/ Ungerechtes Paradies: Weshalb Luxemburgs Steuerpolitik weiterhin aggressiv ist
Der Unterbietungswettbewerb geht weiter: Deutschlands reichste Unternehmerfamilien nutzen Luxemburg zur Steueroptimierung. Minimale Steuerlast, völlige Legalität – so das Fazit einer Recherche deutscher Medien. Zu den bekanntesten Profiteuren gehören Klaus-Michael Kühne, Theo Müller, Alexander Otto und die Familie Reimann. Was Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR berichten, bewegt in Luxemburg Folgendes: wenig bis nichts. Doch woher rührt diese Trägheit?
Luxemburgs Politiker haben laut EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici in den letzten Jahren „Fortschritte gemacht, aber sie müssen noch mehr tun“. Die Steuerpolitik bleibt somit die Achillesferse der luxemburgischen Regierung. Selbst die beliebtesten Politiker geraten in Erklärungsnot, wenn am sympathischen Image des Großherzogtums gekratzt wird. Ihre Taktik: Gegenangriff. Eine Mischung aus tatsächlich stattfindender Veränderung und so wohlklingendem wie nichtssagendem „Nation Branding“ soll jegliche kritische Gegenöffentlichkeit verhindern.
Die Vertreter des Finanzplatzes gehen ähnlich vor. Im Gegensatz zur politischen Welt müssen sie ihre Position nicht beschönigen: solange Steuerumgehung legal ist, gehört sie zum „kreativen“ und „innovativen“ Wirtschaftsmodell Luxemburgs. Lobbyisten merken kühl an, dass auch Länder wie Deutschland Steueroasen wie Luxemburg sind – Superreiche müssten nur in das richtige Bundesland ziehen. Es wird zudem darauf hingewiesen, dass sich beispielsweise das deutsche Finanzministerium gegen einen EU-Richtlinienentwurf wehrt, der Konzernbilanzen nach Ländern aufgeschlüsselt veröffentlichen würde („Public Country by Country Reporting“). Die Haltung lässt sich als „kier emol fir d’éischt virun denger Dier!“ zusammenfassen.
Demnach werden weder die Gäste noch die Ermöglicher der hiesigen Steueroase kritisiert, sondern vielmehr der Fokus der Aufmerksamkeit verlagert. Die Legitimation des Steuerparadieses ist das Resultat kollektiven Schweigens, Verdrängens und Unwissens. Denn Hand aufs Herz: Die Grenze zwischen legaler Steuervermeidung und illegaler Steuerhinterziehung ist nur von Steuerrechtsexperten identifizierbar. Selbst die journalistischen Recherche-Teams müssen auf komplexe digitale Analyse-Tools zurückgreifen, um sich zu orientieren. Das Resultat: Wenn eine derartige Grenze für normalsterbliche Bürger nicht (mehr) erkennbar ist, kann weder ein sachliches noch ein moralisches Urteil gefällt werden.
Die Folge: Es kann weder eine vernünftige noch eine emotionale Diskussion über das Thema Steueroptimierung in Luxemburg geführt werden. Das Problem findet einfach nicht in der Öffentlichkeit statt. Dabei bietet solch eine transnationale Frage gerade in dem vor sich her dümpelnden Europawahlkampf die ideale Reibungsfläche für angeregte Streitgespräche. Das einzige Problem: In Steuerfragen heißt es auch bei uns Ur-Europäern nach wie vor „Luxembourg first“.
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- Die Impfpflicht: Wer setzt sich in Luxemburg durch? - 7. Juli 2022.
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Alle Länder um uns herum, nehmen keine Rücksicht auf gar nichts! Ob es Waffenhandel mit Kriegsparteien ist, Missachtung der Menschenrechte, Handelsrechten oder Sanktionspolitik die mit fadenschneidigen Argumenten durchgesetzt werden. Unseren Wohlstand wird uns geneidet und unsere Steuerpolitik wird uns vorgeworfen. Wollen wir Luxemburger genau so leben wie in unseren Nachbarländern die permanent, nicht wissen wie sie beide Enden zusammen bringen sollen um die Schulden zu tilgen und ihre Ausgaben zu bezahlen? Dort sind die Bürger die Geiseln des Staates mit Steuern bis weit über die Schmerzgrenzen hinweg! Nun wirft man uns Steueroptimierung vor. Nun wenn eine internationale Firma nach Deutschland kommt so bekommen dieselben auch Steuervorteile versprochen, so wie in jedem anderen EU Land auch. Dieses ganze Getue und Klagen ist nur gegen unseren Dienstleistungssektor gerichtet, der eben extrem gut aufgestellt ist! Was glaubt ihr was in Frankfurt und Paris für „Dinger“ gedreht werden, wo niemand darüber berichtet? Ich komme mir als Luxemburger wie Schlachtvieh vor das darauf warten muss gekeult zu werden damit unser Reichtum im Ausland aufgeteilt wird! Da sind verschiedene Länder die viel mehr Dreck am Kragen haben: Als Beispiel: Die ganze EU muss sich der US Hegemonie beugen damit die deutsche Autoindustrie weiter nach USA exportieren kann. Da verlangt Deutschland sehr viel Verständnis von uns, aber unseren Dienstleistungssektor würden alle gerne vor die Hunde gehen sehen! Was aber, haben wir Luxemburger mit Mercedes und BMW am Hut? Wird da auch darüber berichtet oder nur unter vorgehaltener Hand gemunkelt! Ich bin jedenfalls der Meinung dass unsere Politiker mehr mit der Faust auf den Tisch hauen sollten um unsere Interessen zu verteidigen soll! Bin gespannt ob das Tageblatt meinen Kommentar publiziert?
Mam Fanger op ons gewisen gët säit ‚Luxleaks‘ beim NDR (TV Norddäitschland)
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/index.html
De Problem as just, dass mir soss näischt opweises hun. Am Privatsecteur schafft mol keen 1/3 Letzebuerger, d.h. mir gin praktesch all Ressource Humaine importéiren. Traditionell Letzebuerger Boîten, déi weltwäite Succes hun (ouni Steiertricker), kann een hun 2 Hänn ofzielen. Däitschland lisst sech vill ze vill vun hirer Industrie manipuléiren, mee mir sin angem gewësse Sënn trotzdem Knaschterten, a sollten eis net besser maache wéi mer sin.
Gute Argumente: Zudem wird nach dem Brexit Deutschland noch mächtiger. Wenn die Steuerfragen mehrheitlich in der EU entschieden werden , wird den Luxemburgern bald das Lachen vergehen. Der einzige Vorteil wird sein, dass die Immobilienblase sich abkühlen wird. Wenn dann irgendwann die Zinsen steigen wird es eng werden.
Auch ist es so, dass Deutschland selbst jahrelang mutwilllig Steuern verschenkt hat indem es jahrelang die Cum-Ex Geschäfte zulies.Warum?
Wat ass bei esou enger perfekter a pertinenter Analyse nach bäizefügen . . . ecco . . .
an dovun därf en an der lëtzebuerger Gesellschaft guer net schwätzen . . . soss gëtt en als „Populist“ duergestalt !
„Doch woher rührt diese Trägheit“? Aus der Furcht vor der Hölle. Diese Furcht ist berechtigt, denn was produzieren wir denn noch? Früher war es Stahl, heute nur noch „Stählchen“, Moselwein, Kartoffeln und Kachkéis. 🙂
Solange die USA u.a. Delaware nicht aufgeben, sollten auch wir standhaft bleiben. Unsere „Überseefreunde“ haben wesentlich mehr Dreck am Stecken, sowohl in steuerfragen als (leider) auch in Kriegsfragen !
Léiw T-Redaktion,
Plëckt dach mol een Fall ausenanner, fier dass den Lekteur verstoen kann, watt den Intêrét waer fier Däitschland fier dass die Holdingen méi héich Steieren zu Lëtzeburg bezuelen.
A priori kommen die Dividenden jo aus Gewënner die schon besteiert goufen – falls Lëtzebuerg méi Steieren géif erhiewen, dan géif ee manner héichen Montant an Däitschland weiderfléissen, déi do jo zum normalen Taux besteiert ginn (Betriebssteier oder perséinlech Steier op Dividenden) Gët eventuel d’Natur vun der Besteierung an Däitschland duerch d’Zwëschen-Etape geännert? Oder ginn d’Suen op Caiman oder BVI „zwëschengelagert“ an onversteiert reinvestéiert?
Den SZ-Artikel sou kuerz virun den EU-Wahlen schéngt mer kloer en klengen Trëtt kéint GroKo ze sinn. E bëschen Recherche aerersäits kéint dem Lekteur hei am Land besser verdeitlechen op eepes drun ass oder op et wierklech just politesch Schüzenhilfe géint GroKo ass.
Merci
Wat solle mer da soss maachen?
Mat Kachkéis, Bouneschlupp, Quetschekraut a Mouselsbéier kréie mer d’Schwäin net fett.
Das Geschäft boomt! Das sieht man an der Zahl der Arbeitsplätze der sogenanten Consulting-Firmen. Da sind weitaus mehr Leute angestellt als in der Stahlindustrie.
Andere Länder sind auch Steuerparadiese. Unsere Regierung hat aber sonst quasi nichts anzubieten, um unseren Reichtum zu garantieren. Solange es andere Steuerparadiese gibt, können wir uns verteidigen. Wenn aber alle anderen Steuerparadiese ihre Politik aufgeben, haben wir ein Problem, unsere Politik zu rechtfertigen.