Gespräch / „Toll, in Spanien eine Chance zu bekommen“: Lars Gerson nach erstem Training bei Racing Santander
FLF-Nationalspieler Lars Gerson lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Dennoch gab er zu, dass die vergangenen Tage – ohne Fußball – doch eher nervig waren. Bei seinem neuen Verein Racing Santander soll er gleich eine Führungsrolle übernehmen. Viel Zeit bleibt aber nicht: Bereits am übernächsten Wochenende könnte der 31-Jährige erstmals in der dritten spanischen Liga auflaufen.
Tageblatt: Haben Sie sich bereits Sonnencreme zulegen müssen?
Lars Gerson: (lacht) Die Sonne hat sich nur kurz gezeigt. Es hat heute geregnet. Vom Klima her war es also nicht der beste Tag.
Was haben Sie von Ihrer neuen Heimat gesehen?
Es war alles ein wenig hektisch. Es ging alles plötzlich sehr schnell, da ich unbedingt so früh wie möglich hier ankommen wollte. Mein letztes Spiel habe ich am 6. Dezember bestritten und hier in Spanien befinden sie sich bereits in der Meisterschaft. Nach der Vertragsunterschrift ging es sofort weiter mit zwei Trainingseinheiten. Heute (gestern) hatten wir dann Zeit für eine kleine Tour durch die Stadt. Ein Betreuer hat mich herumgefahren und mir das Zentrum und den Strand gezeigt. Es waren viele Surfer unterwegs. Das sah alles sehr schön aus.
Wie schwer ist es Ihnen gefallen, Schweden nach neun Jahren zu verlassen?
Ein wenig. Allerdings war ich auch immer bereit, etwas Neues zu wagen, sollte sich die Möglichkeit bieten. Das war jedes Mal so, wenn sich der Vertrag dem Ende näherte. Diesmal war der Zeitpunkt gekommen und es hat gut geklappt … Auch wenn es vielleicht einen Monat länger gedauert hat. Sonst hatte ich beim Trainingsauftakt immer einen Verein. Das Warten in den vergangenen Tagen war schon etwas sauer.
Wie unruhig waren Sie denn?
Ich war eigentlich noch entspannt, aber das Umfeld, meine Familie und Freunde, wollte schon wissen, wie es weitergeht. In Norrköping gab es bekanntlich auch noch Dialoge und die Mitspieler fragten immer wieder nach, ob ich unterschreiben würde oder nicht. Es waren also eher die Menschen um mich herum. Zum Schluss nervte es mich dann doch, jeden Tag ins Fitnessstudio zu gehen, statt Fußball zu spielen. Ich hätte bestimmt mittrainieren können, aber aufgrund der problematischen Diskussionen wollte ich das nicht.
Woran sind die Vertragsverhandlungen in Norrköping gescheitert?
Es ist eine lange Geschichte … Man hätte das anders lösen können, wenn die Gesamtsituation im Verein besser wäre. Ich werde noch abwarten, bevor ich dazu etwas sage.
Sind Sie enttäuscht, dass der Verein Ihnen nicht mehr entgegenkam?
Ja, das war ich. Sie hätten mir zeigen können, dass sie mich respektieren für die Leistungen, die ich auf und neben dem Platz gebracht habe. Ich habe gehofft, das wäre ihnen wichtiger.
Wie gestaltete sich die Suche nach einem neuen Klub? Gab es auch andere konkrete Angebote?
Es waren noch andere Angebote in den letzten Wochen da, aber nichts, was interessanter gewesen wäre als Santander. Ich musste auch an die Familie denken. Ich fand es toll, in Spanien eine Chance zu bekommen, und der Verein hat sich bemüht, damit ich unterschreibe.
Warum hat Sie der spanische Drittligist Racing Santander letztlich überzeugt?
Die Vereinsverantwortlichen haben mich bei den Gesprächen auf meine Länderspiele angesprochen. Ihnen gefiel, dass ich Erfahrung mitbringe und zudem Ruhe am Ball bewahre. Die Stadt, die Aufstiegsziele usw. haben mich überzeugt. Ein paar spanische Freunde haben mir nur Positives über den Verein berichtet. Es ist ein großer Verein mit guten Einrichtungen, der eigentlich nicht in die dritte Liga gehört. Ich habe bislang nur Gutes über den Klub gehört.
Sie kennt man in Spanien bekanntlich als „el duro“. Hat man Sie darauf angesprochen?
(lacht) Nein, noch nicht. Das hat noch niemand gesehen. Es ist ja auch schon lange her.
Sie haben einen Vertrag über sechs Monate unterschrieben. Welcher Plan steckt dahinter?
Es geht jetzt erst einmal darum, sich gegenseitig kennenzulernen. Der Plan, von dem überall geredet wird, ist der Aufstieg. Dann wird verlängert. Wenn nicht, werden wir sehen, wie es im Sommer weitergeht.
Bis auf sieben Spieler, Sie inbegriffen, besteht der Kader ausschließlich aus Spaniern. Wie gut sind Ihre Spanischkenntnisse?
Nicht gut. Ich habe vor ein paar Jahren einen Crash-Kurs belegt. Das hilft schon. Ich verstehe den Kontext meist, aber das Reden fällt mir schwer. Ein Kameruner (Rechtsaußen Patrick Soko) war begeistert, als er herausfand, dass wir uns auf Französisch unterhalten können. Der Torwart (Lucas Diaz) ist in der Schweiz aufgewachsen und spricht ebenfalls Französisch. Alle anderen haben sich aber sehr bemüht. Der erste Tag verlief sehr gut.
An diesem Wochenende ist noch spielfrei. Wie geht es in Nordspanien jetzt weiter?
Ich denke, dass der Aufstieg möglich ist, allein durch die Größenordnung in der Liga. Dass an diesem Wochenende kein Spiel stattfindet, kommt mir entgegen, denn dann habe ich noch etwas Zeit. Ich habe das Gefühl, dass sie möchten, dass ich sofort einen Platz in der Mannschaft finde. Wir werden sehen, ob zehn Tage reichen. Ich hatte bis heute zwei Monate kein Fußballtraining in den Beinen, das merkt man … Die Adduktoren spürt man da abends schon. Ich bin aber optimistisch, dass es klappen wird.
Sie hatten zwar erst ein paar Stunden Zeit, um sich ein Bild zu machen, aber wie würden Sie die Intensität beschreiben?
Ich erwarte mir, dass das Team einerseits stark am Ball und zudem taktisch sehr gut ausgebildet ist. Das Training war nicht sehr lang, aber die Intensität war gut. Das Tempo war jedoch nicht sehr hoch, das kann noch verbessert werden. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, meinte der Trainer das auch (lacht).
Mit 31 entdecken Sie jetzt eine komplett neue Meisterschaft. Was haben Sie sich für Ziele bei diesem Neuanfang gesetzt?
Ich hoffe, dass ich so viel wie möglich Spielpraxis bekommen werde. Mal schauen, ob es für das erste Spiel am kommenden Wochenende reicht, sonst eben das nächste. Wir müssen eigentlich jede Partie gewinnen. Das muss das Ziel sein.
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