Ein Jahr Pandemie / Thamaty: Der Begeisterung keinen Abbruch getan
Die erste Geburtstagskerze war gerade ausgeblasen, als die Hiobsbotschaft kam: Ein Jahr nach seiner Eröffnung musste das Schönheits- und Nagelinstitut „Tamathy“ in Steinfort seine Türen schließen. Vor den Unternehmerinnen lagen zwei harte Monate.
„Ich würde es sofort nochmals wagen.“ Die Antwort kommt wie aus einem Munde. Die Kosmetikerinnen Tamara und Cathy sind sich einig. Sie würden das Abenteuer der unternehmerischen Unabhängigkeit auch ein zweites Mal angehen. Den Widrigkeiten der ersten beiden Jahre zum Trotz.
Und dies, obwohl die Voraussetzungen seit dem Ausbruch der Pandemie anders wurden und sie ihr Konzept anpassen mussten. „Wir hatten Glück, unsere Kundschaft ist uns weitgehend treu geblieben“, freuen sich die beiden Kosmetikerinnen nochmals einhellig.
Tatsächlich war ihr Institut im ersten Anlauf auf Gastfreundlichkeit aufgebaut. Es gab zu der Pflege einen Kaffee, viele Kundinnen kamen zu zweit oder zu dritt, es wurde geplauscht und gelacht. Das haben die Pandemie und die damit verbundenen Hygienemaßnahmen ausgebremst. Die Kundin muss seit Mai 2020 allein kommen, sie muss sich gleich im Eingangsbereich die Hände gründlich desinfizieren, Küsschen werden nicht mehr ausgetauscht, die Maske ist Pflicht. Zwischen der Kundin und der Kosmetikerin steht eine Glastrennwand.
Die beiden Unternehmerinnen gehen mittlerweile davon aus, dass diese Zwänge noch eine Zeitlang andauern werden. Sie wollen deshalb umdenken und planen an einem neuen Konzept. „Alle sind in diesen Zeiten unter Stress. Wir möchten deshalb bei unserer Pflege künftig mehr auf Ruhe und Entspannung setzen.“
In dem 60 Quadratmeter großen Lokal in der Steinforter rue Collart ist das nicht möglich. Die Räumlichkeiten sind für die Nagelpflege, die den Großteil der Tätigkeit ausmacht, sowie für Fuß- und Gesichtspflege ausgerichtet. Für die geplanten Massagen und die entsprechende Einrichtung ist vor Ort kein Platz. Auch der Plan, das Angebot an Pflegeprodukten zu erweitern, scheitert vorerst an den Räumlichkeiten. „Wir strecken die Fühler nach einem zweiten Standort aus.“
Vertrauen in die Zukunft
Mehr wollen die beiden jungen Frauen noch nicht verraten. Sie wissen nur, dass das neue Projekt nicht die gleiche große Herausforderung sein darf wie die Eröffnung des Institutes vor zwei Jahren. Tamara und Cathy haben 15 bzw. 13 Jahre Berufserfahrung. Sieben Jahre lang haben sie im gleichen Institut gearbeitet, bevor sie sich selbstständig machten. Sie kannten sich gut und wussten, dass die Zusammenarbeit klappen würde. „Wir haben beide unsere Stärken und ergänzen uns damit gut“, so das gemeinsame Fazit.
Dem Wunsch, auch in schwierigen Zeiten gut auszusehen, wollen wir nach wie vor gerecht werden. Daran kann und darf uns die Pandemie nicht hindern.Kosmetikerin
Das war auch notwendig, um das „neue Baby”, wie das „Tamathy“ liebevoll genannt wird, auf die Beine zu stellen. Die Kundschaft war den erfahrenen Kosmetikerinnen bereitwillig gefolgt, dennoch waren an sechs Tagen die Woche mindestens zehn Arbeitsstunden notwendig. So gesehen war die zweimonatige Schließung eine Auszeit, gleichzeitig war die Anspannung groß, weil nicht klar war, wann es wieder losgehen würde und ob die Kundschaft sich ins Institut trauen würde. Zuversicht gab der rege Kontakt in den sozialen Medien.
Rückblickend wissen die Unternehmerinnen, dass das intensive erste Jahr und die Reserven, die sie anlegen konnten, ihnen letztendlich erlaubt haben, die Schließung des s und die zögerliche Wiederaufnahme zu stemmen. „Wir bekamen Hilfe“, sagen sie. Als Freiberuflerinnen haben sie allerdings keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Die Sozialabgaben durften zwar gestundet werden, blieben jedoch in voller Höhe fällig. Auch der Vermieter hatte wenig Einsicht.
Dennoch war der 11. Mai, der Tag, an dem „Tamathy“ seine Türen wieder öffnen durfte, eine Erleichterung. Dafür nahmen die Unternehmerinnen eine straffe Organisation in Kauf, damit sich nicht mehr als sechs Personen in den Räumlichkeiten aufhalten. „Mitunter müssen Kundinnen draußen warten. Das ist für uns ganz schrecklich, das passt nicht in unser Geschäftsmodell!“ Gesichtspflege wurde gleich nach der Wiederaufnahme keine angeboten, um den engen Körperkontakt zu verhindern, mittlerweile ist sie wieder im Programm.
Ein positiver Fall würde die sofortige Schließung des Institutes nach sich ziehen. Die „Tamathy“-Chefinnen tun deshalb alles, um das zu verhindern. Nach jeder Pflege werden die einzelnen Arbeitsplätze gründlich gereinigt und desinfiziert. Nur so konnten sie das Vertrauen der Kundinnen zurückgewinnen. „Wir haben die Augen überall“, beschreibt Cathy die heutige Lage. Mittlerweile läuft das Institut wieder gut, selbst wenn das zweite Aktivitätsjahr mit dem ersten nicht vergleichbar ist.
Wir müssen die Augen überall haben und auf alles achtenKosmetikerin
„So haben wir wieder ein wenig mehr Zeit für uns selbst“, versucht die zweifache Mutter Tamara den Umständen auch eine positive Seite abzugewinnen. Im ersten Jahr hatte sie häufig ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Kindern, selbst wenn sie wusste, dass das der Preis für den Sprung in die unternehmerische Selbständigkeit war. „Das Tempo des ersten Jahres hätten wir nicht ewig durchgestanden“, wissen Cathy und Tamara heute.
Zur Normalität ist der Bereich der Körperpflege bislang noch nicht zurückgekehrt. Die Wochen vor dem Jahreswechsel sind traditionell für die Branche Hochsaison, in der Regel wollten die Kundinnen vor den Feierlichkeiten perfekt gepflegt sein. Seit einem Jahr sind auch die Reisen seltener geworden, genau wie die Vorbereitungen auf den Strandurlaub. Geblieben ist jedoch die Suche nach Entspannung, nach einem größeren Wohlbefinden, die Freude, auch in schwierigen Zeiten gut auszusehen. Diese Wünsche sind unter den gegenwärtigen Umständen eher noch gewachsen. „Dem wollen wir nach wie vor gerecht werden. Daran kann und darf uns die Pandemie nicht hindern.“
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