Editorial / Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke! Wer sie sich anlegt, sollte es sich gut überlegen
Es sind immer wieder die süßesten Bilder. Ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum wackelt ein wenig, Kinderaugen leuchten auf – und dann fließen Freudentränen, wenn die Tochter oder der Sohn einen Welpen aus dem Karton hebt.
Haustiere sind auch eine tolle Sache. In Windeseile erobern Katzen, Hunde, Kaninchen und andere Vierbeiner unsere Herzen. Insbesondere, wenn es sich dabei um die „Babyversion“ handelt. Doch ganz so leichtherzig, wie es in so manchem Weihnachtsfilm vorkommt, sollte man sich nicht ein Haustier anschaffen. Allein schon dem Tier zuliebe.
Damit es dem Tier gut geht, muss man als Besitzer willens sein, Verantwortung zu übernehmen und Zeit zu investieren. Und das nicht nur einmal, sondern jeden Tag. Ob Regen, Schnee oder strahlender Sonnenschein: Ein Hund muss mehrfach am Tag Gassi gehen, am besten nicht nur zehn Minuten. Man muss sich mit ihm beschäftigen, damit er mental ausgelastet ist. Je nach Rasse und dem Charakter des Hundes reicht das einfache Stöckchenholen einfach nicht aus.
Und auch mit Katzen sollte man sich als Besitzer beschäftigen. Während sie unabhängiger sind und ihre Halter wohl eher als etwas dumme Dosenöffner ansehen, kann eine enge Bindung nur entstehen, wenn man sich um sie kümmert. Bei Kaninchen, Fischen, Vögeln oder Schildkröten wiederum sollte man bedenken, dass die Gehegepflege Zeit und Energie in Anspruch nimmt – und regelmäßig durchgeführt werden muss. Und: Tiere bedeuten immer zusätzliche Kosten. Tierarztbesuche, artgerechtes Futter, Gehege, Spielzeug – all das hat seinen Preis.
Wer mit dem Gedanken spielt, sich einen Welpen oder ein Kitten (oder sonst ein junges Tier) anzuschaffen, muss im Hinterkopf behalten, dass das Tier nicht ewig so klein bleiben wird. Und die Teenagerjahre sind nicht nur bei den eigenen Kindern ein Abenteuer – auch Hunde und Katzen entwickeln mit der Zeit ihren eignen Kopf und werden ihre Grenzen austesten, so gut man auch versucht, sie zu erziehen.
Tiere als Weihnachtsgeschenk unter den Baum zu legen, sollte man sich also wirklich gut überlegen: Hat der Beschenkte wirklich die Zeit und das Verantwortungsbewusstsein, sich um das Tier zu kümmern? Handelt es sich beim Beschenkten um die eigenen Kinder: Ist man bereit, selbst die Arbeit zu übernehmen, wenn die Kinder nicht wollen/können?
Denn nichts ist trauriger – für die Menschen wie auch für die Tiere –, wenn das Haustier am Ende einfach nicht zum eigenen Lebensstil passt oder man mit der Pflege und Erziehung völlig überfordert ist. Dann landen die Tiere viel zu oft in den eh schon überlasteten Tierheimen.
Wer nun unsicher ist und einen riesigen Tierfreund zu Hause hat, den man beschenken möchte, kann die Sache alternativ angehen: Wie wäre es mit einem „Versprechensgutschein“, sich in den nächsten Wochen und Monaten die Zeit zu nehmen, regelmäßig einen Blick in das Tierheim zu werfen und mit den Hunden spazieren zu gehen, um dort vielleicht einen Seelenverwandten auf vier Pfoten zu finden? Damit hilft man gleichzeitig dem Tierheim etwas aus und kann sich die Entscheidung zur Adoption noch etwas überlegen. Oder wie wäre es mit Büchern zur Tierpflege, damit der Beschenkte später gut informiert selbst entscheiden kann, ob ein Tier zum eignen Leben passt oder nicht?
Eine gute Idee sind auch Tierpatenschaften. So unterstützt man nicht nur die Vereinigungen und die zahlreichen Tiere, die dort ein Zuhause gefunden haben, sondern kann auch noch mehrfach im Jahr vorbeifahren, um nach dem Patentier zu schauen, ohne die Verantwortung für dessen Pflege übernehmen zu müssen.
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