Editorial / „Tsunami der Lobbyarbeit“: Wenn die EU-Klimapolitik stolpert
Es muss wohl immer wieder betont werden: Die Zeit der gedrosselten Klima-Gesetze ist vorbei. Die Interessen der weltweiten Großkonzerne, die mit klimaschädlichen Konzepten die Taschen der Großverdiener füllen, dürfen nicht federführend bei der Umsetzung der Umweltpolitik sein. Ihr Einfluss scheint sich aber immer noch auf die europäische Gesetzgebung in Sachen Klimakatastrophe auszuwirken. Denn laut Pascal Canfin, Vorsitzender des Umweltausschusses des EU-Parlaments, befinden sich die Abgeordneten seit Wochen in einem „Tsunami der Lobbyarbeit“.
Das „Fit for 55“-Gesetzespaket – und vor allem das Herzstück der europäischen Klimapolitik, die Reform des EU-Emissionshandels – ist vielen Unternehmen ein Dorn im Auge. Letztendlich landete eine abgeschwächte Version dieses Textes im EU-Parlament. Resultat: Unter anderem die Sozialdemokraten und die Grünen haben am Mittwoch gegen den Text gestimmt – wodurch die Reform gescheitert ist. Dabei sollte es sich hierbei um einen historischen Moment handeln. Der einen Seite war das Gesetz zu verwässert und die andere Seite gab sich mit einer weniger ambitionierten Zielsetzung zufrieden. Noch mal: Die Zeit der gedrosselten Klima-Gesetze muss jetzt vorbei sein.
Doch am Mittwoch kamen auch gute Nachrichten aus Straßburg: Das EU-Parlament hat für ein Verbot von Verbrenner-Neuwagen ab 2035 gestimmt. Ausgezeichnet! Sehr gut! Damit setzt die EU ein Zeichen. So … genug gefreut. Fakt ist, dass die Abstimmung relativ knapp ausgefallen ist: 339 Abgeordnete haben für das Verbot gestimmt – 249 dagegen, 24 haben sich enthalten.
Und: Das Gesetz ist noch keine beschlossene Sache – zuerst müssen die EU-Mitgliedstaaten dem Vorhaben zustimmen. Luxemburg scheint dies jedenfalls zu tun. Deutschland hat sich auch schon für den Verbrenner-Ausstieg ausgesprochen – oder vielleicht doch nicht? Denn die FDP lehnt das Verkaufsverbot ab. Das hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Tag nach der EU-Abstimmung gesagt. Der Fraktionschef im Bundestag, Christian Dürr, geht am Donnerstag sogar noch einen Schritt weiter: „Ich gehe nicht davon aus, dass es zu einem Verbot von Verbrennungsmotoren kommt. Neben dem Europäischen Parlament müssen auch die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten zustimmen.“
Das Projekt ist also noch lange nicht in trockenen Tüchern. Auf EU-Ebene sind alle Augen allerdings weiterhin auf das „Fit for 55“-Paket gerichtet. Am Verhandlungstisch sollen jetzt gemeinsame Lösungen gefunden werden – wie lange das dauert, ist nicht klar. Hoffentlich nicht wieder mehr als zehn Jahre, so wie das bei der einheitlichen Ladebuchse der Fall war.
Aber so funktioniert die EU – und das ist prinzipiell auch nicht schlecht. Die Ziele, die sich die Europäische Union setzt, sind im weltweiten Vergleich vorbildhaft. Das Problem Klimawandel muss auch auf europäischer bzw. globaler Ebene gelöst werden und wir gehen in Europa bei der Klimapolitik in die richtige Richtung. Leider ist die Zeit des Gehens schon lange vorbei. Wenn wir eine Klimakatastrophe verhindern wollen, müssen wir die Laufschuhe auspacken und einen noch nie dagewesenen Sprint hinlegen – und das ohne das Einwirken der Großkonzerne.
- PAG abgeändert: Gemeinde erlaubt den Bau von Tiny Houses - 11. November 2024.
- Die Berichterstattung über „Dëppefester“ ist ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft - 4. November 2024.
- Tierschutzverein stößt an seine Grenzen: „Schafft euch nur ein Tier an, wenn ihr Zeit habt“ - 31. Oktober 2024.
„Damit setzt die EU ein Zeichen!“ Ich frage mich ob z.B. Putin das Zeichen erkennt und dann nur noch mit Elektropanzern angreift.
Dieser Artikel zeigt nun wirklich den Nullwert des Europaparlamentes.
Wann zieht ein E-Auto ( VW Golf ) mit einem Diesel ( VW Golf ) gleich in der CO2 -Bilanz? Bei 170 000 Km. Davor liegt der Diesel besser.Wegen der Batterie und des Ladestroms (der eben nicht aus 100% Ökostrom besteht).
Wenn jetzt Deutschland gar kein Gas mehr von Putin bekommt,werden sie die Kohle wohl wieder verbrennen,weil die AKW’s sind (bis auf 3) alle abgeschaltet.Dank Muttis Moratorium nach Fuku. Aber die Franzosen werden ihnen dann grünen Atomstrom verkaufen. Also ist das ganze Null CO2-Programm reine Augenwischerei. Es geht um den Preis einer Tank-bzw.Batteriefüllung. Elektrisch wird wohl billiger werden als Verbrenner.Das ist das einzige Argument.Mit CO2-Reduktion hat das nichts zu tun. Die volatilen Quellen aus Wind-und Voltaik sind eben zu unzuverlässig.Wenn Strom gebraucht wird produzieren sie nicht(keine Sonne/kein Wind) und wenn sie voll produzieren,kann es sein, dass kein Abnehmer da ist und Windräder etwa kurzfristig abgeschaltet werden müssen. Oft sieht man Windräder still stehen.Das ist nicht weil sie kaputt sind,sondern weil kein Strom gebraucht wird.Der Betreiber bekommt aber trotzdem sein Geld so als würden sie produzieren. Diese Informationen liest man selten in Nachrichten.Warum wohl. ( siehe: Studie Uni Graz / Symp.Prof.Hans Werner Sinn )