Überblick / Teures Fahrrad-Vergnügen: Warum das „Vëlodukt“ so viel mehr kostet als erwartet
Die neue Fahrradbrücke zwischen Esch und Belval kostet knapp 48 Millionen Euro. Unabhängig davon, was man von dem „Vëlodukt“ hält, ist das viel Geld – vor allem, weil der Preis nachträglich angehoben wurde. Das Tageblatt hat sich die Gesamtkosten, die Preiserhöhung und ähnliche Projekte genauer angeschaut.
Lange vor der Einweihung der Fahrrad- und Fußgängerbrücke zwischen Esch und Belval wurden Stimmen laut, die den Preis der Stahlkonstruktion kritisierten. Insgesamt 47.500.000 Euro sind für den Bau des „Vëlodukt“ eingeplant – damit landet das Projekt in einer Preisklasse, für die ein separates Finanzierungsgesetz in der Chamber nötig ist. Ende Dezember stimmten dann auch 58 Abgeordnete für das Projekt, nur die Piraten trugen den Text nicht mit. Ihr Grund: Die Partei sei nicht gegen eine Fahrradbrücke, sondern gegen die unerwarteten Zusatzkosten.
Tatsächlich beliefen sich die Projektkosten 2020 ursprünglich auf 34.500.000 Euro und stiegen dann ein Jahr später auf 36 Millionen Euro. Nach dem Baufortschritt musste die Schätzung allerdings auf fast 48 Millionen Euro angepasst werden. Doch warum?
Fundamentarbeiten und Materialkosten
Zum einen wären da die Fundamentarbeiten. Das Projekt verläuft größtenteils über das Gelände von ArcelorMittal und wird schon seit über hundert Jahren industriell belastet. „Das hat mit sich gebracht, dass das Gelände zum Teil aufgeschüttet wurde und dessen Zweckzuweisung sich im Laufe der Zeit verändert hat“, schreibt das Ministerium auf Tageblatt-Nachfrage. Deswegen sei der Untergrund nicht „homogen“ gewesen.
Auch die Materialkosten seien, wie bei fast allen Bauprojekten, in die Höhe geschossen. Die Preiserhöhungen von Stahl, Zement und Polymere-Produkten seien für den Bau des „Vëlodukt“ besonders problematisch gewesen. Doch ist es möglich, diese Mehrkosten genau zu beziffern? „Das ist zu diesem Zeitpunkt nicht machbar“, heißt die Antwort aus dem Verkehrsministerium. Überhaupt könne das Ministerium von Minister François Bausch („déi gréng“) die Ausgaben nicht genau beziffern. Die Kosten sind nur im Gesetzesprojekt grob aufgeteilt.
So mussten für den Bau des Projektes Studien im Wert von 2,3 Millionen Euro durchgeführt werden. Die Brücke selbst schlägt mit etwa 32 Millionen Euro zu Buche. Zwischen der Brücke und dem Gelände von ArcelorMittal soll außerdem eine Sichtschutzwand errichtet werden. Kostenpunkt: 1,8 Millionen Euro. Um die „industrielle Technologie“, die auf dem Gelände des Stahlunternehmens verwendet wird, geheim zu halten, baut der Staat eine visuelle Abschirmung mit einer Länge von etwa 320 Metern und einer Höhe von 7,50 Metern. Die Brücke führt nämlich direkt am Gelände vorbei.
100.000 Euro pro Jahr für die Wartung
Die Fahrradbrücke in Zahlen
Länge: 1,5 Kilometer – davon 300 Meter Rampen für Menschen mit Behinderung
Fläche: 6.100 Quadratmeter
Höhe: 7,50 Meter
Breite: 4,50 Meter für die normalen Abschnitte und Rampen, 2 Meter für die Rampen für Menschen mit Behinderung, 8,50 Meter bis 10,50 Meter für kleine Plätze
Lichtraumprofil: 4,50 Meter in der Höhe
Pfähle: 65 insgesamt – davon 40 Beton- und 25 Stahlpfähle
Masten: 15 insgesamt
Fundamente: 500 Betonpfeiler
Kortenstahl: 2.100 Tonnen
Stahlbeton: 6.100 Kubikmeter
Geländer: 2.900 Meter aus rostfreiem Stahl
Leuchten: 1.600 Stück
Aushub: 13.000 Kubikmeter
Aufschüttung: 10.000 Kubikmeter
Asphalt: 2.300 Kubikmeter
Das Verkehrsministerium konnte die Mehrkosten auf Tageblatt-Nachfrage nicht genauer aufschlüsseln. Der Grund: „Zum einen, weil wegen der noch nicht abgeschlossenen Arbeiten eventuelle Verhandlungen stattfinden müssen. Zum anderen, weil bei den Arbeiten, die noch ausgeschrieben werden müssen, eine Veröffentlichung der vorhersehbaren Kosten nicht im Einklang mit dem Gesetz zu den ‚marchés publics’ ist und mit großer Wahrscheinlichkeit schädlich für den öffentlichen Auftraggeber sein könnte“, schreibt das Ministerium.
Aus dem Gesetzestext zum „Vëlodukt“ geht auch hervor, wie viel die jährliche Instandhaltung in etwa kosten wird. In den ersten zehn Jahren nach den Bauarbeiten sollen 100.000 Euro pro Jahr für die Überwachung und die laufende Wartung der Fahrradverbindung bereitgestellt werden. Danach seien dann 200.000 Euro pro Jahr vorgesehen. Ebenso wie die Baukosten der Brücke wird auch deren Instandhaltung aus dem Straßenfonds bezahlt.
Zum Vergleich: Die jährlichen Kosten für den Autobahnverteiler Steinbrücken, der insgesamt über 72 Millionen Euro verschlingen wird, betragen laut Gesetzestext 930.000 Euro. Und: Im Budget für 2023 sind für die Wartung der Autobahnen, National- und Nebenstraßen 46 Millionen Euro vorgesehen.
Ein Blick auf ähnliche Projekte
Die Brückenkonstruktion selbst mit einer Gesamtlänge – also zusätzlich Rampen für Menschen mit Behinderung – von 1,8 Kilometern und einer Breite von 4,5 Metern kostet also abgerundet 32 Millionen Euro. Das klingt erst einmal nach viel Geld – ein direkter Vergleich mit anderen Ländern lässt sich wegen unterschiedlicher Materialien, Lohnkosten, Gelände und Inflation nur schwer ziehen. Trotzdem ist ein Blick auf die vorigen „längsten Fahrradbrücken Europas“ interessant.
Die „Pieter-Smit-Brücke“ ist eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke in der niederländischen Gemeinde Oldambt und verläuft zum Teil über einen Fluss. Bei ihrer Fertigstellung im Jahr 2021 war die Fahrradbrücke mit einer Länge von 800 und einer Breite von 3,5 Metern die längste in Europa. Die Konstruktion besteht hauptsächlich aus Stahl und Holz. Kosten: 6,5 Millionen Euro. Die „Sölvesborg-Brücke“ in Schweden hielt den Titel der längsten Fahrradbrücke für etwa acht Jahre. Die 760 Meter lange und 3,5 Meter breite Konstruktion wurde laut Gemeinde Sölvesborg im Mai 2013 eingeweiht. Das Projekt kostete 50 Millionen schwedische Kronen – zum Zeitpunkt der Eröffnung also etwa sechs Millionen Euro.
François Bausch ist jedenfalls überzeugt, dass das „Vëlodukt“ sich finanziell lohnt. Der Politiker zitierte während der Chamber-Debatte zum Finanzierungsgesetz der Brücke am 20. Dezember eine Studie von „Transport & Mobility Leuven“ aus Belgien, die besagt, dass der Nettonutzen beim Fahrradfahren 98 Cent pro Kilometer beträgt. Der Grund: Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit würden in niedrigeren Sozialversicherungsausgaben, einer höheren Arbeitsproduktivität und geringeren Krankheitsausfällen resultieren. Im Gegensatz dazu verursache eine Fahrt mit dem Auto soziale Kosten in Höhe von 1,02 Euro pro Kilometer. Und: „Wenn man in Luxemburg ein Kilometer Autobrücke baut, dann kostet das zweispurig 70 Millionen Euro – ein Kilometer von dieser Fahrradbrücke kostet 27 Millionen“, sagte Bausch.
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Grünes Denkmal,Steuergeldvereschwendung,
goldene Nasen wurden daran verdient,
das Ganze ist zum Kotzen.
Mär hun sou vill Mënschen hei zu Luxusbuerg wou déi zwee Änner net zusemme kréien. Mee eis Politiker geheien einfach eis Steiergelder zur Fënster eraus. (Spacemining, Militärfliiger,…..asw)
@ De soziale Fred
Dem Herr Schneider säi Satellit net vergiessen.
Dafür hätte man ja fast einen halben km Nordstrooss bekommen.
@Jempi
„das Ganze ist zum Kotzen.“
Nein, zum Radfahren.
„Fahrradbrücke in Zahlen“ Wäre sehr aufschlusseich zu die „Zahlen“ hinter den Zahlen zu erfahren.
2,3 Millionen für eine Studie und man hat den Untergrund nicht untersucht?
Wer hat denn wen geschm………..?
„Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit“ Eine Brücke tut was für unsere Gesundheit? Also Leute, wir brauchen das Südspidol nicht mehr, reine Verschwendung.
Bei den nächsten Brücke, lasset mal die Niederländer ran, die haben Erfahrung mit Brücken.
Die Tunnelrenovierung bei der Giewelsmillen koste die auch über 48 Millionen?
C’étaient les enveloppes qui ont été plus chères.
Hat den Här Bausch net virun e puer Joer (15.02.2020) ugekënnegt dass et an Zukunft ënnert him net méi zu Realisatiounen géif kommen déi den Initialen Budget géifen largement iwwertreffen?
Hei deen Satz deen demols ze liesen war: „Mais ça, ça ne marche plus aujourd’hui.“
https://5minutes.rtl.lu/actu/luxembourg/a/1466734.html. Leider huet d’Politik en kuerzen Verhalt an déi nei Projeten sinn scheinbar grad esou schlecht ausgeschafft wéi déi an der Vergangenheet 🤷
2002 hat Angela Merkel in ihrer Rede als angehende Franktionschefin der CDU/CSU Bundestagsfraktion einen Satz gesagt welcher ihr nicht nur in ihren eigenen Reihen Respekt verschafft hat.
„Grün und Rot macht arm“!
Weniger als 20 Jahre danach bewahrheitet sich ihre Aussage zur Gänze… und das nicht nur in Deutschland!
@Jean Schmit
„Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“
Konrad Adenauer
Kéint awer och vum Bausch & Co sin!
Merci Här Bausch.