Luxemburg-Stadt / Tests und Sperrstunde: So reagiert die Gastronomie auf die neuen Regeln
Seit Weihnachten gelten in Restaurants und Cafés in Luxemburg neue Regeln im Kampf gegen das Corona-Virus. Einige Verantwortliche der Lokale mussten noch am Wochenende reagieren und ab Samstag ihren Betrieb umorganisieren oder Geplantes absagen. Andere hatten über die Weihnachtsfeiertage geschlossen und bereiteten sich am Montagmorgen darauf vor, spätestens zur Mittagspause die ersten Gäste unter neuen Bedingungen zu empfangen.
„Testen? Aber wir wollen doch nur eine Tasse Kaffee trinken“, erklärt eine Frau und dreht sich um, um mit ihrem Mann das Restaurant „D’Gëlle Glack“ in der Hauptstadt wieder zu verlassen. Es ist der Montag nach den Festtagen, seit Samstag gelten in Luxemburg unter anderem für den Bereich der Gastronomie neue Corona-Regeln: Restaurants und Bars dürfen nur noch bis 23 Uhr geöffnet sein, außerdem gilt 2G+. Vor Betreten der Lokale müssen Gäste also ein gültiges Impf- oder Genesungszertifikat vorweisen und wer noch nicht geboostert ist, muss sich zudem vor Ort testen oder aber ein gültiges Testzertifikat vorlegen.
„Viele lehnen das Testen ab und gehen wieder, andere bestellen von vorneherein zum Mitnehmen und wiederum andere machen einfach den Test“, erklärt Alessia Esposito, Rangchefin im „D’Gëlle Glack“. Das hat zumindest die erste Erfahrung mit den neuen Maßnahmen am Wochenende gezeigt. Denn auch über Weihnachten hatte das Restaurant in der hauptstädtischen rue Sigefroi geöffnet und hat den Gästen ein Festtagsmenü angeboten. „Viele haben vorher angerufen und gefragt, ob sie sich nun testen müssen, ob man geboostert sein muss. Für Neujahr weisen wir die Leute nun schon bei der Reservation darauf hin, dass 2G+ gilt“, erzählt Alessia Esposito.
Viele Unklarheiten
Die Schnelltests in dem Restaurant werden aktuell kostenlos für die Kunden angeboten – ob das so bleibt, weiß die Angestellte noch nicht. Denn mit dem Testen sind erhebliche Kosten verbunden. Wie an Heiligabend auf der Webseite der „Chambre de commerce“ mitgeteilt wurde, stellen die Handelskammer und die Regierung Betrieben der Gastronomie, aus dem Veranstaltungsbereich und Fitnesszentren zwar kostenlos zwei Sets an Selbsttests zur Verfügung. Allerdings kann das erste Set erst ab dem 29. Dezember und das zweite erst ab dem 5. Januar 2022 in der „Luxexpo The Box“ abgeholt werden. Wie die Gespräche mit Restaurant- und Cafébetreiber am Montag zeigen, haben einige Verantwortliche von diesem Angebot noch nichts mitbekommen.
Und auch über die neuen, bereits geltenden Maßnahmen weiß noch längst nicht jeder Bescheid. „Wir sind für einen Tag nach Luxemburg gekommen und sind überrascht, dass wir uns testen müssen. Aber das stört uns nicht“, erklärt Kristine Scheppers aus Belgien. Sie sitzt mit ihrem Mann an einem Tisch im „D’Gëlle Glack“ und hat eben einen Schnelltest gemacht. Beide sind zweimal geimpft, haben die Termine für die Booster-Impfung aber erst in den kommenden Tagen. „Für mich ist es kein Problem, mich nun zu testen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es für die Angestellten zusätzliche Arbeit ist und viel Zeit kostet“, sagt Kurt Wijnant.
Auch wenn viele Gastronomen Verständnis für die Maßnahmen zeigen, so beklagen sie doch den damit verbundenen Arbeitsaufwand. Zahlreiche Kunden wenden sich mit Fragen an die Gastwirte – wie man unter anderem bei der „Brasserie Guillaume“ auf dem hauptstädtischen „Knuedler“ feststellt. Dort haben Menschen schon abgesagt, als ihnen bewusst wurde, dass sie für den Besuch einen Test machen müssen. Trotzdem sind am Montag zur Mittagszeit alle Tische im Restaurant reserviert. Die Tests werden auch hier erst einmal kostenlos angeboten, da man noch welche auf Vorrat hatte.
Positiv bleiben
Das ist auch in der „Brasserie – Restaurant Bodega“ in der rue du Curé der Fall. Sobald der Vorrat an Tests aufgebracht sei, müsse man schauen, wer künftig dafür aufkommen wird. Inhaber Alberto Duarte Marques hat Verständnis für die neuen Regeln, obwohl diese das Geschäft negativ beeinflussen: „Ich verstehe, dass man was machen muss. Und lieber um 23 Uhr schließen, als gar nicht erst öffnen.“ Auch der Gastronomie-Verband Horesca hatte sich in einer ersten Reaktion erleichtert gezeigt, dass man nicht komplett schließen müsse. Man könne die Maßnahmen nachvollziehen und sei erleichtert über die Anpassung der Hilfsgelder, sagte der Generalsekretär des Verbandes, François Koepp, nach der Verkündung der neuen Regeln.
Das „Bodega“ von Alberto Duarte Marques war auch in diesem Jahr während der Weihnachtsfeiertage nicht geöffnet. An Silvester allerdings wird man dort à la Carte essen können. „Einen Digestif wird dann wohl keiner trinken, aber wenigstens ist nicht alles verloren“, so Alberto Duarte Marques, der dann aber weiter erzählt, dass für Silvester eine größere Gruppe von 40 Personen abgesagt habe. Es sollte im Restaurant gegessen und dann weiter auf einem Ball gefeiert werden. Nun werden die Menschen wohl zu Hause feiern.
Veranstaltungen abgesagt
Auch in Bars und Cafés reagiert man auf die neuen Regeln: Im „De Gudde Wëllen“ in der rue du St Esprit mussten die große Weihnachtsfete am 25. Dezember und die Silvesterparty kurzfristig abgesagt werden. Nun sind die Türen des Lokals bereits für den Urlaub geschlossen und das, obwohl dieser ursprünglich erst an Neujahr beginnen sollte. Aber: „Für uns ist das mit dem Testen logistisch einfach nicht machbar. Wir haben keinen Innenhof, in dem wir Wartende testen können. Außerdem ist bei uns erst ab 22 Uhr so richtig was los“, erklärt der Programmverantwortliche vom „Gudde Wëllen“, Luka Heindrichs.
Update der Covid-Check-App
Seit Montag gibt es eine Neuerung in der Covid-Check-App, die vor allem den Mitarbeitern in Restaurants und Cafés den Alltag erleichtern wird: Denn die Applikation zeigt nicht mehr nur an, ob eine Person geimpft oder genesen ist, sondern informiert nun auch darüber, dass ein zusätzlicher Test nötig ist, beziehungsweise ein gültiges Testzertifikat vorgezeigt werden muss. Die App wurde am Montag aktualisiert, nachdem bereits seit Samstag neue Maßnahmen in Luxemburg in Kraft sind. Mitarbeiter der Gastronomie müssen seitdem prüfen, ob die Gäste bereits geboostert sind oder stattdessen einen zusätzlichen Test machen müssen. Wer auf seinem Handy die automatische Aktualisierungsfunktion für Apps nicht aktiviert hat und die zusätzliche Funktion erhalten will, muss die Covid-Check-Applikation löschen und die neue Version herunterladen.
Um die Maßnahmen zu kontrollieren, müsse man zudem mehr Personal einsetzen – das in einer Zeit, in der man ohnehin bereits jeden Euro umdrehen müsse. Schwierig sei an der aktuellen Situation, dass die Planungssicherheit fehlt. „Wir hatten ein Programm aufgestellt und sind nun traurig, dass die Veranstaltungen ausfallen. Die Party am ersten Weihnachtsfeiertag ist schon fast zu einer Tradition geworden und musste nun bereits zum zweiten Mal ausfallen“, sagt Luka Heindrichs über die Fete, die vor allem bei jungen Menschen sehr beliebt ist.
Teures Testen
Anders wollte man die Situation im „Rock Solid um Piquet“ in der rue de la Poste angehen und hat für die traditionelle Weihnachtsfeier am Samstag bereits um 15 Uhr nachmittags geöffnet – um abends dann pünktlich um 23 Uhr zu schließen. Das Fazit des Verantwortlichen Sébastien Thiry fällt nüchtern aus: „Das ist in die Hose gegangen, es kamen kaum Leute. Es haben an dem Tag aber sechs Menschen gearbeitet, zudem haben wir rund 85 Tests gemacht.“ Alleine die Tests hätten schon mehr als 300 Euro gekostet, hinzu komme das Gehalt eines Mitarbeiters, der sich eigens darum kümmert. Während der Pandemie wurde das Team des Cafés von sechs auf zwölf Personen ausgeweitet, nur um das Einhalten aller Regeln garantieren zu können.
Bisher stand Sébastien Thiry laut eigener Aussage immer hinter den Maßnahmen, doch dieses Mal ärgert er sich darüber, wie alles abgelaufen ist. „Es konnte sich ja auch niemand in einer Apotheke testen, da die während der Feiertage keine Tests machten. Viele hatten dann keine Lust, zum Aperitif einen Test zu machen, danach noch einen im Restaurant und abschließend noch einen in einer anderen Bar“, erklärt der Verantwortliche.
Viele seiner Kunden seien jung und noch nicht geboostert. Und so hätten am Samstag dann auch zahlreiche Stammkunden auf einen Besuch verzichtet. Sébastien Thiry allerdings will sich mit seinen Kollegen aus dem Horeca-Bereich solidarisch zeigen und weiterhin Restaurants und andere Lokale besuchen – auch wenn noch nicht geboosterte Familienmitglieder dann einen Test machen müssen. Er sagt: „Es ist schade, wenn die Leute sich nicht mehr unterstützen.“ Wie wohl viele andere seiner Kollegen zählt auch er vor allem in der kommenden Zeit auf die Solidarität seiner Mitmenschen.
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