Gesundheit / Thermalwasser statt Salz: Mondorf feiert 175 Jahre Thermalismus
Die Suche nach Salz auf luxemburgischem Boden hat sich gelohnt. Als vor 175 Jahren stattdessen Thermalquellen zum Vorschein kommen, ist das für Mondorf ein Segen. Der Zusatz „les Bains“ beschert der Gemeinde ab 1878 einen bis heute florierenden Aufstieg als Kurstadt. Das „Domaine thermal“ führt Generaldirektor Pierre Plumer (54), der in der historischen, 1926 eingeweihten Therme residiert.
Tageblatt: Die Entdeckung der Thermalquellen ist einem Zufall zu verdanken. Wie viele Quellen gibt es denn mittlerweile?
Pierre Plumer: Es gibt drei, aber davon wird nur noch eine genutzt. Das ist die letzte, die nach dem Geologen und Lehrer Michel Lucius (1876-1961) benannt ist. Sie wurde 1979 eröffnet und speist heute unser Thermalbad.
Was ist denn die „heilende Wirkung“?
Das Wasser ist sehr salz- und eisenhaltig. Früher gab es viele Trinkkuren, die Leber, Stoffwechsel und Magen- und Darm guttaten. Das dokumentieren Berichte und Bücher. Heute wird das Wasser zum Baden und zum Inhalieren benutzt und unser Fango wird damit aufgemischt. Es hat vor allem entzündungshemmende, beruhigende und abschwellende Wirkung.
Ist das medizinische Angebot immer noch die DNA des „Domaine“?
Ganz klar ja. Es ist das wichtigste Standbein, obwohl im Gesetz von 1987 auch Hotel-, Wellness- und Freizeitaktivitäten verankert wurden. An dem Datum wurden wir zum „Etablissement public geré selon le droit privé“ mit einer privatwirtschaftlichen Seite.
Zeitweilig war Kuren und Thermalbaden ja ziemlich aus der Mode. Verstaubt, altmodisch, das war das Bild. Galt das auch für Mondorf?
Wir hatten diese Erlebnisse so nicht, weil wir immer schon investiert haben. Und es war immer ein Bedarf für Kuren da.
Welche Krankheitsbilder werden denn hier vorrangig behandelt?
94 Prozent sind Rheumapatienten, das ist ein Schwerpunkt. Allerdings wollen wir zukünftig die anderen Behandlungen, zum Beispiel die von Long-Covid-Patienten und die von Post-Krebspatienten, ausbauen. Einige sollen ihre Rehabilitationsmaßnahmen hier machen können.
Sie sind auch ein Freizeit- und Tourismusbetrieb. In der Branche klagen viele derzeit über Personalmangel. Ist das „Domaine“ auch betroffen?
Wir sind mit etwas mehr als 320 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber hier in der Region. Aber natürlich spüren wir den Mangel an Fachkräften. Bei einem unbefristeten Jobangebot geht es noch einigermaßen, weil wir gute Konditionen bieten. Aber Saisonkräfte sind absolute Mangelware.
Überzeugen Sie mich mal, hierhin zu kommen …
Vorweg: Wir sind bis November ausgebucht. Wir bieten hier sehr individuelle Anwendungen, ich spreche von auf ihr spezielles Krankheitsbild zugeschnittenen Behandlungsplänen. Und wir betrachten das Krankheitsbild interdisziplinär. In anderen Häusern laufen sie in der Masse mit. Das wissen wir vor allem aus Frankreich.
Was ist denn die größte Konkurrenz des „Domaine“ in der nahen Umgebung?
Amneville. Sie haben 25.000 Patienten im Jahr. Luxemburger sind unsere Hauptklientel, dann vor allem die hier im Land versicherten Franzosen, gefolgt von den Belgiern. Das belgische Sozialsystem hat Kuren vor 20 Jahren abgeschafft. Spa in Belgien zum Beispiel nimmt nur Privatpatienten.
Fitness, Spa, Wellness, Unterkunft sind wesentliche Geschäftsbereiche. Wie hält Mondorf im europäischen Vergleich mit?
Wir funktionieren als Tourismusanbieter im gehobenen Bereich und betonen den gesundheitlichen Aspekt eines Aufenthaltes in Mondorf. Unsere Gäste können hier rund 8.000 Quadratmeter Wellness- und Spabereich sowie ca. 42 Hektar Park nutzen. Wir haben hier weder Berge noch Meer noch einen See, aber dafür den Park. Er spielt eine große Rolle. Außerdem investieren wir konsequent. Der ganze Saunabereich ist innen wie außen komplett renoviert und erweitert worden.
Das „Domaine“ ist ein großer Arbeitgeber. Welche Rolle spielt es für den Tourismus im Osten?
Als wir 2015 die Zimmer in den beiden Hotels renoviert haben, haben wir das abschnittsweise gemacht. Also die, die renoviert wurden, waren nicht verfügbar. In der Zeit wurden die Daten für die Statistiken zu den Übernachtungen an der Mosel erhoben. Als sie dann rauskamen, herrschte kurzzeitig Panik, weil sie so eingebrochen waren. Das sagt doch alles, oder?
Ist der Wellnessbereich eine Konkurrenz für den Thermalismus? Oder ergänzen sich beide gegenseitig?
Das ergänzt sich. Touristen können das Thermalbad mitbenutzen. Das ist auch gewollt.
Haben Sie eigentlich schon mal eine Kur gemacht?
Nein. Aber wer weiß, vielleicht kommt das noch …
Das „Domaine thermal“ in Zahlen
17 Ärzte in Luxemburg sind als Kurärzte vom Domaine anerkannt und dürfen Kuren verschreiben. Sie dauert drei Wochen. 5.900 Kurgäste, stationär und ambulant, verzeichnet das Domaine jährlich, hinzu kommen 32.000 ambulante Behandlungen für Rückenprobleme. Die Zahlen stammen aus dem Geschäftsbericht 2021. In der 320-köpfigen Belegschaft finden sich 29 Physiotherapeuten, davon neun mit Spezialisierung Osteopathie, 29 diplomierte Masseure und ein Sporttherapeut. 400.000 Gäste haben im vergangenen Jahr den Wellness- und Spabereich genutzt. Die beiden Hotels verzeichneten 43.000 Übernachtungen pro Jahr und in den Restaurants „Maus Kätti“ (44.000) und „Jangeli“ (10.000) wurden 2021 insgesamt 54.000 Essen jährlich ausgegeben. In den Jahren 2012 bis 2019 wurden insgesamt 32 Millionen in die Anlage investiert.
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Das berühmte „Domaine Thermal“ müsste mal renoviert werden,
es mangelt an der notwendigen Hygiene,manches sieht ruppig aus,
seit Jahren wird darüber gelaabert aber es passiert nix,
ausser ein paar bedürftige Flickarbeiten,ob Direktion inklusiv
Verwaltungsratmitglieder sich deren bewusst sind, jedenfalls
attraktiv und mondän sieht anders aus,nicht in Mondorf.