Ukraine-Krieg / Überwiegend Zivilisten unter den 440 Leichen in Massengrab von zurückerobertem Isjum
Laut dem Polizeichef wurde noch keine einzige Soldatenleiche gefunden. Die UN wollen jetzt Experten schicken.
Bei den in der zurückeroberten Stadt Isjum entdeckten mehr als 440 Leichen in einem Massengrab handelt es sich nach ukrainischen Angaben überwiegend um Zivilisten. „Nach einer vorläufigen Schätzung sind es Zivilisten“, sagte Polizeichef Ihor Klymenko am Freitag auf einer Pressekonferenz. „Wir haben zwar Informationen, dass sich dort auch Soldaten befinden – aber wir haben noch keinen einzigen geborgen.“ Die Exhumierungen werden fortgesetzt, fügte er hinzu.
Das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen (UN) will Beobachter nach Isjum senden. „Sie wollen sich dorthin begeben, um mehr darüber herauszufinden, was passiert sein könnte“, sagte Sprecherin Liz Throssell in Genf. Wann ein solcher Besuch stattfinden könnte, blieb zunächst unklar.
Tausende russische Soldaten sind wegen der ukrainischen Offensive am vergangenen Wochenende aus Isjum geflohen. Präsident Wolodymyr Selenskyj gab Russland die Schuld an den Toten und verglich die Entdeckung des Massengrabs mit den Ereignissen im Februar in Butscha, einem Vorort der Hauptstadt Kiew. Ukrainischen Soldaten hatten dort nach dem Abzug russischer Truppen handfeste Hinweise auf Kriegsverbrechen gewonnen. „Russland hinterlässt überall den Tod und muss dafür verantwortlich gemacht werden“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache.
„Monatelang herrschten in den besetzten Gebieten Terror, Gewalt, Folter und Massenmorde“, twitterte Selenskiyj-Berater Mychajlo Podoljak zu Fotos eines Waldes, der mit Holzkreuzen in frischem schlammigem Boden übersät war. Eine riesige Grube war mit rot-weißem Tatortband abgeklebt. „Will noch jemand ‚den Krieg einfrieren’, anstatt Panzer zu schicken? Wir haben kein Recht, die Menschen mit dem Bösen allein zu lassen“, schrieb Podoljak. Russland äußerte sich zunächst nicht zu den Berichten über das Massengrab. In der Vergangenheit hat der Kreml bestritten, dass seine Truppen Gräueltaten begehen oder Zivilisten ins Visier nehmen.
Auch tote Zivilisten in Charkiw
Polizeichef Klymenko zufolge sind in der vergangenen Woche auch in der Region Charkiw bisher etwa 50 tote Zivilisten gefunden worden. Zudem sollen sieben srilankische Studenten in der Stadt Wowtschansk nahe der russischen Grenze eingesperrt und gefoltert worden sein. Er sagte, ihre Fingernägel seien mit einer Zange herausgezogen worden. Reuters konnte den Bericht nicht unabhängig überprüfen.
Nach einer Woche mit schnellen Fortschritten im Nordosten haben ukrainische Offizielle die Erwartungen zu dämpfen versucht, dass sie weiterhin in diesem Tempo vorrücken könnten. Russische Truppen, die aus der Region Charkiw geflohen sind, sollen sich nun verschanzt haben und planen, Gebiete in den Nachbarprovinzen Luhansk und Donezk zu verteidigen. „Es ist natürlich äußerst ermutigend zu sehen, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Lage waren, Territorium zurückzuerobern und auch hinter die russischen Linien zu stoßen“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg im BBC Radio. „Gleichzeitig müssen wir verstehen, dass dies noch nicht der Anfang vom Ende des Krieges ist. Wir müssen auf einen langen Zeitraum vorbereitet sein.“
Die Ukraine meldet zuletzt neue russische Angriffe auf Charkiw und die Umgebung der Stadt im Osten der Ukraine. Auch die weiter nördlich, ebenfalls an der Grenze zu Russland gelegene Region Sumy wurde örtlichen Behörden zufolge beschossen. Mehr als 90 Raketen und Artilleriegeschosse seien gezählt worden, erklärt der Gouverneur von Sumy, Dmytro Schywytzki.
Angriffe der Ukraine
Der Ukraine selbst soll ein Schlag gegen die selbsternannte Volksrepublik Luhansk gelungen sein. Deren Generalstaatsanwalt Sergej Gorenko und dessen Stellvertreter wurden einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax zufolge bei einer Bombenexplosion in seinem Büro getötet. Interfax berief sich auf Rettungsdienste.
Von Russland unterstützte Separatisten in der südukrainischen Stadt Cherson wiederum berichteten von Angriffen durch ukrainische Streitkräfte auf Regierungsgebäude. Dabei seien mindestens eine Person getötet und weitere verletzt worden. Kirill Stremousow, der von Russland eingesetzte stellvertretende Leiter der Region Cherson, sagte dem russischen Staatsfernsehen, dass ein Flügel des Verwaltungsgebäudes bei dem Angriff zerstört worden sei. Diese soll mit in den USA hergestellten Himars-Raketen erfolgt sein. (Reuters)
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„Wir haben kein Recht, die Menschen mit dem Bösen allein zu lassen“: Das bezieht sich auch auf die militärisch-medizinischen Fanatiker, die sich anmaßen, die biologische Qualität der Bevölkerung mit Gurten, Pillen und Spritzen verbessern zu müssen. Die Tatorthandlungen dieser skrupellosen Eliminierungsideologen müssen und können heutzutage forensisch-rechtsmedizinisch untersucht werden, in Butscha, in Isjum und auch sonstwo.
MfG
Robert