Schwimmen / Trainerentlassungen bei der FLNS beschäftigen die Anwälte
Im Dezember hat der nationale Schwimmverband dem langjährigen Trainer Ingolf Bender und Miloslav Rolko gekündigt. Seitdem geht die Verbandsspitze auf Tauchstation. Bender hat mittlerweile eine Anwältin eingeschaltet.
Es war unmittelbar vor Weihnachten 2020, als Ingolf Bender seine Kündigung erhielt. Der 63-jährige Deutsche ist seit nunmehr 15 Jahren Nationaltrainer im luxemburgischen Schwimmverband FLNS. Das Kündigungsschreiben, das komplett auf Französisch verfasst war, nahm seine Frau in Darmstadt entgegen, da er einen Großteil seiner Zeit natürlich in Luxemburg verbringt. Neben Bender erhielt auch Jugendtrainer Miloslav Rolko seine Kündigung. Ende Dezember des vergangenen Jahres sorgten der Zeitpunkt und die Art und Weise der Kündigung für Aufregung. Es wurde über die Beweggründe des Verbands spekuliert. Bis heute blieb es bei Spekulationen, da sich die FLNS weder öffentlich noch gegenüber ihren Sportlern – obwohl einige eine Erklärung forderten – äußerte.
Seitdem wurde es ruhig und man konnte den Eindruck gewinnen, als versuche die FLNS die ganze Affäre auszusitzen. „Wir befinden uns mitten in der Prozedur und können uns nicht zu dem Thema äußern. Wir müssen uns an die Gesetze halten“, sagt FLNS-Präsident Marco Stacchiotti auf Nachfrage des Tageblatt. Man sei aber dabei, die Planungen für die Zukunft voranzutreiben, und zum gegebenen Zeitpunkt werde man Stellung beziehen. Marco Stacchiotti, der Vater von Schwimmer Raphaël Stacchiotti, rechnet mit Anfang Mai.
Ich habe eine Anwältin beauftragt, die im Zusammenhang mit dieser Kündigung nicht gerechtfertigten Gründe anzufechtenFLNS-Nationaltrainer
Noch-Nationaltrainer Ingolf Bender ließ dem Tageblatt auf Anfrage eine schriftliche Stellungnahme zukommen. Er hat rechtliche Schritte gegen seine Kündigung eingeleitet. „Hiermit möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich die von der FLNS vorgebrachte Begründung in Bezug auf meine Kündigung energisch bestreite und zurückweise. Darüber hinaus bin ich sehr überrascht, mit diesen Vorwürfen konfrontiert zu werden, da ich seit meiner Beschäftigung bei der FLNS nie eine Abmahnung erhalten habe, im Gegenteil die sportlich erzielten Leistungen immer mit einem Bonus anerkannt wurden. Ich habe eine Anwältin beauftragt, die im Zusammenhang mit dieser Kündigung nicht gerechtfertigten Gründe anzufechten, und werde derzeit keine weiteren Angaben zu den Einzelheiten machen“, heißt es in der Stellungnahme. „Ich bin immer noch Angestellter der FLNS und beabsichtige im Interesse der Schwimmerinnen und Schwimmer zu handeln und diese nicht noch zusätzlich mit diesem Fall zu belasten, da die Folgen und Einschränkungen der Corona-Pandemie auf die Ausübung des Sports schon zur Genüge eine Quelle der Demotivation für die Aktiven darstellen“, so Bender abschließend in seiner schriftlichen Erklärung.
Die Olympia-Frage
Die Schwimmer, wie die Öffentlichkeit, müssen sich wohl noch bis Mai gedulden, bevor ihre Fragen beantwortet werden. Dass die Situation in der FLNS in den vergangenen Jahren nicht gerade optimal war, ist ein offenes Geheimnis. 2018 beendete Raphaël Stacchiotti seine Zusammenarbeit mit Bender und wurde anschließend vom Franzosen Christophe Audot trainiert. Dass die Kündigung etwas mit dieser Entscheidung zu tun habe, dementierte Raphaël Stacchiotti im Dezember gegenüber dem Tageblatt. Allerdings haben sich in den vergangenen Jahren zwei Gruppen innerhalb der FLNS gebildet. Während Schwimmer wie Max Mannes, Lou Jominet oder Lena Peters weiterhin von Bender betreut werden, haben sich João Carneiro oder Rémi Fabiani für Audot entschieden. Audot ist bei der FLNS darüber hinaus für die Trainerausbildungen zuständig. Bender und Audot würden zwei ganz unterschiedliche Philosophien verfolgen, heißt es aus FLNS-internen Kreisen.
Die Kündigungen von Bender und Rolko sollen am 30. Juni in Kraft treten. Sportlich gesehen ein mehr als fragwürdiger Zeitpunkt, immerhin stehen rund drei Wochen später die Olympischen Spiele in Tokio an. Bender wird die Schwimmer in Tokio also nicht mehr betreuen können. Bislang hat Raphaël Stacchiotti die Qualifikation in der Tasche. Neben Bender und Rolko ist Audot der einzige hauptamtliche Trainer und könnte seinen Schützling somit auch in Tokio betreuen.
Auch wenn die FLNS bis Mai auf Tauchstation bleiben sollte, die offenen Fragen werden bleiben.
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Nach einer Entscheidung ( Fehlentscheidung ) auf Tauchstation gehen, ist stets dubios und ein schlechtes Zeichen. Es zeugt von Feigheit.