Weihnachten / Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum
Haustiere an Verwandte oder Freunde verschenken kann schwerwiegende Folgen für Mensch und Vierbeiner haben. Das Tageblatt hat sich bei Liliane Ferron vom „Déierenasyl“ in Gasperich erkundigt und erfahren, was es für Geschenkalternativen für Tierfreunde gibt.
Cousine Bella wollte schon immer einen Hund haben. Sie wissen das und möchten ihr diesen Wunsch endlich erfüllen. Dafür gehen Sie zum Züchter oder beantworten eine Anzeige im Internet und suchen sich einen Vierbeiner aus. Von einer Rasse, die Cousine Bella bestimmt gefallen würde. Vielleicht ist deren Hund vor kurzem verstorben und Sie wollen sie mit einem „Ersatz“ trösten.
Kaum sitzt das Weihnachtsgeschenk – brav, wie Hunde auf Anhieb in neuer Umgebung nun mal sind – unterm Christbaum, ist alles wunderbar. Die Chemie stimmt und Bella weiß genau, was mit der neuen Verantwortung auf sie zukommt bzw. hat einen passenden „Ersatz“ gefunden.
Ein realistisches Szenario? Nein, stellt Liliane Ferron vom Gaspericher „Déierenasyl“ klar. Jedes Jahr landen vor allem nach dem Weihnachtsfest und vor dem Sommerurlaub Tiere dort. Ferron ist seit 20 Jahren Mitarbeiterin und hat schon vieles gesehen.
Einen Hund oder eine Katze kann man im „Déierenasyl“ prinzipiell nicht einfach so als Geschenk erwerben. Jeder künftige Besitzer muss einen Vertrag unterschreiben – und zwar unter seinem eigenen Namen.
Keine leichtfertige Entscheidung
Viele Faktoren spielen bei der Anschaffung eines Haustieres eine Rolle. Kann sich der künftige Besitzer ein solches leisten, wohl wissend, dass Tierarztkosten usw. auf ihn zukommen? Was geschieht mit dem Vierbeiner, wenn ich in den Urlaub fahre? Und besonders wichtig: Passt das Tier zu mir?
„Hunde haben eine enge Verbindung zu ihrem Besitzer“, erklärt Ferron. „Bei Katzen ist dies ebenso der Fall, auch wenn sie grundsätzlich unabhängiger als Hunde sind.“ Hier muss einfach die Chemie stimmen. Ob der potenzielle Besitzer eher für die Haltung eines Rottweilers oder eines Foxterriers geeignet ist, spielt eine zentrale Rolle. Auch wenn die Wahl der Rasse feststeht, muss klargestellt werden, ob das Tier wirklich zu einem passt und umgekehrt.
Die Probleme
Die mögliche Folge: ein Tier, das als ungewolltes Geschenk im Tierheim oder – noch schlimmer – angekettet auf der Autobahn landet. „Die Idee, ein lebendiges Wesen unter den Weihnachtsbaum zu setzen, ist nicht korrekt.“ Das betont Ferron immer und immer wieder. „Ein Hund oder eine Katze ist nun mal kein Plüschtier. Es hat Bedürfnisse und möchte sich an den Menschen binden. Wenn es dann nach einigen Monaten im Tierasyl landet, weil der Beschenkte es doch nicht wollte oder in den Urlaub fahren möchte und nicht weiß, wohin damit, ist das schlecht für die Entwicklung des Haustieres.“
Wie viele Hunde und Katzen letztendlich als ungewollte Geschenke im Gaspericher Tierheim landen, kann Ferron nicht genau sagen. „Viele Menschen geben den wahren Grund nicht zu. Deswegen haben wir keine Zahlen.“ 2017 kamen 1.016 ins „Gasperecher Déierenasyl“, davon rund 540 Hunde und 470 Katzen. Diese Zahlen seien Jahr für Jahr mehr oder weniger konstant.
Das A und O
Die Mitarbeiterin des Tierheims unterstreicht die Bedeutung des Kommunizierens. „Man muss mit der Person, die man beschenken möchte und sich als Tierfreund geäußert hat, reden“, betont Ferron. „Wenn dann feststeht, dass sich diese Person wirklich ein Haustier anschaffen möchte, muss sie schon selber zu uns kommen.“ Das Gleiche gelte auch für die Wahl eines Hundes beim Züchter.
„Eine artgerechte Haltung ist das A und O. In der Hinsicht werden wir manchmal als strenger als andere angesehen“, gibt Ferron zu bedenken. „Wir führen strenge Kontrollen durch, sowohl vor der Anschaffung eines Tieres als auch danach. Wir haben das Recht, bei Personen zu überprüfen, ob das Tier bei ihnen artgerecht gehalten wird.“
Die Alternativen
Statt also gleich einen Welpen unter den Weihnachtsbaum von Cousine Bella zu setzen, wären ein schön dekorierter Gutschein für einen Besuch ins Tierheim und eine Geldsumme als Beitrag eine Alternative. „Bei uns gibt es immer eine Probezeit“, erklärt Ferron. „Da können sich Mensch und Tier erst mal beschnuppern und schauen, ob es passt. Wenn das nicht der Fall ist, ist es wirklich kein Problem, das Tier nach dieser Probezeit zurückzubringen. Wir würden niemals ein Tier abgeben, wenn wir nicht wissen, bei wem es landet.“
Für ein gemütliches Hunde- oder Katzenleben wird so einiges an Accessoires benötigt. Mit einem Fressnapf oder einem Kissen liegen Sie sicherlich nicht falsch – informieren Sie sich bei Letzterem nur bei der beschenkten Person, welche Größenordnungen für den neuen Begleiter infrage kommen. Leckerlis sind bei Hunden immer eine Option, bei Katzen wird sich ein Kratzbaum als eine sinnvolle Investition erweisen. Zur Weihnachtszeit bieten viele Marken außerdem festliche Menüs für Vierbeiner an.
Für neue Hundehalter organisiert das Tierasyl Gasperich außerdem mehrere Workshops. Am 12. Januar findet ein Kurs zum Thema „Mäin éischten Hond – Uschafung, Präparatioun, Equipement“ statt. Damit machen Sie Ihrem Bekannten sicherlich eine Freude und er kann sich vor Ort auch einige Fellnasen anschauen.
- Platz 3 und ein World-Games-Ticket: Ankie Timmers qualifiziert sich für Chengdu - 22. November 2024.
- Tag der offenen Tür: Neugierige entdecken Differdingens kreativen Hotspot - 14. Oktober 2024.
- Anno 1900: von der Erde zum Mond und wieder in den Fond-de-Gras - 30. September 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos