/ „Together we rise“ - Traditionsverein US Heffingen meldet sich mit neuem Elan zurück
In den 1990er-Jahren war Heffingen im nationalen Basketball „the place to be“. In den letzten Jahren entwickelte sich der Verein jedoch zur typischen Fahrstuhlmannschaft. Aber seit dieser Saison ist ein deutlicher Aufschwung spürbar.
Ihre Sternstunden erlebte die US Heffingen vor allem in den 1990er-Jahren. Von 1989 bis 1991 gelang dem Basketballverein das Meisterschafts-Triple, ein weiteres Mal durfte man sich dann noch 1996 „Champion du Luxembourg“ nennen. Vier Pokaltriumphe zwischen 1994 und 2000 sorgten zusätzlich dafür, dass der kleine Dorfklub zu einem der wichtigsten Punkte auf der Karte des luxemburgischen Basketballs avancierte. Wie kein anderer prägte der Name Hetto diese Ära. Marcel Hetto als Coach und Serge Hetto als Leistungsträger auf dem Parkett sind mit den damaligen Erfolgen fest verbunden und auch US-Spieler Lee Rowlinson ist in luxemburgischen Basketballkreisen heute noch immer ein Begriff.
Nach dem überaus erfolgreichen Jahrzehnt wurde es jedoch allmählich ruhiger um die US Heffingen. Nach dem Abstieg im Jahr 2006/07 folgten schwierige Jahre, in denen sich der Verein zum Paradebeispiel einer Fahrstuhlmannschaft entwickelte – ein Begriff, den man in Heffingen wohl kaum noch hören kann. Doch mit der Ausnahme der Saison 2009/10, in welcher der Aufstieg in die höchste Liga verpasst wurde, sodass man zwei Jahre in Folge in der Zweitklassigkeit verharrte, wechselte das Team in den letzten zwölf Spielzeiten jährlich die Ligazugehörigkeit. Auf den Aufstieg in die höchste Spielklasse folgte demnach gleich wieder der Abstieg ins Unterhaus und anschließend stets der direkte Wiederaufstieg.
Einmaliges Gemeinschaftsgefühl
Einer, der diese Achterbahnfahrt hautnah miterlebt hat, ist der jetzige Mannschaftskapitän Joël Thesen. Darauf angesprochen, dass er unter den noch aktiven Spielern wohl derjenige ist, der in seiner Karriere bisher am häufigsten auf- oder abgestiegen ist, muss der 30-Jährige lachen. Seit der Saison 2005/06 läuft Thesen für die erste Mannschaft auf und sah in dieser Zeit viele Spieler kommen und gehen. An einen Wechsel dachte er selbst allerdings nie: „Heffingen ist mein Verein, es ist diese familiäre Atmosphäre, die ich sehr schätze und auch nicht missen möchte“, erklärt er seine Entscheidung. „Für mich wäre es schöner, mit Heffingen einmal den Klassenerhalt in der Nationale 1 zu schaffen, als mit einem anderen Verein in die Top sechs einzuziehen und so um den Titel mitzuspielen.“
Der Dorfcharme ist in Heffingen deutlich zu spüren – viele Spieler der Meistermannschaften halten dem Klub auch nach wie vor die Treue. Bestes Beispiel hierfür ist Serge Hetto, der überall mit anpackt, wo er gebraucht wird. Sei es nun beim Betätigen der 24-Sekunden-Uhr, dem Wischen des Spielparketts bei offiziellen Begegnungen oder in der „Buvette“, wo er in der Halbzeitpause und nach Spielschluss ebenfalls aushilft. Der Vorstand um Präsident Romain Seiler ist zudem gespickt mit Spielern der erfolgreichen Jahre, so etwa Claude Schmit, Gilles Schuler oder auch José Tavares. Dieses einmalige Gemeinschaftsgefühl spricht auch Thesen an: „Wir können froh sein, dass wir die ehemaligen Spieler noch haben, sie halten das Ganze am Laufen, ohne sie würde es den Verein wohl schon lange nicht mehr geben. Das ist schon wie eine große Familie.“
Sportlich gesehen gab es in den letzten Jahren immer wieder schwere Phasen zu überwinden, in denen das Zusammenstellen einer Mannschaft gar nicht mehr so selbstverständlich war, wie der 30-jährige Aufbauspieler betont: „Ohne den Zulauf von außerhalb, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hatte, würde es sicherlich keine erste Mannschaft mehr geben. Mit den Zugängen von Spielern wie Steve (Barzacca), Louis (Kohn), Gilles (Kerschen) oder Charel (Oly) hatten wir echt Glück. Denn man braucht immer zehn Leute im Training, um wettbewerbsfähig zu sein, und nur mit den Spielern, die hier im Verein groß geworden sind, wäre das nicht möglich gewesen.“
Warum es so schwer ist, junge Spieler anzuwerben, darauf hat Thesen auch eine Antwort: „Die Lage von Heffingen ist eher ungünstig, es liegt eigentlich nichts nahe dran. Doch auch der allgemeine Trend im Basketball zeigt nach unten. Mit der Arantia Fels (spielt zurzeit in der Nationale 1, d. Red.) gibt es zudem einen weiteren kleinen Verein in der Nachbarschaft, so nimmt man sich dann gegenseitig auch noch die Spieler weg, die übrig bleiben.“
Ein neuer Aufschwung
Doch in dieser Saison scheint vieles anders, in Heffingen ist jedenfalls ein richtiger Aufschwung erkennbar: Ein neuer Internetauftritt, eine steigende Präsenz in den sozialen Netzwerken – dies auch immer wieder mit einer deutlichen Portion Humor –, Championship Banners, die seit Ende des letzten Jahres die Halle in Heffingen schmücken sowie die Einführung von Fan-Shirts und -Schals, alles getreu dem Motto „Together we rise“. Eine Initiative, die vor allem auf Jugendtrainer Diogo Lopes zurückzuführen ist und ein sympathisches Licht auf den aktuellen Zweitligisten wirft.
Aber auch sportlich gesehen ist neues Leben in den Verein gekehrt. Die Rückkehr der Schmit-Brüder Max und Tim zu ihrem Heimatklub sowie die Verpflichtung von US-Spieler Nelly Stephens brachten neuen Schwung aufs Parkett. Besonders Stephens – der in den vergangenen neun Jahren mit dem T71 Düdelingen nicht weniger als neun Titel feiern konnte – ist als Stimmungkanone bekannt. „Nelly bringt viel Energie mit, er ist schon lange hier im Land, kennt sich somit perfekt aus. Auch die Rückkehr von Max tut uns sehr gut. Es sind einfach andere Charaktere“, erklärt Thesen.
Endlich wieder eine Damenmannschaft
Und nach einer zwei Jahre dauernden Auszeit gibt es in Heffingen seit Saisonbeginn auch endlich wieder eine Damenmannschaft, die aktiv am Meisterschaftsbetrieb teilnimmt: ein neues Team rund um die ehemalige Spielerin Julie Kremer (Hostert, Steinsel und Walferdingen), die 2017 ihre Spielerlaufbahn beendete und in Heffingen nun ihre erste Station als Trainerin in Angriff nimmt: „Es handelt sich um ein Team, das rund um die jungen Cadettes-Spielerinnen aufgebaut wurde, die im letzten Jahr noch bei den Filles Scolaires spielten und hier mit Heffingen sogar das Double holten“, erklärt die junge Trainerin. Damit die fünf Nachwuchstalente nicht dazu gezwungen waren, den Verein zu wechseln, reaktivierte Kremer sogar ehemalige Teamkolleginnen wie etwa Joëlle Gonnering, die mit ihrer Erfahrung weiterhelfen sollen. Auch Kremer lobt die Atmosphäre im Verein: „Wir sind zwar nur drei Trainer, doch das Ganze fühlt sich wie eine große Familie an. Die Teams unterstützen sich auch gegenseitig, was mir gut gefällt.“
An diesem Wochenende steht mit den Halbfinalspielen der Coupe de Luxembourg und der Coupe des Dames sowie dem Finale der Coupe FLBB – dem Pokal der Drittligamannschaften – das erste Highlight der Basketballsaison 2018/19 auf dem Programm. Tage, auf die sich der Heffinger Verein bereits Wochen im Voraus freute, denn beide Seniors-Mannschaften dürfen im Geschehen mitmischen. Das junge Damenteam schaffte in seiner ersten Saison auf Anhieb den Einzug ins Endspiel der Coupe FLBB – das die Spielerinnen von Julie Kremer gestern Abend gegen Zolver klar (69:31) gewannen.
„Damals gab es richtig eins auf den Deckel“
Die Herren treffen am morgigen Sonntag im Halbfinale des „großen Pokals“ auf die Etzella Ettelbrück, ein Auftritt, den man beim Zweitligisten nicht jeden Tag erlebt. Für großes Aufsehen sorgte die USH jedoch bereits im November, als sie den hoch ambitionierten T71 Düdelingen aus dem Wettbewerb warf. Ein besonderes Erlebnis, vor allem für US-Spieler Nelly Stephens, der gegen seine ehemaligen Teamkollegen groß auftrumpfte. „Das war das Beste, was ihm passieren konnte, zu zeigen, dass er noch richtig gut ist“, freut sich Thesen immer noch.
An seinen letzten Auftritt in der Coque kann sich Thesen noch erinnern, es war 2011, Heffingen spielte mal wieder in der Nationale 2 und der Gegner hieß Etzella Ettelbrück: „Damals gab es richtig eins auf den Deckel“. Auf ein Déjà-vu würde man beim Zweitligisten morgen liebend gerne verzichten. Dennoch war das Halbfinale 2011 eines der größeren Highlights in der Karriere von Joël Thesen, genau wie das Semifinale 2008 gegen die Musel Pikes: „Leider hat Samy Picard damals mit der Schlusssirene einen Dreier verwandelt und dadurch haben wir den Einzug ins Finale hauchdünn verpasst.“
Das Hauptaugenmerk in Heffingen liegt in dieser Saison aber wieder einmal auf dem Aufstieg. Sollte dieser gelingen, wäre es der sechste innerhalb der letzten 13 Jahre und wie Thesen hofft, dann auch hoffentlich der letzte.
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