Staatsbesuch / Umjubelt wie zu Sowjetzeiten: Putin wird in „mitreißenden Feier-Atmosphäre“ in Nordkorea empfangen
Wladimir Putin sucht nach Waffen, Kim Jong-un nach Aufwertung seines Regimes. Die beiden Diktatoren lassen sich in Nordkorea umjubeln wie zu Zeiten der Sowjetunion.
Die Straßen Pjöngjangs sind blank geputzt. An jeder Laterne der zentralen Achse hängen riesige Konterfeis des russischen Präsidenten Wladimir Putin und die russische Trikolore. Am Rande des Kim-Il-sung-Platzes stehen Jugendliche in Massen, bereit für ihren Willkommenstanz. Russische Staatsmedien zeigen jeden Händedruck, berichten über eine angeblich 30 Kilometer lange Schlange aus Menschen, die Putin zuwinken wollten.
Die russische Nachrichtenagentur TASS meldet – ganz in Sowjetmanier: „Unter dem Jubel und Geschrei zahlreicher Teilnehmer der Feier bestiegen Putin und Kim Jong-un eine offene Mercedes-Limousine und fuhren über den Platz. Zu dieser Zeit flogen Luftballons in den Himmel und ein Feuerwerk ertönte. Bei der Zeremonie schwenkten auch Kinder Luftballons sowie russische und nordkoreanische Flaggen.“ Die Szenerie versinkt derweil im sowjetischen Lied, zu Stalin-Zeiten verfasst: „Ich kenne kein anderes Land wie dieses, wo ein Mensch so frei atmet.“
In dieser „mitreißenden Feier-Atmosphäre“, wie Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA protokollierte, unterschrieben die beiden Führer der Paria-Staaten am Mittwoch einen Vertrag zur „allumfassenden Partnerschaft“, „ein fundamentales Dokument mit Durchbruchcharakter, das unsere Beziehungen langfristig stärkt“, wie Putin bei den Gesprächen sagte. Der Vertrag sichere „im Fall einer Aggression gegen einen der Teilnehmer Unterstützung“ zu, sagte Putin nach dem Treffen und wies darauf hin, dass Russland „eine militärisch-technische Zusammenarbeit mit Nordkorea“ nicht ausschließe. Konkreteres wurde nicht bekannt. Bei der Kooperation dürfte es wohl um Lebensmittel und diplomatische Aufwertung gegen Waffen und Munition gehen. Offiziell erwiderte Putin mit der kurzen Reise, seiner ersten seit 2000, den mehrtägigen Besuch des nordkoreanischen Diktators im vergangenen September im russischen Weltraumzentrum Wostotschny an der Grenze zu China.
Der Moskauer Diktator zeigte sich erfreut über einen solchen Empfang bei den „Gleichgesinnten“, die es wüssten, wie man sich gegen einen „jahrzehntelangen Druck aus den USA“ wappnen müsse. So bezeichnete der Kremlherrscher die Nachbarn im Osten in seinem Aufsatz, den das nordkoreanische Parteiblatt „Rodong Sinmun“ vor seiner Ankunft abdruckte. Nordkorea als Vorbild, um „gemeinsam die Sicherheitsarchitektur in Eurasien aufzubauen und die westlichen Sanktionen zu kontern“. Die Zusammenarbeit sei nötig, um „mehr Demokratie und Stabilität in die internationalen Beziehungen zu bringen“, schrieb Putin.
Rüstungsgüter für Nahrungsmittel
Nordkorea unterstützt die russische Invasion der Ukraine, wofür Putin in seinem Aufsatz Kim Jong-un dankte. Nach westlichen Erkenntnissen beliefert Pjöngjang Moskau mit Waffen, die sich auf sowjetische Waffensysteme stützen. 10.000 Container mit Rüstungsgütern sollen es bereits gewesen sein. Laut dem Geheimdienst der US-amerikanischen Streitkräfte hat Russland ballistische Raketen aus Nordkorea sowie mehrere Millionen Einheiten Artilleriemunition erhalten. Transportiert würden diese per Zug oder Schiff. Die Waffenlieferungen, die beide Staaten bestreiten und die gegen UN-Sanktionen verstoßen, lässt sich Pjöngjang mit Nahrungsmitteln und Energieträgern entgelten.
Die neuentdeckte Freundschaft zwischen dem „Towarischtsch Kim“ und dem „Towarischtsch Putin“, wie beide sich offiziell bezeichnen, bereitet dem Westen Sorgen. Im März stimmte Russland im UN-Sicherheitsrat gegen die Verlängerung der Arbeit einer Expertengruppe zur Überwachung der wegen des Atomprogramms gegen Nordkorea verhängten Sanktionen. China, bislang Nordkoreas wichtigste Stütze, enthielt sich. Kim kann sich sicher sein, dass Putin auch bei neuen Verstößen Nordkoreas gegen UN-Resolutionen es nicht zulassen wird, dass Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft werden oder gar neue hinzukommen. Damit ist das Treffen der beiden durchaus „historisch“, wie die nordkoreanische Agentur KCNA es nennt.
Derweil lässt Moskau seine Marine mit 40 Schiffen und 20 Flugzeugen und Hubschraubern bis zum 28. Juni im Pazifik trainieren. Und „Genosse Putin“ reist weiter nach Vietnam.
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