mersch demnach nicht für einen Weitwurf gebraucht werden, werden die Pfadfinder solche in diesem Jahr wieder in Beringen, Mersch, Moesdorf, Pettingen, Reckingen und Rollingen einsammeln – das am Morgen des 8. Januar. Die dabei zusammenkommenden Spendengelder fließen in die Aktivitäten, die im Laufe des Jahres bei den Pfadfindern für die jungen Menschen organisiert werden.
Auch in vielen anderen Gemeinden des Landes werden die Weihnachtsbäume Anfang des Jahres von Vereinen abgeholt, die diese dann zum Beispiel beim Bau der traditionellen „Burgen“ verwenden. Informationen zu den Abholterminen erhält man oft per Zettel im Briefkasten, auf den Webseiten der lokalen Vereine oder via Nachfrage bei der eigenen Gemeinde.
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