Tornado in Bissen / Sturmdatenbank ändert Einschätzung erneut – Wetterexperte Ernzer verwundert über Herabstufung
Das Tageblatt hat erst am Donnerstag darüber berichtet: Die European Severe Weather Database hat bestätigt, dass am 29. Juni in Bissen ein Tornado tobte. Doch kurz nach der Berichterstattung ändern die Experten wieder ihre Einschätzung. Philippe Ernzer von Meteo Boulaide ist verwundert – und findet das „sehr schade“.
Tornado oder kein nicht Tornado? Die Sturmdatenbank „European Severe Weather Database“ (ESWD) hatte nach Recherchen von Wettermann Philippe Ernzer von Meteo Boulaide bestätigt, dass dort am 29. Juni um 22.30 Uhr ein Tornado tobte. Das Tageblatt berichtete darüber am Donnerstag – und stellte eine Anfrage an das „European Severe Storms Laboratory“ (ESSL), das die Datenbank betreibt.
Ein ESSL-Sprecher erklärte am Freitagnachmittag: Bereits am 2. Oktober sei das Ereignis in Bissen in der Datenbank als Tornado der Kategorie IF0.5 klassifiziert worden. „Wir können einen Tornado erst bestätigen, wenn wir sozusagen auch ‚Beweise‘ für die Rotation und den Bodenkontakt haben“, schreib der Sprecher. Dies und die Einstufung der Stärke erfolge dann auf Basis des Schadensbildes. „In später eingelangten und detaillierteren Informationen, wie beispielsweise Luftaufnahmen, konnte dann in dem Schadensmuster eine Rotationsbewegung bestätigt werden“, sagte der Sprecher. Ernzers Untersuchung sei dabei die Hauptquelle gewesen.
Doch nicht alles gesichtet
Nur zwei Stunden später erreichte das Tageblatt eine weitere E-Mail von dem ESSL-Sprecher: Er habe soeben Nachricht des Datenbank-Teams erhalten, dass „noch nicht das gesamte Material gesichtet wurde“. Es sei möglich, dass es noch Änderungen im Status geben könne, wenn noch mehr Informationen zu dem Report hineinkämen.
Am Samstag änderte die Sturmdatenbank dann ihre Einschätzung. Die lautet jetzt wieder „starker Wind“ – und „möglicher Tornado“. „Der Status des Berichts wurde geändert, weil es nicht möglich ist, gradlinige Windböen oder einen kurzlebigen Gustnado als Ursache des Ereignisses vollständig auszuschließen“, heißt es in der neuen Erklärung zu dem Bissen-Fall in der ESWD.
„Das wundert mich sehr“, sagt Wettermann Philippe Ernzer dazu, der auch die Tageblatt-Wetterberichte schreibt. Mindestens zwei Tornadoforscher aus Deutschland hätten bestätigt, dass es sich um einen Tornado gehandelt habe. Bei der ESWD hätte die Person, die für die Qualitätskontrolle zuständig sei, den Fall persönlich eingetragen. „Seltsamerweise“ stehe jetzt wieder in der Datenbank, dass es auch ein Böenfrontwirbel, ein sogenannter „Gustnado“ hätte sein können. Dieser könne aber nur in den aller seltensten Fällen das Muster hinterlassen, das Ernzer in Bissen vorgefunden hatte. Auch sähe das Radarbild dann anders aus, als es am 29. Juni der Fall gewesen sei.
Spurensuche in Bissen
Ein starkes Unwetter war am 29. Juni über Luxemburg hinweggezogen. Ernzer äußerte früh die Vermutung, dass in Bissen ein Tornado gewütet haben könnte. Er begab sich auf Spurensuche – und verfasst einen 36 Seiten langen Bericht über das Ereignis, den er zur ESWD schickte. Meteolux hingegen behauptete, es hätte keinen Tornado gegeben – ohne vor Ort eine Untersuchung durchgeführt zu haben, wie Ernzer sagt.
Die Einschätzung in der ESWD zu einem anderen Ereignis bleiben aber bestehen: Die Experten gehen weiter davon aus, dass am 30. Mai in Mersch ein „Tornado“ getobt hat. Auch in diesem Fall habe Meteolux damals behauptet, es sei kein Tornado gewesen. „Aber man kann nicht viel dagegen sagen“, meint Ernzer. Denn der Fall sei fotografiert und gefilmt worden. Hätte Meteo Boulaide keine Untersuchung in die Wege geleitet, wäre womöglich auch dieser Fall „unter den Teppich gekehrt worden“, sagt Ernzer.
„Irgendetwas läuft komplett schief“, sagt Ernzer. In Luxemburg werde offenbar nicht nach festen Prinzipen gearbeitet. Es werde nicht genau untersucht, welche Muster zu welchem Phänomen gehören. Die Herabstufung des Ereignisses in Bissen von „Tornado“ zu „starkem Wind“ sei nicht wissenschaftlich fundiert. „Das finde ich sehr schade.“
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