Journalismus / Trauer und Entsetzen nach Tod von AFP-Journalist in der Ostukraine – Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen
Mit Trauer und Entsetzen haben Kollegen und Politiker auf den Tod des AFP-Journalisten Arman Soldin reagiert, der bei einem Raketenangriff im Osten der Ukraine getötet wurde. „Sein Tod ist eine grausame Erinnerung an die Risiken und Gefahren, denen die Journalisten, die über den Konflikt in der Ukraine berichten, täglich ausgesetzt sind“, sagte AFP-Präsident Fabrice Fries über den 32-jährigen Franzosen. Frankreich leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Kriegsverbrechen ein.
Soldin wurde von Kollegen als „mutig, kreativ und hartnäckig“ beschrieben. Er war Teil eines fünfköpfigen Teams von AFP-Reportern, das ukrainische Soldaten an der Front begleitete. Am Dienstag gerieten die Journalisten am Rande von Tschassiw Jar nahe der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut unter russischen Raketenbeschuss. Soldin wurde tödlich getroffen. Er habe sich noch auf den Boden geworfen, um sich zu schützen, berichtete ein Kollege. Der Rest des AFP-Teams konnte unverletzt entkommen.
Seit dem ersten Tag der russischen Invasion berichtete Soldin aus der Ukraine. Freiwillig hatte er sich dem ersten AFP-Reporterteam angeschlossen, das einen Tag nach Kriegsbeginn in das Land geschickt wurde. Seit September lebte er dauerhaft in der Ukraine, koordinierte die Arbeit der Videojournalisten und reiste selbst regelmäßig an die Front im Osten und Süden der Ukraine.
Minute de silence au siège de l' #AFP à Paris en hommage à notre ami et collègue journaliste #Arman #Soldin tué en #Ukraine le 9 mai 2023 @SNJ_national @afpfr #ArmanSoldin pic.twitter.com/3AuCB4oLlW
— Djilali Belaid (@dbelaid) May 11, 2023
In Frankreich wurde am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren wegen Kriegsverbrechen eingeleitet. Wie die nationale Anti-Terror-Staatsanwaltschaft mitteilte, führt das Zentralbüro der Polizei zur Bekämpfung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Hassverbrechen die Ermittlungen. Es soll die genauen Umstände von Soldins Tod klären. Aus Ermittlungskreisen verlautete, ein Team solle sich den Tatort in der Ukraine ansehen.
Am Mittwoch wurde des Journalisten im französischen Senat mit einer Schweigeminute gedacht. „Er ist gefallen, weil er daran glaubte, dass die Pflicht zu informieren vor nichts zurückschrecken darf“, sagte Frankreichs Premierministerin Elisabeth Borne. Am Donnerstag haben auch Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP weltweit eine Schweigeminute für Soldin abgehalten.
„Arman war begeisterungsfähig, voller Energie, mutig. Er war ein richtiger Reporter, immer bereit aufzubrechen – auch an die schwierigsten Orte“, sagte die Europa-Direktorin der AFP, Christine Buhagiar. „Seine brillante Arbeit fasst all das zusammen, was uns als AFP bei der Ukraine-Berichterstattung so stolz macht“, würdigte AFP-Informationsdirektor Phil Chetwynd den verstorbenen Journalisten.
"Hoping for the best but expecting the worst Are you gonna drop the bomb or not?
Let us die young or let us live forever
We don't have the power but we never say never Sitting in a sandpit, life is a short trip"@ArmanSoldin on his first trip to Donbass, April 2022 pic.twitter.com/sEEFeAym7i— Daphné Rousseau (@daphnerousseau) May 10, 2023
Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb nach dem Bekanntwerden von Soldins Tod im Kurzbotschaftendienst Twitter: „Mutig war er seit den ersten Stunden des Konflikts an der Front, um die Fakten zu recherchieren, um uns zu informieren.“
Wenig später äußerte sich auch das ukrainische Verteidigungsministerium auf der Plattform und sprach Soldins Familie und den Kollegen sein „aufrichtiges Beileid“ aus. „Er hat sein Leben dafür geopfert, der Welt die Wahrheit zu berichten.“
Der Kreml drückte am Mittwoch sein Bedauern über den Tod des AFP-Journalisten aus und forderte eine Untersuchung der Todesumstände. „Wir müssen die Umstände des Todes des Journalisten verstehen“, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Die Behauptungen der Ukraine, dass Russland für den Tod verantwortlich sei, dürften „nicht für bare Münze“ genommen werden.
Die NGO Reporter ohne Grenzen (RSF) forderte eine „gründliche“ und „sorgfältige“ Untersuchung seines Todes sowohl durch die französischen als auch durch die ukrainischen Behörden.
Soldin arbeitete seit 2015 als Journalist für die AFP, zunächst als Praktikant im Büro in Rom, später wechselte er nach London. Er sprach fließend Englisch, Französisch und Italienisch. Geboren in Sarajewo, besaß Soldin auch die französische Staatsbürgerschaft.
Mit seinem Tod steigt die Zahl der Journalisten sowie Helfern und Fahrern von Medienteams, die laut Journalisten-Organisationen in der Ukraine seit Beginn des Krieges getötet wurden, auf mindestens elf.
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