Frida Asbl / Tierschutzverein stößt an seine Grenzen: „Schafft euch nur ein Tier an, wenn ihr Zeit habt“
„Frida Asbl“ stößt an seine finanziellen Grenzen. Der Grund: Immer mehr Menschen schaffen sich ein Haustier an, um es kurz darauf wieder abzugeben. Der Tierschutzverein fordert ein Umdenken bei Privatpersonen und Regierung.
Vier Schweine, zwei Schafe und etliche Streunerkatzen laufen am Mittwoch durch einen Bongert in Remich. In einem Gehege sitzen Hühner und in einer kleinen Holzhütte drei Tierschützerinnen der „Frida Asbl“ mit einer Handvoll Journalisten. Adela Fuentes, Cynthia Czaika und Cindy Marcinkowski kümmern sich täglich um Tiere, die sonst kein Tierheim aufnehmen kann oder will. Obwohl die drei Frauen regelmäßig auf helfende Hände zurückgreifen können, wächst die Arbeitslast. Immer häufiger würden sich Menschen überstürzt Haustiere zulegen, ohne wirklich darüber nachzudenken, ob sie sich um diese kümmern können. „Die Situation ändert sich nicht, weil die Mentalität von Privatpersonen sich nicht ändert“, sagt Adela Fuentes.
Die Tiere, um die sich das Trio kümmert, seien oft krank, nicht sterilisiert oder verhaltensgestört. Solche Fälle zu versorgen, koste viel Zeit – und Geld. Die Konsequenz: Der kleine Verein stößt finanziell an seine Grenzen. Sterilisationen, Kastrationen, Tumorentfernungen: „Frida asbl“ bezahlte von April bis Oktober Tierarztrechnungen in Höhe von insgesamt 17.000 Euro. Beim Versuch, einen vernachlässigten Hund zu retten, häuften sich innerhalb von sieben Tagen Rechnungen in Höhe von etwa 2.000 Euro an. Allerdings ohne Erfolg: Der Vierbeiner musste schlussendlich von seinen Schmerzen erlöst werden. Die Tierschutzorganisation könne nun vorerst keine neuen Rechnungen für Tiere in Luxemburg mehr übernehmen.
Die Arbeit als Tierschützerin kostet allerdings nicht nur Geld, sondern auch Energie. „Nach 15 Jahren fangen wir an, müde zu werden. Es sind viele negative Situationen, die sich anhäufen – und wenn man mehr Tiere hat, kommt es auch zu mehr negativen Erfahrungen“, so Fuentes. Trotzdem: Das Verlangen, den Tieren zu helfen und etwas zu verändern, sei weiterhin groß. „Das hält unsere Motivation am Laufen.“
Tierheime stoßen an ihre Grenzen
Fast alle Tierheime Luxemburgs stoßen momentan an ihre Grenzen. „Das Tierheim ist voll, voll und noch einmal voll“, sagte Liliane Ferron vom Gaspericher „Déierenasyl“ Anfang Oktober. Die Regierung muss aktiver eingreifen, bemängelt Fuentes. „Wir haben gute Gesetze und Reglemente – diese werden in der Realität allerdings nicht angewendet.“ Die Veterinärverwaltung benötigt mehr Personal, um Privatpersonen zu kontrollieren. Momentan würden Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zu oft unbestraft bleiben.
Und: „Den Tieren bei uns im Land würde es besser gehen, wenn es einen Tierschein gebe“, sagt Fuentes. Heißt: Jeder Haustierbesitzer müsse sein Haustier – unabhängig von der Art – anmelden und einen kleinen Test ablegen. „Irgendwie muss die ALVA (Luxemburger Veterinär- und Lebensmittelverwaltung Anm.d.Red.) etwas finden, um die Menschen besser kontrollieren zu können.“ Ohne die Einführung dieses Dokumentes sei es beispielsweise nicht möglich, das Problem der Streunerkatzen und Listenhunde in den Griff zu bekommen, so die Befürchtung der Organisation. Auch eine staatliche Auffangstruktur für Tiere, die alt, krank oder verhaltensauffällig sind, würde die Tierheime entlasten. Diese könnte dann beispielsweise durch eine Katzensteuer – wie sie schon für Hunde existiert – finanziert werden.
Zwischenzeitlich haben die zwei Schafe ihren Weg in die Holzhütte des Bongert gefunden. Die beiden beschnuppern Jacken, inspizieren den Ofen und erschrecken eine junge Journalisten-Praktikantin. Adela Fuentes beendet ihren Vortrag mit einem Aufruf: „Schafft euch nur ein Tier an, wenn ihr Zeit, Platz und die nötigen finanziellen Mittel habt. Man muss sich um ein Tier in guten wie in schlechten Zeiten kümmern. Man muss einen Plan B haben, wenn man krank wird. […] Und falls man sich ein Tier anschafft, soll es eines sein, das zu einem passt. Ein Hund soll nicht acht Stunden am Stück allein zu Hause sein.“
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