Luxemburg / Umweltfreundliche Rasenmäher im Minett: Wie Schafe und Ziegen zum Artenschutz beitragen
Wenn Schafe oder Ziegen über Grasflächen ziehen, hat das oft noch einen anderen Sinn, als lediglich die Tiere mit Futter zu versorgen. Bei einer Pressekonferenz auf dem Lallingerberg im Süden des Landes – umgeben von den im wahrsten Sinne des Wortes mähenden Vierbeiern – wurde am Freitag verraten, wie so auch zum Artenschutz von Flora und Fauna beigetragen wird.
Wer in letzter Zeit über den „Lallengerbierg“ spaziert ist, wird sie sicherlich bemerkt haben: rund 500 blökende und meckernde Vierbeiner, die unter blauem Himmel und scheinender Sonne durch das Naturschutzgebiet zwischen Esch und Schifflingen streifen. Bereits seit Mai ist eine Herde roter Ardenner-Schafe mit 50 Ziegen wieder im Süden von Luxemburg unterwegs und zieht seit drei Wochen über den Lallingerberg. Mit einem Ziel: das Naturreservat von Büschen und anderem Gewächs zu befreien und so zum Artenschutz beizutragen – auf umweltschonende Art.
Und das hat seinen Grund, wie auf einer Pressekonferenz am Freitag in Schifflingen gezeigt wurde. „Nachdem Ende der 70er Jahre mit dem Abbau von Eisenerz aufgehört wurde, blieb viel nackter Stein und nur wenig Vegetation. Durch die speziellen Begebenheiten hier – die dünne Bodenschicht und die starke Sonneneinstrahlung – kamen allerdings immer mehr Pflanzenarten auf. Und dadurch auch mehr Tierarten“, erklärte Laurent Schley, stellvertretender Direktor der „Administration de la nature et des forêts“ (ANF). Seit mehr als 20 Jahren koordiniert die Naturverwaltung das Projekt zur Wanderbeweidung im Süden des Landes.
So ist in dem Naturreservat und der Natura-2000-Zone heute eine Vielfalt von Kräutern und Pflanzen zu finden, wie zum Beispiel seltene Orchideenarten. Außerdem gibt es laut Laurent Schley dort viele Insekten, aber beispielsweise auch seltene Vogelarten wie die Heidenlerche. Das alles gilt es zu schützen – und eben da kommen die Schafe und Ziegen ins Spiel: Da zu dicht bewachsene Flächen mit Bäumen, Gebüsch oder Hecken und zu viel Schatten dem Artenreichtum und der Pflanzenvielfalt nicht guttun, sorgen die weidenden Tiere dafür, dass das Grün gestutzt wird – auf ganz natürliche Art.
Mäh(t), ihr Schafe
Die Gründe für den Einsatz der vierbeinigen Rasenmäher sind vielfältig: Er ist kostengünstiger sowie einfacherer als der Gebrauch von Mähmaschinen in oftmals holperigen Gelände und vor allem eben ganz im Sinne der Natur. Sehr stark zugewachsene Ecken müssen laut Laurent Schley zwar manchmal zuerst von Menschenhand entbuscht werden, doch meist sorgen die Schafe und Ziegen dafür, dass das Grün nicht zu wild wuchert. Seltene Pflanzen werden dabei mit Netzen vor den hungrigen Tieren geschützt. Oder aber die Schafe und Ziegen werden in deren Umgebung gar nicht erst auf Futtersuche gelassen.
Es sind Nutztiere eines Landwirtschaftsbetriebs aus Bergem in der Gemeinde Monnerich, die an zehn Standorten (darunter der Lallingerberg) in den Gebieten der Minett-Unesco-Biosphäre unter der Aufsicht eines Schäfers für die Entbuschung der Trockenwiesen sorgen – also von ertragsarmen, aber meist sehr artenreichen Flächen. Produzent Pol Kail und sein Bruder beteiligen sich seit 2017 an diesem Projekt der ANF. Für gewöhnlich geht es im Mai mit der Wanderbeweidung los, jedes Jahr wird an einer anderen Stelle damit begonnen. „Jeder Standort wird durchschnittlich zweimal beweidet“, erklärte Pol Kail.
Bis etwa Mitte November oder Anfang Dezember sind die Tiere dann draußen unterwegs – normalerweise. „Dieses Jahr werden wir wohl früher mit der Beweidung fertig sein, da die klimatischen Verhältnisse schlecht sind. Es war ein schlechtes Jahr für die Schafe, für die Natur, für jeden“, stellte der Produzent fest, laut dem aktuell weniger Nährstoffe im Gras sind. Gegen Ende jedes Jahres geht es für die Nutztiere dann zurück auf den Hof, wo sie im Januar ihre Jungen kriegen. „So sieht der Ablauf aus – Jahr für Jahr“, schloss Pol Kail bei der Pressekonferenz. Am Montag werden die Schafe und Ziegen vom Lallingerberg aus dann in Richtung Differdingen zum Naturschutzgebiet „Giele Botter“ weiterziehen.
Schafsfleisch aus dem Süden
Lokales Fleisch von Schafen aus dem Süden kaufen und essen – seit zwei Wochen ist das möglich. Denn unter dem Label „Minetter Schof“ gibt es seit Juli und noch bis Dezember das Fleisch der Tiere vom Hof in Bergem von Pol Kail und seinem Bruder zu kaufen. Dabei handelt es sich um ein saisonales Produkt, das ausschließlich während sechs Monaten und nur in geringen Mengen angeboten wird. Da das Fleisch nur wenig Fett enthält, sei es bisher gut bei der Kundschaft und den Metzgereien angekommen – hieß es bei der Pressekonferenz am Freitag auf dem Lallingerberg. Das Projekt rund um das Fleisch vom Hof der Brüder Kail ist in Partnerschaft mit dem Syndikat Pro-Sud, der Naturverwaltung, Minett Unesco Biosphere und einem Großhändler für Lebensmittel entstanden. Mehr Informationen zu dem lokalen Lebensmittel und den Verkaufsstellen gibt es unter minett-biosphere.com.
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Wenn die Schafe am Sonntag grasen und dabei mähen würde mein Nachbar die Polizei anrufen wegen Lärmbelastung
Schon eine gute Sache die Mähmaschinen👍
In meiner Kindheit mähten die netten Tierchen auch Wiesen ab, da zuviel an Grundstück am Elternhaus.