Die Bestgenmühle in Schifflingen / Teurer Start in neue Zukunft
2019 sollte mit den Renovierungsarbeiten an der Bestgenmühle in Schifflingen begonnen werden. Arbeiten, die heute im Prinzip vor ihrer Fertigstellung stehen müssten. Dem ist aber nicht so, die Arbeiten haben nicht mal begonnen. Die Sache ist nicht unkompliziert. Es fehlen zwei Studien, bis die Zukunft des historischen Gebäudes konkret in Angriff genommen werden kann. Kostenpunkt: mindestens 7 Millionen Euro.
Sie wird sträflich vernachlässigt, seit Jahren schon: die Bestgenmühle in Schifflingen. Dabei ist sie schön anzusehen und kaum zu übersehen, gehört sie doch mit zu den charakteristischsten Gebäuden der Südgemeinde – und mit zu den ältesten.1803 wurde sie errichtet.
Im August 2019 sagte der Bürgermeister von Schifflingen, dass die Renovierungsarbeiten Ende 2019 beginnen könnten. Davor hatten die Gebäude bereits einiges mitgemacht. Als Kornmühle wurden sie 1947 stillgelegt. Danach dienten sie bis in die 1970er Jahre als Lager für Futtermittel und Dünger. Es folgte eine Zeit des Leerstandes. 1988 zog die „Action sociale pour jeunes“ ein – und wieder aus. Anschließend kam, bis 2013, die Beschäftigungsinitiative „Objectif plein emploi“. Danach wollte der „Fonds du logement“ die Räumlichkeiten in Sozialwohnungen umwandeln, ein Vorhaben, das nie in die Tat umgesetzt wurde. Irgendwann habe es auch Gespräche mit dem Kinder- und Familienberatungsdienst Arcus gegeben. Aber auch diese Idee wurde nie verwirklicht.
Die Bestgenmühle scheint gleichbedeutend für vielleicht gutgemeinte, aber halbherzige Versuche und für leere Ankündigungen.
Hoffnung
Vor gut zwei Jahren aber schien sich das Blatt zu wenden. Ende 2019 sollten die Arbeiten an der Mühle, wie gesagt, in Angriff genommen werden. Es hieß, die Vereinigung „Staatlech Kannerheemer“, die eng mit Schifflingen verwurzelt ist, sollte in die Mühle einziehen. Eigentlich hätten die Arbeiten jetzt im September 2021 fast abgeschlossen sein müssen. Aber nein, nichts ist geschehen, einzig die Schifflinger Schachschule hat ihre Räumlichkeiten auf Vordermann gebracht.
Bürgermeister Paul Weimerskirch (CSV) ist über die Entwicklung nicht begeistert. LSAP-Oppositionsführer Carlo Feiereisen auch nicht. Beide wollen die Mühle nicht zum Schandfleck verkommen lassen.
„Was soll ich sagen?“, so ein leicht resigniert wirkender Bürgermeister auf der Terrasse des zur Mühle gehörenden „El Molino“. Das Café-Restaurant läuft übrigens gut.
„Bei der Mühle handelt es sich um ein Dossier, das uns nach wie vor am Herzen liegt. In der Zwischenzeit sind aber eine Reihe von Problemen und Fragen aufgetaucht, die uns nicht oder nicht in dem Ausmaß bekannt waren, die aber gelöst und beantwortet werden müssen.“
Neue Studien
Die Fragen, so Weimerskirch, haben mit Prozeduren zu tun, administrativer, technischer und auch finanzieller Natur. Neu sei die Frage nach der Statik, also nach der Stabilität des Gebäudes, wenn nötige Umbauarbeiten in Angriff genommen werden. „Diese und andere Fragen sind bei einem Besuch des Gebäudes aufgetaucht, als wir in eine konkretere Phase des Projektes kamen“, sagt der Bürgermeister. Er weist aber klar darauf hin, dass es bislang nur Fragen sind, keine bestätigten Tatsachen. Deshalb müssten weitere Untersuchungen gemacht werden, um zu sehen, ob es beispielsweise wirklich Probleme durch Unterspülungen im Fundament gibt oder ob vor Jahren getätigte Anbauten der Stabilität schaden.
Eigentlich hätten die Studien Mitte September vorliegen sollen, allzu lange dürfte es also sicherlich nicht mehr dauern, gibt Paul Weimerskirch zu verstehen.
Das größte Problem, wenn es um die Renovierung und Rettung der Mühle geht, dürften ohnehin die Finanzen sein. 2017, vor vier Jahren, wurden die Kosten für den Umbau in einer Gemeinderatssitzung noch auf 3,5 Millionen Euro chiffriert. Heute sei man mindestens bei 7 Millionen, so Weimerskirch. Eine stolze Summe, bei der selbst diejenigen schlucken, die sich vehement für den Erhalt historischer Bausubstanz einsetzen.
Seit Februar 2018 ist die Bestgenmühle in der Tat als historisch geschützt eingestuft. Das gilt nicht nur für das Gebäude, sondern auch für die eigentliche Kornmühle im Innern, eine filigrane Holzkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert, die komplett erhalten und in bestem Zustand ist. Diese Anlage muss in jedem Fall erhalten bleiben, ganz gleich welchem Zweck die Mühle zugeführt werden soll.
Abwarten
Allerdings ist es nicht wirklich klar, wie die Zukunft der Mühle aussehen darf. 1985, nach dem Tod von Arwin Bestgen, haben die Erben dem Staat die Mühle zwar geschenkt, aber festhalten lassen, dass Staat oder Gemeinde das Gebäude nur für einen sozialen Zweck nutzen dürfen. Wie das genau auszulegen ist oder wie man eventuell aus der Nummer rauskommen könnte, habe er nie prüfen lassen, so Bürgermeister Paul Weimerskirch.
Er fühlt sich heute nach wie vor der Zusage an die Vereinigung der staatlichen Kinderheime verpflichtet, ihr zeitweise oder für immer einen Teil der Mühle zu überlassen. Während des Umbaus eines ihrer Häuser sollten Kinder dort untergebracht werden, später vielleicht der Sitz der Vereinigung. So hieß es 2019, und das gilt wie gesagt auch heute noch. Und wenn daraus nichts wird? „Dann müssen wir uns als Gemeinderat zusammensetzen und gemeinsam nach einer anderen, einer kreativen Lösung suchen“, sagt Carlo Feiereisen von der LSAP. Leer stehen dürfe es auf keinen Fall. Zumindest in dem Punkt sind Mehrheit und Opposition in Schifflingen einer Meinung.
Fazit am 25. September: Abwarten und Schach spielen oder sich die Mühle bei einem Bierchen auf der Terrasse des „El Molino“ mal genauer ansehen.
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