/ „Transitioun Diddeleng“ will sich mit kleinen Aktionen für ein besseres Ganzes einsetzen
Im März haben Mim Bodry-Schütz, Ornella David und Cédric Czaika die Gruppe „Transitioun Diddeleng“ gegründet. Am Dienstagabend diskutierten sie und eine Handvoll weitere engagierte Bürger darüber, welche neuen ökologischen und solidarischen Wege möglich sind, um die Stadt und Gesellschaft nachhaltig zu verändern und für die Zukunft zu gestalten.
Das erste große Projekt von „Transitioun Diddeleng“ war, eine weitere Zweigstelle des verpackungsfreien Lebensmittelladens „Ouni“ nach Düdelingen zu bringen. Mittlerweile sind von den insgesamt 150.000 Euro Anteile im Wert von 30.000 Euro verkauft worden. Die Suche nach passenden Räumen konkretisiert sich langsam. „Transitioun Diddeleng“ ist, laut Gründern, mittlerweile zu einem Selbstläufer geworden. Am Dienstag fand das sechste Treffen statt. Über 30 Interessierte befinden sich auf der Mailingliste. Es würden sich immer wieder weitere melden, die sich solch ein Treffen mal anschauen wollen.
Angefangen hat alles Ende letzten Jahres. Mim Bodry-Schütz, Ornella David und Cédric Czaika überreichten dem Gemeinderat einen ganzen Katalog mit Vorschlägen, die auf verschiedenen Ebenen zu Themen wie Mobilität oder Abfallreduzierung umgesetzt werden können. „Diese Ideen haben wir dann Bürgermeister Dan Biancalana und Schöffe Loris Spina in einer ersten Sitzung unterbreitet. Sie haben daraufhin gefragt, ob wir einige Gleichgesinnte rekrutieren könnten“, so Mim Bodry-Schütz.
Energieunabhängigkeit
Bei der Ausarbeitung ihrer Ideen war ihnen aufgefallen, dass sie mit dem übereinstimmen, was die „Transition“-Bewegung ausmacht. Deswegen haben sie keine normale Umweltgruppe gegründet, sondern eine spezifische „Transition“-Gruppe. Bei dieser Bewegung passiere nichts von oben herab, sondern alles gemeinschaftlich. „Die Menschen müssen mobilisiert werden, damit sie merken, dass es so nicht weitergeht“, so Mitbegründer Cédric Czaika.
Die Transition-Town-Bewegung
Im Rahmen der Transition-Town-Bewegung (etwa „Stadt im Wandel“) gestalten seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft.
Initiiert wurde die Bewegung u.a. von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins und Studenten des Kinsale Further Education College in Irland. Transition Towns initiieren Gemeinschaftsprojekte, da sie von der Beobachtung ausgehen, dass die nationale und internationale Politik nicht entsprechend auf die Herausforderungen des Klimawandels und des bevorstehenden globalen Ölfördermaximums (Peak Oil) reagiert.
Daher müssen die Kommunen von sich aus mit ersten vorbereitenden Maßnahmen auf eine Zukunft knapper werdender Roh- und Treibstoffe reagieren. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, ähnlich effizient und belastbar zu funktionieren wie natürliche Ökosysteme.
Neben der seit März existierenden „Transitioun Diddeleng“ und „Transition Minett“ gibt es im Großherzogtum auch „Transition Luxembourg“, das im Einzugsgebiet der Hauptstadt aktiv ist. (Quelle: Wikipedia)
„Die Hauptidee der ,Transition‘ beinhaltet, die Stadt, das Dorf oder das Milieu, in dem wir leben, widerstandsfähig zu machen.“ Energieunabhängigkeit sei genauso wichtig wie dass die Stadt oder das Dorf zukünftig nicht mehr auf Tomaten aus Spanien oder auf Ananas aus Übersee angewiesen ist. „Die Menschen sollen darauf vorbereitet werden, dass in rund 15 Jahren der Zugang zu einigen Grundnahrungsmitteln und -ressourcen nicht mehr so einfach sein wird“, erklärt Mim Bodry-Schütz. Luxemburg hätte eigentlich die nötigen finanziellen Ressourcen dazu, um dies alles umzusetzen, doch es werde nur auf noch mehr Konsum gesetzt. „Das ist die Mauer, gegen die wir alle rennen werden“, so Schütz weiter.
Den Ernst der Lage erkennen
Am Montag diskutierten die Teilnehmer über die Organisation eines Flohmarktes für Kinderspielsachen, der im Herbst pünktlich vor dem „Kleeschen“ stattfinden soll. Dabei legen sie Wert darauf, dass während des Flohmarktes vegetarisches Essen angeboten wird und dass jeder seine eigene Tüte mitbringen soll, um die Schnäppchen nach Hause zu tragen.
Ein weiteres Projekt von „Transitioun Diddeleng“ sieht vor, die „Forge du Sud“ noch grüner werden zu lassen. Um etwas für die Biodiversität zu tun und um gegen das Insektensterben vorzugehen, müssten die richtigen Pflanzen angepflanzt werden. Dazu gehöre auch, Menschen nahezubringen, wie Lebensmittel, vor allem Gemüse, haltbarer gemacht werden kann. Vor allem müsste viel lokaler und regionaler eingekauft werden und auf Lebensmittel verzichtet werden, die von weit her angeliefert werden müssen. Das bedeutet dann gleichzeitig, sich ausschließlich von dem Obst und Gemüse zu ernähren, das saisonal zur Verfügung steht.
In Luxemburg sehen wir das Problem nicht genug
Doch der Einsatz einzelner motivierter Personen bringt nur bedingt etwas, wenn die politischen Entscheidungsträger nicht mitziehen. Auf die Frage, ob die Politik auf die Transition-Bewegung hört, antworten beide: „Noch nicht genug“, wenngleich der Austausch mit den Düdelinger Gemeindeverantwortlichen sehr gut sei. Mim Bodry-Schütz hat das Gefühl, dass dieser Aspekt oft belächelt wird: „Ich denke, die Realität ist bei vielen noch nicht angekommen. In Luxemburg sehen wir das Problem nicht genug.“ Derselben Meinung ist Cédric Czaika: „Der Ernst der Lage wurde noch nicht verstanden. Die Politik – egal ob lokal, national oder international – denkt, dass wir so weitermachen können.“
„Transitioun Diddeleng“ ist jedoch der Überzeugung, dass jetzt sofort etwas passieren muss. Es werde wohl zugehört und es würden mit der Zeit auch die richtigen Entscheidungen getroffen, doch alles gehe zu langsam voran. Es müsse einfach klar gesagt werden, dass es reicht. Die Politik wolle die Bürger langsam daran gewöhnen, dazu gebe es keine Zeit mehr. „Es ist nicht zwei Minuten vor zwölf, sondern schon lange nach zwölf.“
Denn Katastrophen wie die Überschwemmung im letzten Jahr seien nur der Anfang gewesen und auch die bisherigen Hitzewellen würden jedes Jahr wiederkommen. Dagegen müsste jeder etwas tun und bereits kleine Aktionen würden schon viel bewirken. „Wir haben eine Verantwortung unseren Kindern gegenüber und vor allen den Ländern gegenüber, die am wenigsten an den Umweltverbrechen schuld sind und am meisten darunter leiden werden“, sagt Cédric Czaika abschließend.
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