Bello und Co. / Tierbestattungen in Luxemburg: Wohin mit dem toten Haustier?
Warum gibt es in Luxemburg keine Begräbnisstelle für Haustiere? Diese Frage beschäftigt Tierfreunde schon lange. In Wiltz ist ein Ort zum Verstreuen der Tierasche in Vorbereitung, auch der Escher Gemeinderat wird sich heute mit dem Thema beschäftigen. Sein Haustier im Garten zu vergraben, ist verboten.
Auf Initiative der Gemeinderätin Joëlle Pizzaferri (LSAP) hat es das Thema Tierbestattung auf die Tagesordnung der Escher Gemeinderatssitzung am heutigen Freitag geschafft. Pizzaferri regt die Schaffung eines Tierfriedhofs an, wo die Menschen die Asche ihrer Haustiere beisetzen können. Oder alternativ dazu im Stile des Waldfriedhofs eine Stelle, wo die Asche verstreut und mit einer Plakette an die Tiere erinnert werden kann.
„Haustiere sind im Laufe der Jahre für die Menschen immer wichtiger geworden, sie gehören zur Familie. Also sollte es auch einen Ort geben, wo an sie gedacht werden kann“, sagt Pizzaferri dem Tageblatt. Und so wird heute das Thema in Esch erstmals angerissen, ohne eine Entscheidung zu treffen. „Wir sind nicht prinzipiell dagegen, wollen uns davor nicht verschließen“, betont Bürgermeister Georges Mischo (CSV). Zunächst einmal müssen die Voraussetzungen dafür analysiert werden.
Auch Mischo weiß, dass sich die Rolle des Haustiers in der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Wurden Tiere in der Vergangenheit oft wegen ihres Nutzens gehalten, so sind sie heute mitunter vollwertige Familienmitglieder. Demnach wird um die vierbeinigen Wegbegleiter ähnlich intensiv getrauert wie um einen nahestehenden Menschen. Und demnach ist der Wunsch, dem liebgewonnen Haustier im Falle des Todes einen würdevollen Abschied zu bescheren, groß. Das aber ist in Luxemburg nicht einfach.
Die Gesetzeslage
Laut der durch das Reglement 1069/2009 definierten Gesetzeslage müssen Tierkadaver prinzipiell verbrannt oder durch Drucksterilisation beseitigt werden. Drucksterilisation bedeutet im Grunde genommen das Abkochen bei hoher Temperatur, um die Überreste zur Wiederverwertung zu sterilisieren. Definitiv verboten ist es, ein Haustier zu vergraben.
Zuständig ist in Luxemburg die Veterinärverwaltung. Und zwar für alles, was mit Tierkadavern zu tun hat. Zwischen Haustieren wie Katze und Hund und landwirtschaftlichen Nutztieren macht die Verwaltung keinen Unterschied. Die Nutztiere (und Wildtiere) werden in der Regel nach Belgien gebracht, wo spezialisierte Firmen die Kadaver nach der Drucksterilisation weiterverarbeiten bzw. kollektiv verbrennen. Die größte unter ihnen, Rendac in Denderleeuw bei Brüssel, preist auf der Firmenhomepage ihre Nachhaltigkeit an. Die Firma hat eine Niederlassung in Lorentzweiler, die die Nutztierkadaverbeseitigung hierzulande organisiert.
Mit Haustieren wird ein wenig anders verfahren, hier kann der Besitzer zwischen einer individuellen oder kollektiven Einäscherung in speziell dafür vorgesehenen Tierkrematorien im Ausland wählen. Die Tierärzte arbeiten dabei mit verschiedenen Unternehmen in Deutschland, Frankreich und v.a. Belgien zusammen. Und die bieten alle möglichen Dienstleistungen bis hin zur individuellen Einäscherung an. „Ein Haustier darf nicht im Garten vergraben werden, es muss normalerweise eingeäschert werden. Das geschieht im Ausland, wobei es in Deutschland einen Ort gibt, bei dem man bei der Einäscherung dabei sein kann. Der Trend geht in letzter Zeit jedenfalls ganz klar in Richtung individueller Einäscherung“, präzisiert Tierärztin Marisa Heleno Couthino. In Belgien kostet die individuelle Einäscherung eines Tiers unter 10 kg rund 160 Euro, in Deutschland ist das ein Stück teurer. Dazu kommen die Kosten für die Urne. Die gibt es inzwischen in jeder möglichen Variante. Zum Beispiel bietet die „Rosengarten Tierbestattung“ aus Trier (D) geschmackvolle Urnen in Tierform an. Die kann man dann samt der Asche seines Haustiers zu Hause aufstellen. Auch können diverse Schmuckstücke aus der Asche gefertigt werden, sofern man sein verstorbenes Tier immer bei sich tragen will.
Tierfriedhöfe im Ausland
Tierfriedhöfe gibt es in Luxemburg nicht. Will ein Haustierbesitzer eine Grabstätte für sein Tier, so muss er ins benachbarte Ausland ausweichen. Zum Beispiel ins „Le Paradis des Animaux“ in Lüttich, wo man sein Tier auch ohne Einäscherung begraben kann. Das ist in den meisten Ländern Europas wegen der Milzbrandsporen verboten. Unter günstigen Bedingungen können die mehrere Jahrzehnte in der Umwelt überleben. Der Tierfriedhof in Lüttich ist laut Angaben des Betreibers europaweit der einzige, auf dem Pferde ihre letzte Ruhestelle finden. 45 Euro pro Jahr kostet hier die Konzession für ein kleines Grab. Die Schaffung eines Tierfriedhofs in Luxemburg forderte vor gut einem Jahr Petition Nr. 2176. Ohne eine entsprechende Kampagne in den sozialen Netzwerken sammelte sie lediglich 509 Unterschriften und war demnach weit von der Schwelle der 4.500 Signaturen entfernt, die es für eine öffentliche Debatte im Parlament braucht.
Trotzdem kommt auch in Luxemburg so langsam Bewegung in Sachen Tierfriedhof. In Wiltz entscheidet der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 11. Februar über die Einrichtung einer Streuwiese für Haustiere an einer Lichtung in der Nähe des Waldfriedhofs. Zwar wird es dort keine Plaketten zur Erinnerung an die Tiere geben, aber immerhin ist Wiltz die erste Gemeinde des Landes, die eine solche Möglichkeit anbieten will.
Seit Jahren schon setzen sich diverse Vereinigungen wie Crémando oder Animort für würdige Tierbestattungen ein. Auf der Homepage von Animort kann der Grund für das Engagement nachgelesen werden: „Für den wahren Tierfreund ist es ein Trauma, daran zu denken, dass sein tierischer Begleiter nach seinem Tod in einer modernen Abdeckerei auf dem Fließband mit allerlei anderem organischen Müll entsorgt werden soll. Ihr langjähriger zwei- oder vierbeiniger Freund von einer Riesenschraube, nach dem Prinzip des Fleischwolfs arbeitend, zerfetzt, zu einer unförmigen Masse zerrieben und erst dann dem Feuer zwecks Verbrennung übergeben wird. Die Asche kommt normalerweise im Bausektor zur Anwendung. Aus Sicht von Animort ist dies ein unerträglicher Zustand. Zudem sind die Tierbesitzer meist nicht über diese allgemein übliche Verfahrensweise informiert.“
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Da haben wir es fast geschafft als Mensch platzsparend und hygienisch die Weltbühne zu verlassen indem wir Einäscherung und Ausstreuung propagieren und nun das. Mein Hund wurde liebevoll eingeäschert und von uns liebevoll unter einem Olivenbaum verstreut. Erinnerung findet im Kopf statt.Da braucht es keine Marmorsäulen.
Es geht nicht darum Kadaver zu begraben, sondern legale Möglichkeiten zu schaffen, wie zum Beispiel das Verstreuen der Asche an einem bestimmten Ort oder das Beiliegen der Urne in einem Familiengrab…
Hier können Sie die Diskussionsanfrage unter dem Punkt 10 nachlesen : https://administration.esch.lu/sessions_conseil/conseil-communal-du-27-janvier-2023/
@JJ/
Jo, genau sou ass et! Et kann een séng léiw Verstuewen a gudder Erënnerung behalen ouni riiseg Mausoleen opzeriichten an iwwerdriwwen ‘Totenkulte’ opzeféieren!
@JJ und @danielle
Ich verstehe ihre Sichtweise. Jedoch finde ich es respektlos, dass sie mir vorschreiben wollen wie ich mit dem Tod meines Haustieres umzugehen haben muss. Sie müssen andere nicht angreifen, nur weil sie eine andere Meinung zu dem Thema haben, zumal es sie nicht wirklich zu interessieren braucht wie andere Menschen mit dem Tod umgehen, es betrifft sie nicht.
@Tommy,
eine andere Meinung haben ist kein Angriff sondern die Basis des demokratischen Systems. Durch Diskussion und verschiedene Sichtweisen kommen wir weiter,nicht durch Kopfnicken. Durch unsere Kritik sehen sie die Sache vielleicht anders,wer weiß. Platzvergeudung für Friedhöfe aller Art ist Irrsinn.Meine Meinung und kein Angriff!! Und es scheint ja zu funktionieren.Es gibt bereits „Waldfriedhöfe“ wo die Asche der Verblichenen unter Bäumen ausgestreut werden kann. Hygienischer und Platz sparender als jene „Marmorvillen“ die man im Mittelmeerraum noch sieht. Da „wohnen“ die Toten zum Teil luxuriöser als zu Lebzeiten. Aber man will den Status wahren,sogar als Verblichener. Das ist nicht meine Meinung sondern Tatsache.
Ich will gar nicht wissen was so manche Zeitgenossen mit den Haustieren treiben. Demnächst kann man sich wohl auch mit dem Hasso pacsen, oder Kindergeld für Struppi beantragen? Artgerechte Haltung sehe ich ganz anders.
„Erinnerung findet in MEINEM Kopf statt. Da brauch ICH keine Marmorsäulen“
klingt demokratischer, vor allem weniger oberlehrerhaft. Einfach tolerieren, wie andere mit ihrer Trauer umgehen, ohne von sich auf andere zu schließen.