Digitalisation / Australien plant Mindestalter für soziale Medien
Luxemburg verbietet Handys in den Schulen, Australien will ein Mindestalter für die Nutzung sozialer Medien einführen. In beiden Ländern sollen Kinder dazu ermutigt werden, mehr Zeit im Freien anstatt am Smartphone zu verbringen. In Australien könnte Jugendlichen bis 16 Jahren unter Umständen der Zugriff auf Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok verwehrt werden.
Daniel Angus ist Direktor des Digital Media Research Centre an der Queensland University of Technology. Er warnt im Interview davor, dass die geplante Maßnahme aus Canberra riskantes Online-Verhalten in weniger regulierte Bereiche verlagern könnte.
Handyverbot an Luxemburgs Schulen im Überblick
Claude Meischs (DP) Ministerium hat für das Schuljahr 2045/25 neue Regeln für den Gebrauch des Smartphones in den Bildungseinrichtungen vorgesehen:
– An allen Grundschulen gilt ab Ostern 2025 ein integrales Verbot von Smartphones;
– in den Lyzeen muss während des Unterrichts eine physische Distanz zwischen dem Smartphone und dem Schüler garantiert sein;
– darüber hinaus können die Lyzeen autonom weitere Eingrenzungen einführen, um die Smartphone-Nutzung in Hinsicht auf Alter, Zeit und Räumlichkeit zu definieren;
– dies kann auch bis zu einem allgemeinen Smartphone-Verbot an Schulen führen;
– die Lyzeen haben bis Pfingsten Zeit, ihre Konzepte auszuarbeiten und zu adaptieren;
– die Maßnahmen werden von einer Sensibilisierung der Eltern begleitet, etwa mittels einer am 30. September startenden großen Kampagne zur Screen-Life-Balance, sowie begleitet von einer Reihe von Informationsveranstaltungen; alle Eltern werden einen Brief mit Empfehlungen zu dem Thema erhalten.
Tageblatt: Wie haben Sie reagiert, als Sie von der möglichen neuen Altersgrenze erfahren haben?
Daniel Angus: Ich bin ziemlich enttäuscht über die Entscheidung der Regierung, diese Altersgrenze voranzutreiben. Der Prozess zur Einführung solch bedeutender Rechtsvorschriften sollte gründlich und evidenzbasiert sein. Leider sehen wir hier eine voreilige Entscheidung, der es an glaubwürdigen Beweisen und Expertenbeiträgen mangelt. Die Regierung und die Opposition, die diesen Schritt weitgehend unterstützt hat, haben keine Experten für digitale Medien konsultiert. Viele Spitzengremien und Experten haben dies als eine „Hauruckaktion“ kritisiert, die potenziell mehr schaden als nützen könnte.
Gibt es aber wissenschaftliche Beweise, die einen solchen Schritt unterstützen würden?
Zwar gibt es Hinweise auf Verbindungen zwischen schädlichen Inhalten in sozialen Medien und dem problematischen Verhalten einiger Jugendlicher, der kausale Zusammenhang zwischen sozialen Medien und diesen Problemen ist jedoch nicht eindeutig geklärt. Die aktuelle Situation der Welt mit ihren verschiedenen Krisen wie dem Klimawandel, wirtschaftlicher Instabilität und Naturkatastrophen hat erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern. Kindern wird in vielerlei Hinsicht eine Welt gezeigt, die sie nicht wirklich als Teil davon haben möchte. In Australien lautet die Botschaft traditioneller Medien oft, dass sie niemals in der Lage sein werden, ein Haus zu kaufen, dass sie niemals einen sicheren Arbeitsplatz haben werden und dass sie im Grunde genommen einen Planeten erben werden, der jedes Jahr Rekorde in Bezug auf extreme Wetterbedingungen bricht. Die sozialen Medien ermöglichen vielen also einen Ausweg aus dieser Realität, und die Regierung ist hier gerade dabei, ihnen auch diesen zu nehmen.
Ist das eher die Aktion eines sogenannten „Nanny State“, wo der Staat zu einer Art „Kindermädchen“ wird?
Es fühlt sich tatsächlich so an, als ob wir auf die Schaffung eines restriktiven Umfelds zusteuern, ähnlich wie bei anderen Versuchen, das Internet zu regulieren oder zu zensieren. Die Architektur des Internets ist resistent gegen Zensur, und Kinder werden wahrscheinlich Wege finden, diese Einschränkungen zu umgehen. Anstatt das Problem zu lösen, könnte dies dazu führen, dass problematische Verhaltensweisen in den Hintergrund gedrängt werden und es für Eltern schwieriger wird, die Nutzung digitaler Medien bei ihren Kindern zu überwachen und mit ihnen zu besprechen. Es könnte auch ein Gefühl der Scham und der Geheimhaltung gegenüber sozialen Medien fördern, was zu einer weiteren Entfremdung und Isolation junger Menschen führen könnte.
Als Experte auf diesem Gebiet scheinen Sie über den Umgang der Politiker mit diesem Thema frustriert zu sein …
Am frustrierendsten finde ich, dass Politiker ihre Härte zur Schau stellen und sich so präsentieren, als würden sie sich entschieden gegen Social-Media-Plattformen aussprechen. Allerdings sind sich die Plattformen darüber im Klaren, dass es bei diesen Maßnahmen eher darum geht, den Anschein von Taten zu erwecken, als tatsächliche Veränderungen herbeizuführen. Diese Richtlinien werden Plattformen nicht dazu zwingen, das Innenleben ihres Unternehmens offenzulegen oder ihre Werbepraktiken zu bereinigen, beispielsweise durch die Entfernung irreführender Anzeigen. Stattdessen lenken sie einfach von der Notwendigkeit sinnvoller Reformen ab. Es fühlt sich an, als würde man einem Zirkus zuschauen, in dem sich unsere politischen Führungskräfte mit einem Thema herumschlagen, das sie offensichtlich nicht vollständig verstehen, während die Plattformen weitgehend unbeeinträchtigt weiterarbeiten.
Was wäre Ihrer Meinung nach eine effektivere Lösung?
Wir brauchen einen umfassenden Ansatz. Dazu gehört die Verbesserung der Medienkompetenz von Kindern und Eltern, die Verbesserung der Qualität von Kindermedien und eine bessere Regulierung von Social-Media-Plattformen. Beispielsweise hat die Europäische Union mit praktischen Maßnahmen wie dem Digital Services Act, der Bestimmungen für Transparenz und Rechenschaftspflicht in sozialen Medien enthält, Fortschritte gemacht.
Australien hat bereits eine E-Safety-Beauftragte, eine einzigartige Position auf internationaler Ebene. Welche Rolle könnte dieses Amt Ihrer Meinung nach spielen?
Die E-Safety-Beauftragte verfügt über weitreichende Befugnisse, einschließlich der Möglichkeit, schädliche Apps zu blockieren und bei Online-Sicherheitsproblemen einzugreifen. Es ist überraschend, dass die Empfehlungen dieser Stelle, die ganz klar zum Ausdruck gebracht hat, dass Technologien zur Altersüberprüfung ineffektiv sind, offenbar ignoriert wurden. Die Regierung sollte dieses Amt nutzen, um die Online-Sicherheit effektiver anzugehen, anstatt ein umfassendes Verbot zu verfolgen, dem es an Unterstützung von Experten und Beweisen mangelt.
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