Tokyo 2020 / Triathlet Stefan Zachäus: „Ich wollte ein aktives Rennen fahren und das ist mir gelungen“
Triathlet Stefan Zachäus schaffte es in Tokio, ein aktives Rennen abzuliefern und sich zu zeigen. Die Platzierung fiel am Ende nicht so aus wie erhofft, was allerdings zweitrangig war.
Die Platzierung war nicht die, die sich Stefan Zachäus erhofft hatte. Am Ende wurde der luxemburgische Triathlet 44. von 51 Startern. Der 30-Jährige hatte am Ende einen Rückstand von 7:17 Minuten auf Olympiasieger Kristian Blummenfelt aus Norwegen. Dafür konnte Zachäus aber das Rennen so gestalten, wie er sich das vorgenommen hatte. „Ich wollte ein aktives Rennen fahren und das ist mir gelungen“, so der Luxemburger, als er sich einige Stunden nach dem Wettkampf das Rennen noch einmal ansah. Während knapp zehn Kilometern führte Zachäus das Feld auf dem Radparcours an.
Dabei begann der Triathlon, der aufgrund der hohen Temperaturen bereits um 6:30 Uhr gestartet wurde, mit einem Kuriosum. Als das Startsignal ertönte, behinderte ein Begleitboot die Teilnehmer vor dem Sprung ins Wasser. Einige Triathleten sprangen bereits ins Wasser und hatten nichts von dem Vorfall mitbekommen. Sie mussten von einem zweiten Begleitboot abgefangen werden. „In meinen Augen war das schon ein kleiner Skandal“, sagt Zachäus. Das Boot befand sich genau vor ihm. „Dass da nichts Schlimmes passiert ist, ist erstaunlich.“
Ein paar Sekunden Vorsprung
Viele Athleten seien so konzentriert, dass sie im Tunnelblick nur auf den Boden schauen, bevor sie ins Wasser springen. „Zum Glück ist keiner gegen das Boot gesprungen oder in die Nähe der Schiffsschraube geschwommen.“ Das Boot fuhr mit Vollgas zurück, um noch irgendwie aus dem Weg zu kommen. „Ich frage mich, wo der Starter hingeschaut hat, als er das Signal gab. Der hat eine Aufgabe: dafür zu sorgen, dass wir sicher ins Wasser kommen“, so ein immer noch ungläubiger Zachäus.
Beim zweiten Versuch sollte es dann klappen. Beim 1,5 km langen Schwimmen war der Franzose Vincent Luis der Schnellste. Zachäus stieg als 19. mit 17 Sekunden Rückstand aus der mit ca. 30 Grad brühwarmen Tokioter Bucht. Damit lag er voll im Soll vor den 40 km Radfahren. Es bildete sich ein großes Peloton, nachdem die Verfolger um Zachäus die zehnköpfige Spitzengruppe eingeholt hatten. Der Luxemburger setzte in der fünften von acht Runden zur Attacke an. „Mir war klar, dass ich meine Chance auf dem Rad nutzen musste, um mich zu zeigen.“ Allerdings ließen die Favoriten Zachäus nicht weg.
Während zwei Runden fuhr er mit ein paar Sekunden Vorsprung allein vor dem Feld. Zachäus reagierte mit Unverständnis auf das Rennverhalten der Favoriten. „Sie wissen, dass ich kein guter Läufer bin. Ich verstehe nicht, wieso sie mich nicht haben ziehen lassen.“ Vor allem fiel das Tempo, nachdem Zachäus wieder eingeholt wurde. Das war die Chance für den Schweizer Andrea Salvisberg, sich abzusetzen. „Dabei ist er ein besserer Läufer als ich“, kommentiert Zachäus, der als 27. 21 Sekunden hinter Salvisberg auf die 10 km Laufstrecke wechselte.
Einbruch auf der Laufstrecke
Nach 5 km lag Zachäus mit einem Rückstand von 2:30 Minuten auf Platz 35. An der Spitze kristallisierte sich ein Trio um Blummenfelt, den Briten Alex Yee und den Neuseeländer Hayden Wilde heraus, die am Ende das Podium unter sich ausmachen sollten. Bis zur Hälfte der Laufdistanz war Zachäus mit seinem Rennen zufrieden. „Ich bin, ganz objektiv betrachtet, einer der schwächsten Athleten im Starterfeld gewesen. Platz 30 bis 35 war ein realistisches Ziel.“ Doch auf den letzten Kilometern musste Zachäus seinen Anstrengungen auf dem Rad Tribut zollen. „Es war eine Kombination aus der Hitze und den Körnern, die ich auf der Radstrecke liegengelassen habe. Aber wenigstens war ich nicht nur als Passagier unterwegs.“
Ein aktives Rennen hingelegt zu haben, war am Ende wichtiger als die Platzierung. Zachäus hat seinen Olympia-Traum gelebt und alles gegeben. „Es war eine tolle Erfahrung.“ Ob er noch einmal einen Anlauf nehmen wird, um die Qualifikation für Paris 2024 zu schaffen, lässt Zachäus momentan noch offen. Ebenso könnte er auf die Langdistanz wechseln. „Wann das passieren wird, weiß ich jetzt aber noch nicht.“
Dass der Wechsel aber irgendwann kommt, steht fest. Als Triathlet müsse man mindestens einmal einen Ironman absolvieren. Immerhin würden die Leute immer sofort nach dem Ironman Hawaii fragen, wenn man erkläre, dass man Triathlet sei. „Um dann nicht erklären zu müssen, dass ich eine andere Distanz absolviere und nicht in Hawaii starte, will ich irgendwann auf die Langdistanz wechseln“, sagt Zachäus mit seinem trockenen norddeutschen Humor. Wobei es eigentlich Schlimmeres gibt, als den Leuten erklären zu müssen, dass man an Olympia teilgenommen hat.
Ergebnisse
Triathlon, Männer: Gold: Kristian Blummenfelt (Norwegen) 1:45:04 Stunden, Silber: Alex Yee (Großbritannien) 0:11 Minuten zurück, Bronze: Hayden Wilde (Neuseeland) 0:20, 44. Stefan Zachäus (Luxemburg) 7:17
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