Weltraum / Um jede fünfte Sonne könnte eine Erde kreisen
In unserer Heimatgalaxis, der Milchstraße, könnte es bis zu 6 Milliarden erdähnliche Planeten geben.
Forschende aus Kanada haben anhand von Daten des Kepler-Weltraumteleskops berechnet, dass es in unserer Milchstraße bis zu 6 Milliarden erdähnliche Planeten geben könnte. Damit ein Planet als erdähnlich eingestuft wird, muss er aus Gestein bestehen, annähernd die gleiche Größe wie die Erde haben und in der bewohnbaren Zone eines sonnenähnlichen Sterns kreisen.
Von den 400 Milliarden Sternen in unserer Galaxis sind nur 7 Prozent der Sonne ähnlich. Um höchstens jeden fünften davon kreist ein erdähnlicher Planet, behaupten nun die Forschenden von der University of British Columbia in der kanadischen Stadt Vancouver (<0,18 erdähnliche Planeten pro G-Typ-Stern). Für ihre Berechnungen haben sie aus den rund 200.000 Sternen, über die das Kepler-Teleskop Daten gesammelt hat, einen Katalog zusammengestellt und damit dann Rechnungen angestellt.
Bei den Autoren der Studie handelt es sich um keine Unbekannten. Michelle Kunimoto kann mit 26 bereits eine ganze Reihe großer Entdeckungen verbuchen. Noch bevor sie ihren Bachelor-Abschluss erhalten hat, hatte sie vier Exoplaneten entdeckt. 2017 wählte das Magazin Forbes sie zu den 30 besten Forschenden unter 30. Im Februar 2020 veröffentlichte sie als Doktorandin die Entdeckung von 17 weiteren Exoplaneten, darunter eine Supererde. Co-Autor der neuen Studie ist ihr Doktorvater Jaymie Matthews. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift The Astronomical Journal veröffentlicht.
„Die Schätzung der Häufigkeit, mit der unterschiedliche Arten von Planeten in der Umgebung verschiedener Sterne vorkommen, kann wichtige Erkenntnisse über Planetenentstehung und Evolutionstheorien liefern und dazu beitragen, künftige Missionen zur Suche nach Exoplaneten zu optimieren“, wird Kunimoto in einer Veröffentlichung ihrer Uni zitiert.
Aliens?
Erdähnliche Planeten sind auch deshalb so interessant, weil sie mögliche Kandidaten für außerirdisches Leben sind. Aber: Nur weil ein Planet der Erde ähnelt, heißt das noch lange nicht, dass sich dort auch Leben, geschweige denn intelligentes Leben entwickelt hat.
Umgedreht gehen einige Forschende davon aus, dass ein Planet gar nicht erdähnlich und in der bewohnbaren Zone sein muss, damit sich dort Leben entwickeln kann. Wissenschaftler aus den USA haben diese Idee von der bewohnbaren Zone untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass sich sogar auf Planeten, die gar nicht um einen Stern kreisen, theoretisch Leben entwickeln kann. „Auch Welten außerhalb der bewohnbaren Zone können bewohnbar sein“, schreiben sie in einem Artikel, der im Januar in The Astrophysical Journal Letters veröffentlicht wurde. Sie behaupten: „Es ist zu erwarten, dass die Anzahl der Welten außerhalb der bewohnbaren Zone jene innerhalb der bewohnbaren Zone um ein Vielfaches übersteigt.“ Sogar Einzelgänger-Planeten, die sich nicht um einen Stern bewegen, sondern frei durch das Universum streifen, könnten Leben hervorbringen, glauben die Forschenden. Hinter der Arbeit stecken die beiden Wissenschaftler Manasvi Lingam und Abraham „Avi“ Loeb. Bereits in der Vergangenheit hat Loeb Ideen für die Suche nach außerirdischem Leben veröffentlicht.
Ihre Energie könnten solche Lebewesen aus dem Inneren ihres Planeten beziehen. Einen solchen Wärmestrom gibt es auf der Erde. Zum einen wird er erzeugt durch den radioaktiven Zerfall von Isotopen im Erdmantel. Zum anderen ist der Erdkern seit der Entstehung unseres Planeten noch nicht abgekühlt. Diese „Primärwärme“ strömt langsam zur Oberfläche, während der Kern aushärtet. Das Problem: Beide Energiequellen nehmen mit der Zeit ab. Es bleibt also nur ein relativ kurzes Zeitfenster, in dem sich auf diese Weise (ohne Sonnenenergie) Leben bilden kann. Ohne Sonne müsste es allerdings sehr hohe Mengen an langlebigen radioaktiven Stoffen auf einem solchen Planeten geben, glauben die Wissenschaftler.
Sind wir alleine?
Der italienische Physiker Enrico Fermi ging 1950 davon aus, dass es intelligentes außerirdisches Leben geben muss. Wenn solches Leben lang genug existiert, argumentierte Fermi, dann wird eine technologische Zivilisation entstehen, die auch Raumfahrt betreibt und andere Sternensystem oder mehr kolonialisiert. In Anbetracht des Alters des Universums dürfte dies bereits passiert sein. Dass wir am Himmel dennoch keine Anzeichen für eine solche Zivilisation entdecken können, war für ihn paradox. Die Rede geht vom Fermi-Paradoxon.
Eine mögliche Erklärung für die Abwesenheit von außerirdischen Zivilisationen ist die Existenz eines großen Filters. Was genau dieser große Filter ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Auf jeden Fall aber handelt es sich dabei um eine besondere Hürde, die alle Zivilisationen auf dem Weg zur großen Weltraumzivilisation nehmen müssen. Auch zu welchem Zeitpunkt in der Entwicklung dieser große Filter stattfindet, ist nicht klar. Möglicherweise tritt diese Hürde bereits während der frühen Evolution auf und verhindert, dass überhaupt intelligentes Leben entsteht. Dann könnte es sein, dass die Menschheit die einzige Zivilisation in der Galaxis ist, die es geschafft hat, den Filter zu überwinden, und wir wären tatsächlich die Einzigen in der Milchstraße. Oder aber es handelt sich um eine Hürde, die eine Zivilisation während ihrer technologischen Entwicklung nehmen muss und die die Gefahr der Selbstauslöschung mit sich bringt. In diesem Fall könnte es sein, dass die Menschheit den großen Filter noch vor sich hat.
Die Berserker-Theorie hingegen besagt, dass Zivilisationen, wenn sie dazu in der Lage sind, bewaffnete Sonden aussenden, um das Leben auf anderen Planeten zu eliminieren. Sei es als Präventivmaßnahme gegen mögliche Angreifer oder um Ressourcen zu sichern. Die Dunkle-Wald-Theorie dagegen vermutet, dass Außerirdische sich wie Beutetiere in einem dunklen Wald sehr unauffällig verhalten – gar tarnen –, um nicht in den Fokus anderer, womöglich gefährlicher Spezies zu geraten.
„Der Weltraum, unendliche Weiten …“ heißt es in Star Trek, der Serie, die Michelle Kunimoto inspiriert hat, Astrophysikerin zu werden. Dass es genug Welten zu entdecken gibt, haben Forschende wie sie mittlerweile bewiesen. Ob wir sie irgendwann besuchen, bleibt abzuwarten.
Do gukke ma mol,das ma noch enn plätsche grinn.