Rentrée / Über Schulstraßen und fehlende Zebrastreifen: „Sécurité routière“ weist auf (Un)sicherheiten beim Schulweg hin
Die Sommerferien sind fast vorbei, die Rentrée steht in den Startlöchern: Die Tausenden Kinder, die am Montag eingeschult werden, haben im Idealfall den Weg zur Schule oder zum Bus bereits mit ihren Eltern geübt – jedenfalls wenn es nach Isabelle Medinger geht. Das Tageblatt hat sich mit der Direktorin der „Sécurité routière“ über die Sicherheit der jüngsten Verkehrsteilnehmer unterhalten.
Aufruf: Sicherheit auf dem Schulweg
Gibt es in Ihrer Gemeinde potenziell gefährliche Schulwege? Fehlen Zebrastreifen und/oder die Beleuchtung? Wird die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht respektiert oder liegen andere mögliche Gefahren vor? Wenn Ihnen unsichere Stellen auf den Schulwegen auffallen, bitten wir Sie, uns darüber zu informieren: redaktion@tageblatt.lu.
Ein Zebrastreifen ist nicht gleich ein Zebrastreifen – zumindest, wenn man sich das Beispiel des Fußgängerübergangs in der Nähe der Wobrécken-Grundschule in Esch vor Augen hält. Im Oktober vergangenen Jahres wurde dort eine Schülerin von einem Auto angefahren – obwohl die Genehmigung zur sichereren Gestaltung des Übergangs bereits 2021 erteilt wurde. Auch im Zuge der Gemeinderatssitzungen in Luxemburg-Stadt wurde im Juni darüber diskutiert, wie die Sicherheit der jüngsten Verkehrsteilnehmer gewährleistet werden könnte. Doch was macht ein sicherer Schulweg eigentlich aus?
Fest steht, dass bei der aktuellen Sicherheitslage auf Schulwegen noch Verbesserungsbedarf besteht – sowohl was die Sensibilisierung als auch die Infrastruktur betrifft. Denn: „Der Fußgänger ist der schwächste Verkehrsteilnehmer. Deshalb sollte man immer achtsam bleiben“, betont Isabelle Medinger, Direktorin der „Sécurité routière“. Das gelte ebenfalls in Situationen, wo der Fußgänger Priorität hat. „Manche Leute denken, dass sie auf einem Zebrastreifen automatisch sicher sind. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass ein Zebrastreifen nicht mehr als Farbe auf dem Boden ist. Auch dort besteht keine hundertprozentige Sicherheit.“
Viele Kriterien für Zebrastreifen
Laut Medinger gibt es jedoch Möglichkeiten, den Kontakt mit potenziellen Gefahren auf ein Minimum zu reduzieren. Nach dem Motto „Der kürzeste Weg ist nicht unbedingt der sicherste“ sollten Fußgänger die Straße dort überqueren, wo Zebrastreifen und Ampeln vorhanden sind. „Das ist allerdings nicht immer möglich“, so Medinger. Daher sei es wichtig, die Straße an Stellen zu überqueren, wo sowohl für Kinder als auch für Autofahrer eine gute Sichtbarkeit bestehe. „Wo Konfliktpunkte reduziert sind, besteht automatisch auch mehr Sicherheit.“
Bestimmte Gegenden, wo Schulwege besonders tückisch sind, gibt es hierzulande laut Medinger keine. Dennoch treffen bei der „Sécurité routière“ regelmäßig Beschwerden wegen unübersichtlichen Stellen ein. Diese seien in vielen Fällen auf fehlende Zebrastreifen zurückzuführen. Ein Fußgängerübergang erweist sich jedoch nicht in jeder Situation als sinnvoll: „Es gibt jede Menge Kriterien für Fußgängerübergänge“, so Medinger. „Die erste Frage, die sich stellt, ist: Brauchen wir überhaupt einen Zebrastreifen? Und zweitens sollte dieser Zebrastreifen sich nicht in einer Zone befinden, wo mehr als 50 km/h erlaubt sind.“
Die Eltern sollten daran denken, dass sie für ihre Kinder ein Vorbild sind. Sie sollten den Weg zur Schule oder zum Bus mit ihren Kindern üben und sie auf Gefahren aufmerksam machen.Direktorin „Sécurité routière“
Um die Sicherheit der Fußgänger zu erhöhen, besteht jedoch die Möglichkeit, die Geschwindigkeitsbegrenzung anzupassen. „Natürlich sollte der Zebrastreifen auch von Weitem erkennbar und anständig beleuchtet sein“, sagt Medinger. „Bei einer breiten Straße kann man auch eine Zwischeninsel vorsehen, zur Verkehrsberuhigung. Das ist auf jeden Fall sicherer als einfach nur Farbe auf der Straße.“ In unmittelbarer Nähe der Schulen bestehe ebenfalls die Option – ähnlich wie in manchen Großstädten im Ausland –, sogenannte Schulstraßen einzuführen, die zu Beginn und gegen Ende des Unterrichts temporär gesperrt werden.
Medinger vertritt die Meinung, dass die Gemeinden „ein großes Augenmerk“ auf die Sicherheit der Schulwege legen. „Bestimmt gibt es Imperfektionen und manchmal fehlt es an Kontrollen, aber es wird viel Wert auf eine hohe Sicherheit gelegt.“ Manche Gemeinden würden dementsprechend auch „Agents municipaux“ einsetzen, damit die Kinder die Straße vor der Schule sicher überqueren können.
Den Weg im Voraus „üben“
Probleme sieht Medinger allerdings bei manchen Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. „Jeder möchte sein Kind sicher zur Schule bringen, aber das passiert manchmal auf Kosten der Sicherheit der anderen Kinder“, bedauert sie. Einige Eltern fallen durch undiszipliniertes Verhalten auf, wobei sie sich nicht an die Regeln des „Code de la route“ halten. „Die Eltern sollten daran denken, dass sie für ihre Kinder ein Vorbild sind. Sie sollten den Weg zur Schule oder zum Bus mit ihren Kindern üben und sie auf Gefahren aufmerksam machen. Wenn sie dagegen gestresst und aggressiv sind, dann färbt das auch auf die Kinder ab“, findet Medinger. Die Kinder sollten jedoch auch nicht überbeschützt werden. „Sie müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich selbstständig im Straßenverkehr zu benehmen, aber das ist natürlich ein längerer Prozess. Damit sollte man nicht erst einen Tag vor Schulbeginn anfangen.“
- Petition fordert Abschaffung der Hausaufgaben - 24. November 2024.
- Es weihnachtet sehr: „Winterlights“ haben offiziell eröffnet - 22. November 2024.
- Die Kanzlerpartei klatscht, die Kanzlerpartei zweifelt - 22. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos