Kritik an „help@deier.lu“ / Tierschutz in Luxemburg: „Die Gesamtsituation verändert sich nicht“
Luxemburg zählt seit Ende Mai eine neue Kontaktstelle für den Tierschutz, doch wem nutzt diese? Ein kurzer Austausch mit der Tierschützerin Adela Fuentes von „Frida“.
„Mir reicht’s“, offenbart Adela Fuentes, Tierschützerin bei Frida („For the Right Dignity of Animals“), im Gespräch mit dem Tageblatt. „Ich bin seit vierzehn Jahren im Tierschutz aktiv. Seitdem hat sich die Gesamtsituation nicht verbessert.“ Sie erzählt unter anderem von nachlässigen Kontrollen durch die zuständigen Autoritäten und von mangelnder Transparenz im Hinblick auf die Bearbeitung einzelner Dossiers. Der Anlass für den Austausch ist jedoch ein anderer – und zwar die kürzlich eingerichtete Kontaktstelle help@deier.lu.
Ende Mai stellte Martine Hansen (CSV), Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Weinbau, die E-Mail-Adresse und eine neue Telefonnummer in einer Pressekonferenz vor. Das Tageblatt berichtete. Wer einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vermutet, kann diesen nun dort melden. Die Ministerin verspricht sich von dem neuen Kontakt mehr Meldungen von Tiermissbrauch, dabei wies sie bei der Präsentation darauf hin, dass die Zahl entsprechender Anzeigen letztes Jahr bereits gestiegen ist (2023: 143; 2022: 92). Eine Anlaufstelle besteht ebenfalls schon: die „Administration luxembourgeoise vétérinaire et alimentaire“ (Alva; deiereschutz@alva.etat.lu). Diese E-Mail-Adresse ist nach wie vor aktiv und wird teilweise von denselben Mitarbeitenden betreut wie help@deier.lu. Insgesamt gingen seit der Einrichtung der neuen E-Mail-Adresse 31 Beschwerden ein (21 an help@deier.lu; 10 an deierschutz@alva.etat.lu/Stand: 17. Juli 2024). In Notsituationen empfiehlt das Ministerium weiterhin, den tierärztlichen Bereitschaftsdienst (112/collegeveterinaire.lu), die Tierrettungsgruppe (112) oder die Polizei (113) zu kontaktieren.
Nur eine PR-Aktion?
Aufgrund dieser Umstände zweifelt Fuentes die Notwendigkeit der neuen Kontaktstelle an, zumal es akute Baustellen im Tierschutzbereich gibt. Doch was waren die Beweggründe des zuständigen Ministeriums? „Im Koalitionsvertrag wurde eine neue Kontaktstelle angesprochen“, entgegnet dessen Pressestelle auf Nachfrage des Tageblatt. „Dieser Punkt wurde auf Wunsch der Ministerin durch die Einrichtung der neuen E-Mail-Adresse umgesetzt.“ Fuentes, die generell Lob für Martine Hansen übrighat, hält dies jedoch eher für eine PR-Aktion des Ministeriums, denn das eigentliche Problem seien die seit Jahren überlasteten Betreuungsstrukturen für Tiere in Not.
„Weder die zuständigen Autoritäten noch die Heime oder die privaten Tierschutzorganisationen wissen, wohin mit den beschlagnahmten oder mit jenen Tieren, die Menschen abgeben müssen“, sagt sie. Zwar sei der Bau eines Tierheims im Norden des Landes schon lange im Gespräch, doch lasse die Umsetzung auf sich warten. Auch fehle in Luxemburg ein Gnadenhof, auf dem alte, kranke oder verhaltensauffällige Tiere ohne Aussicht auf eine Weitervermittlung unterkommen könnten. „In der Zwischenzeit suchen wir händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten und Pflegefamilien“, so Fuentes.
Das behindere Tierschutzorganisationen wie Frida, neue Konzepte umzusetzen. Die kürzlich gegründete ASBL will sich auf Vieh konzentrieren, das gemeinhin als Nutztier wahrgenommen wird. Frida will dem mit Sensibilisierungskampagnen und pädagogischen Aktivitäten für Kinder entgegenwirken. Dafür fehle momentan aber die nötige Zeit, bedauert Fuentes. Der Fokus läge nämlich weiterhin auf der Vermittlung von Katzen und Hunden. „Die Tierheime sind auf unsere Hilfe angewiesen, denn ihre Wartelisten sind zu lang“, sagt sie. Auch Privatpersonen würden sie immer wieder um Hilfe bitten. Davon abgesehen hätten kleine Tierschutzorganisationen ständig mit Personalmangel und finanziellen Engpässen zu kämpfen. „All das stellt uns vor große Herausforderungen“, klagt sie. Die Einrichtung einer neuen E-Mail-Adresse sei jedenfalls keine Lösung.
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