Australien / Um Peking im Pazifik einen Riegel vorzuschieben, setzt Canberra auf Tech
Australien richtet ein neues digitales Kabelzentrum ein, um die Konnektivität der Pazifikstaaten zu verbessern. Dabei geht es aber vor allem auch darum, Chinas Einfluss in der Region einzuschränken.
„Wenn Fidschi in Not ist, ist China immer da, um zu helfen“, titelte die Global Times einst, die als das Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas gilt. China präsentiert sich seit Jahren als großzügiger Geldgeber und Unterstützer der Pazifikregion. Ein Sportstadion auf den Salomonen, ein großer Schiffsanleger und ein herrschaftliches Präsidentschaftsanwesen auf Vanuatu sind nur einige der Beispiele, wie China die kleinen Inselstaaten in der Region umgarnt. Die Salomonen, Fidschi, Kiribati oder auch Samoa haben bilaterale Abkommen mit der Volksrepublik geschlossen. Vor allem der Sicherheitspakt der Salomonen mit Peking im Jahr 2022 hat im Westen für Aufregung gesorgt.
Australien verstärkt wie auch die USA seine Versuche, Chinas Einfluss im Pazifik zu begrenzen, deswegen seit Längerem merklich. Der aktuellste Schritt war am Montag nun die Verkündung eines neuen digitalen Kabelzentrums, das die Konnektivität, aber auch die Resilienz der kleinen Inselstaaten verbessern soll, wie es in einer Presseerklärung der australischen Außenministerin Penny Wong hieß.
Reaktion auf Herausforderungen des Indopazifiks
Wong hat das Zentrum am Montag während ihres Aufenthalts in Japan zum Außenministertreffen der sogenannten Quad-Staaten zusammen mit Amtskollegen aus den USA, Japan und Indien vorgestellt und das Zentrum dabei als „eine Reaktion auf die dringendsten Herausforderungen des Indopazifiks“ beschrieben. Es solle zudem das Engagement der Quad-Allianz in der Region aufzeigen. Der Allianz, die aus den vier Ländern Australien, USA, Japan und Indien besteht, geht es nach eigenen Angaben um einen freien und offenen Indopazifik.
Vor zwei Jahren wurde deswegen beispielsweise schon ein gemeinsames Überwachungssystem des Schiffsverkehrs im Indopazifik angekündigt. Dabei ging es darum, illegalen Fischfang und Chinas sogenannte maritime Milizen im Auge zu behalten – eine Art Armada aus Fischerbooten, die Peking dazu zu dienen scheint, in umstrittenen Gebieten Fuß zu fassen.
Aktuell will Australien in den kommenden vier Jahren nun 18 Millionen Australische Dollar, umgerechnet fast elf Millionen Euro, auf das neue Zentrum aufwenden und dabei technische Hilfe und Schulungen in der Pazifikregion bereitstellen. Es gehe darum, die Regierungen der pazifischen Staaten bei der Regulierung der Unterseekabel zu unterstützen und „Informationen auszutauschen und Dialoge zu veranstalten“, hieß es. Das neue Zentrum wird mit Beamten der australischen Regierung besetzt sein, wo genau es aufgebaut werden soll – in Australiens Hauptstadt Canberra oder in einem der pazifischen Inselstaaten –, wurde jedoch nicht bekannt gegeben.
Das Projekt folgt auf chinesische Bestrebungen vor zwei Jahren, eine Art pazifischen Pakt mit zehn Inselstaaten zu Themen wie Sicherheit und Polizeiarbeit zu schließen, der auch Daten und Kommunikation umfasst hätte. Obwohl das Projekt in seiner Gesamtheit scheiterte, hat Australien seitdem – ähnlich wie auch die USA – etliche neue Kooperationen und Projekte angestoßen. So haben beide Länder im vergangenen Jahr beispielsweise ein Sicherheitsabkommen mit Papua-Neuguinea vereinbart, das sich in einer strategisch wichtigen Lage nördlich des fünften Kontinents befindet. Bereits im Oktober hatten Australien und die USA zudem ein Abkommen geschlossen, das vorsieht, dass Google Unterseekabel in die Region verlegt und damit einer Reihe von pazifischen Ländern ein zuverlässigeres und günstigeres Internet ermöglicht. Das Projekt gibt beiden Ländern damit auch die durchaus wichtige Telekommunikationshoheit in der Region.
Kommunikation im Notfall
Die pazifischen Inseln sollen mit diesem „Tech-Vorstoß“ auch besser beim Thema Cybersicherheit aufgestellt werden. Beispielsweise sollen sie besser gegen Hackerattacken gewappnet sein, wichtige Informationen sollen in globalen Cloud-Netzwerken gesichert werden. Vor allem in Notfällen könne ein verbesserter Internetzugang aber auch die Kommunikation erleichtern, sagte Amanda Watson, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department of Pacific Affairs der Australian National University in Canberra, bereits im vergangenen Jahr Radio New Zealand. In Ländern, in denen Nutzer, Unternehmen und Regierungsbehörden auf das Internet über eine Satellitenverbindung angewiesen seien, „kann es ziemlich schwierig sein“, meinte sie.
Wie essenziell Backup-Optionen beim Thema Kommunikation sind, offenbarte sich zuletzt beim Ausbruch des Vulkans vor Tonga – des Hunga Tonga-Hunga Ha’apais – im Januar 2022. Die heftige Eruption und der darauffolgende Tsunami durchtrennten damals das einzige Unterseekabel des Königreichs. Dies isolierte die Bevölkerung mehr als einen Monat lang vom Rest der Welt.
- Nach Schnee und Wärmeschub bald wieder Hochdruckeinfluss - 26. November 2024.
- Die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel hat ihre Memoiren veröffentlicht - 26. November 2024.
- Über die falsche Angst vor Überalterung und was sie für die Rente bedeutet - 26. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos