Düdelingen / (Über)lange Warteliste: Kommunale „Crèche“-Plätze sind gefragt
Es ist sicherlich nicht nur in Düdelingen ein Phänomen: Wer ein Kind erwartet, muss sich sehr schnell für einen Betreuungsplatz bewerben – und zumindest einen Plan B im Hinterkopf haben. Die kommunalen Betreuungsstätten wiederum haben Probleme, genügend Personal zu finden.
Die werdenden Eltern sollen ihr Kind für einen Betreuungsplatz anmelden, sobald sie wissen, dass Nachwuchs unterwegs ist, rät Erny Hoffmann, Dienstleiter des SEA („Service éducation et accueil“), im Gespräch mit dem Tageblatt. Kommunale Kinderkrippenplätze sind in der Tat begehrt. Drei verschiedene Kitas werden momentan von der Stadtverwaltung geleitet. Erst im letzten Jahr hat die neue „Crèche“ im Viertel Italien mit 48 Betreuungsplätzen eröffnet. Die anderen beiden hat die Stadt Düdelingen erst vor einigen Jahren übernommen. So stehen insgesamt 111 Betreuungsplätze für die Null- bis Dreijährigen zur Verfügung.
In Düdelingen leben derzeit 615 Kinder zwischen null und drei Jahren. Hinzu kommen 226 Kinder, die drei bis vier Jahre alt sind. Die Unterscheidung in diese zwei Gruppen wird gemacht, da die Dreijährigen die Möglichkeit haben, ins „Précoce“ zu gehen. In den letzten Jahren wurden die Plätze im „Précoce“ verdreifacht. 96 kleine Düdelinger können von diesem Angebot profitieren. Etwa 50 Prozent der Kinder, die zuvor in die Kita gingen, gehen ab drei Jahren dann auch in die Schule für Früherziehung.
Auf der Warteliste für die „Crèches“ stehen momentan 120 Kinder. Die Liste müsste aber wiederum in verschiedene Kategorien aufgeteilt werden, so Erny Hoffmann weiter. Einige der Babys, die dort eingetragen sind, sind noch nicht geboren. Über die Hälfte benötigt erst für das Jahr 2023 einen Betreuungsplatz, jeweils zu verschiedenen Zeitpunkten. Jeweils für September werden durch das „Précoce“ wie auch durch die Schulpflicht einige Betreuungsplätze frei. Dies sei ein stets laufender Prozess. Doch es werde stets versucht, den Eltern so früh wie möglich Gewissheit zu geben, sagt der Dienstleiter.
Die Anzahl an Betreuungsplätzen reiche natürlich nicht aus, ist sich die Ressortschöffin Josiane Di Bartolomeo-Ries (LSAP) bewusst. Auch sei es schwer zu sagen, wie die restlichen 400 Kinder versorgt werden. Mit den privaten „Crèches“ bestünde weiter kein Kontakt. Einige würden sicher ihre Kinder auf dem Weg zu Arbeit außerhalb Düdelingens in eine Betreuungsstätte bringen. Auch gebe es ja noch das Angebot der Tagesmütter, wie auch sicher einige zu Hause betreut würden.
Die Plätze werden nach unterschiedlichen Prioritäten verteilt, erklärt Josiane Di Bartolomeo-Ries. Kinder von Alleinerziehenden und Nachwuchs, dessen beide Elternteile arbeiten, haben Vorrang. Dazu kommen Fälle, die vom sozialen Dienst begleitet werden. Ein oder zwei Betreuungsplätze werden für Notfälle reserviert. So musste für ein zweijähriges Kind aus der Ukraine schnell ein Kita-Platz gefunden werden. Danach bleibe bereits oft nichts mehr übrig. Für die Eltern, die vielleicht erst ab Februar einen Vollzeitplatz benötigen, wird versucht, wenigstens eine Teillösung zu finden, wie etwa durch eine Halbzeitstelle. Einer der Gründe, warum sich Eltern eher für eine öffentliche „Crèche“ entscheiden, könnte, laut Erny Hoffmann, die sprachliche Situation sein.
Vorstellungsgespräche ohne Ende
„Ein Faktor, der uns nicht in die Karten spielt, ist das fehlende Personal“, stellt die Schöffin fest. Neben einem großen Wechsel sei es schwierig, überhaupt welches zu finden. Die neuen ausgebildeten Erzieher kämen nicht mal auf den Arbeitsmarkt, führt Erny Hoffmann weiter aus. So schnell würden sie abgeworben. „Einerseits wachsen wir, andererseits haben andere Einrichtungen, wie z.B. die Grundschulen, auch Erzieher in ihrem Profil.“ Dadurch entstehe eine Konkurrenzsituation. So hat die Stadt Düdelingen ein Dutzend zusätzliche Erzieher-Posten geschaffen. Nach einer Handvoll wird zurzeit noch gesucht. Deswegen müssen laufend Vorstellungsgespräche abgehalten werden.
Um dem Personalmangel etwas vorzubeugen, haben die zuständigen Stellen eine Datenbasis mit möglichem Ersatz geschaffen. „Während der Covid-Zeit hatten wir so viele Ausfälle, dass wir an unsere Grenzen kamen“, erklärt Josiane Di Bartolomeo-Ries, wie die Idee dazu entstand. In dieser Datenbank befinden sich fast 40 Profile, die zu unterschiedlichen Zeiten verfügbar sind. Alle weisen eine Mindestqualifikation auf. Über verschiedene Schulungen erhalten sie die nötigen zusätzlichen Kompetenzen. In die „Crèche“ werden jedoch nur Erzieher geschickt, die bereits Erfahrung in dem Bereich gesammelt haben.
„Wer ein Kind erwartet, muss sich sehr schnell für einen Betreuungsplatz bewerben “
Schlechte Planung.
Zuerst Betreuungsplatz sichern, dann Kinder machen.