Vorbereitungen auf Allerheiligen / Trotz Corona: „Business as usual“ auf dem Friedhof
Das Allerheiligen und Allerseelen der etwas anderen Art steht vor der Tür. Zwar werden die Gräber am Sonntag und Montag von den kirchlichen Würdenträgern gesegnet, wegen der Pandemie allerdings ohne Publikum. Und so fallen ebenfalls die damit verbundenen Familienzusammenkünfte größtenteils aus, was natürlich auch an den verschärften Corona-Regeln liegt. Trotzdem verzichten die Luxemburger nicht auf das traditionelle Totengedenken am 1. und 2. November, wie der Ortsbesuch des Tageblatt auf dem Escher Sankt-Josef-Friedhof deutlich machte.
Freitagmorgen, 9.30 Uhr am seitlichen Eingang zum „Jousefs-Kierfecht“: Überall herrscht emsiges Treiben. Claude Werer, der „Herr“ der Gemeinde-Bäume, ist hier und bearbeitet einen Baumstumpf zwischen zwei Gräbern. Aus Sicherheitsgründen hatte er den kranken Baum vor kurzem fällen müssen. Zwei Gemeindearbeiter kommen, um die Desinfektionsmittelspender anzubringen. Die lässt die Stadt als Corona-Hygienemaßnahme an den Friedhöfen aufstellen. Sie fragen Hubert Flener, an welchen Eingängen genau sie postiert werden müssen. Flener ist 63 Jahre alt und der Vorarbeiter auf dem Friedhof. Zuvor war er Totengräber. Viele, die hier liegen, hat er demnach selbst unter die Erde gebracht. Er kennt den altehrwürdigen Friedhof nahe des Escher Zentrums wie kein anderer.
„Jedes Jahr arbeiten wir ab dem 1. Oktober auf dieses Wochenende hin“, erzählt Flener. Der Friedhof wird für Allerheiligen ganz besonders auf Vordermann gebracht, die Gemeindegräber werden gepflegt, die Hecken gestutzt und vor allem das Laub zusammengetragen. Bis zu zehn Mann sind an diesem Morgen im Einsatz. Da spielt es keine Rolle, dass die Gräbersegnungen wegen der Pandemie in ihrer bekannten Form nicht stattfinden können. „D’Oarbecht muss gemeet ginn, Corona hin oder hier“, sagt Flener.
Läuten um 5 nach 12
Die katholische Kirche hat vor einer Woche mitgeteilt, dass öffentliche Segnungen wegen des erhöhten Infektionsrisikos in diesem Jahr nicht stattfinden. Zwar werden die Gräber von den Geistlichen gesegnet, wann das aber geschieht, wird nicht bekannt gemacht. „Über den Zeitpunkt entscheidet jeder Pastor selber“, sagt Roger Nilles, Generalsekretär im Bistum. Man wolle keinen Corona-Hotspot schaffen und die Menschen schützen, so die Begründung für die Absage des kollektiven Gedenkens auf dem Friedhof.
In der Tat können die Abstandsregeln mitunter nicht eingehalten werden, außerdem kommen oftmals Familienmitglieder aus vielen unterschiedlichen Haushalten an den Gräbern zusammen. „Wir ermuntern die Menschen, trotzdem unabhängig voneinander die Friedhöfe zu besuchen und der Verstorbenen zu gedenken. Dazu haben wir auf unserer Homepage (cathol.lu) eine Gebetesammlung zusammengestellt. Außerdem werden die Gottesdienste stattfinden. Natürlich unter den nun geltenden Regeln und Beschränkungen“, so Nilles. Maximal 100 Menschen können an ihnen teilnehmen, zudem herrscht in den Kirchen Maskenpflicht und Abstandsregeln. An beiden Tagen werden die Kirchturmglocken des Landes zeitgleich um 12.05 Uhr läuten. Das soll der Moment sein, in dem alle Menschen zusammen der Verstorbenen gedenken. Warum um 5 nach 12? Da vielerorts um Mittag die Glocken läuten und die Menschen das Zeichen nicht als Läuten der Mittagsglocke missdeuten sollen, erklärt Nilles.
Zurück zum Friedhof: Marie-Josée will jedenfalls den Gottesdienst der benachbarten Sankt-Josef-Kirche besuchen. Gerade hat sie das Grab ihres Ehemannes geputzt und geschmückt. „Für mich macht es keinen Unterschied, ob die öffentliche Gräbersegnung nun stattfindet oder nicht. Ich finde, ein Grab soll gepflegt sein“, sagt sie. Jeden zweiten Monat ist sie zum Putzen hier. Auch am Wochenende werde sie kommen, wann genau, wisse sie aber noch nicht.
Hubert Flener jedenfalls kann, Corona hin oder her, keinen wirklichen Unterschied zu den letzten Jahren feststellen. „Die meisten Leute pflegen ihre Gräber jetzt vor Allerheiligen wie immer. Es sind nicht weniger, aber auch nicht mehr Menschen hier“, sagt er. Allgemein kann er aber sagen, dass es im Laufe der Jahre schon weniger geworden sind, die sich um die Gräber ihrer Familien kümmern. Was auch daran liegt, dass auf diesem Friedhof keine neuen Konzessionen mehr vergeben werden. Trotzdem seien vor 20 Jahren ganze Umzugslaster gekommen, um Grabblumen zu liefern, erinnert sich Flener.
Auch im nahegelegenen Blumenladen „Novea Fleurs“ haben die Verkäufer bis jetzt keinen Unterschied zu den Vorjahren bemerkt. Die Grabgestecke seien ebenso gut verkauft worden. Genau wisse man das aber erst am Sonntag. Denn am meisten Blumen und Pflanzen für die Gräber würden am Tag vor und an Allerheiligen selbst verkauft. Im Blumenladen des Lallinger Cactus hat man dieselbe Erfahrung gemacht. Nicht mehr und nicht weniger wurde dort bis Freitag verkauft, nur einige Bestellungen aus Frankreich wurden wegen des Lockdowns storniert.
„Business as usual“ demnach an einem doch etwas anderen Allerheiligen-Wochenende. Auch für Liette, die am Sankt-Josef-Friedhof gleich ein paar Gräber betreut und sich so einen kleinen Nebenverdienst sichert. Nicht nur vor Allerheiligen, sondern das ganze Jahr über. Trotzdem gebe es nun am meisten Arbeit, sagt sie. Das gilt auch für Antonio. Seit zehn Jahren ist er als Grabpfleger bei der „Marbrerie Hary“ angestellt. Er putzt gerade das Grab nebenan. Seine Handgriffe sind präzise. Eine gewisse Routine ist nicht zu übersehen. Wie bei all den anderen auch an diesem Morgen auf dem Sankt-Josef-Friedhof.
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Wie in der Kirche.Immer weniger. Woran das wohl liegt? Jetzt hat der liebe Gott uns also auch bei Corona sitzen lassen,er glänzt durch Abwesenheit, wie wir es von ihm gewohnt sind.Als könnte man einen Menschen den man geliebt hat nur in Erinnerung behalten wenn man sich vor einen kalten Marmorstein stellt. Erinnerung findet im Kopf statt.Der Rest ist Religion und Tradition und wie es bei religiösen Feierlichkeiten eben Usus ist,wird gern mit Schmaus und Getränk abgeschlossen. Das wäre dann der einzige Positive Punkt der ganzen Geschichte.
Lasst euch im Wald ausstreuen, da geht kein Pfaffe hin und man braucht auch nicht den Wald zu rechen wenn der 1. November naht.
Htk: Ja klar. Allein zu Hause vor Netflix oder Tablet zu hocken ist matürlich besser, als gemeinsam vor einem Marmorstein zu trauern und dann auch noch – Schock – bei „Schmaus und Getränk“ zusammen zu sitzen und Erinnerungen an die Verstorbenen auszutauschen.
Wieso sollte es nicht Business as usual sein? Die Leute gehen auf den Friedhof und der Pfaffe bleibt zu hause.
Besser geht doch gar nicht.
„Business as usual“
Genee, hunn elo just bei RTL gesinn, dass den Diddelenger Paschtouer sech net un d’Verbuet gehalen huet an trotz dem Verbuet d’Griewer geseent huet.
@Realist,
ich tausche bei jeder Gelegenheit Gedanken über Verblichene mit Angehörigen aus.Auch im Hochsommer.Dazu braucht es keine Massenversammlungen mit Modenschau.
@solange. Sie haben wirklich alles verstanden!