Coronavirus / Ungereimtheiten bei Quarantänen in der Schule
Seit der „Rentrée“ bis Ende des Jahres befanden sich insgesamt 33.728 Schüler und 3.410 Lehrer in Quarantäne. Bei den Schülern, insbesondere in der Grundschule, ist allerdings nicht immer klar, wer sich in der sogenannten Risikoperiode, wo man sich potenziell anstecken könnte, in der betroffenen Klasse aufhielt. Ein Einblick in die Vorgehensweise von „Santé“ und Bildungsministerium beim Verordnen von Quarantänen.
Allein in Luxemburgs Grundschulen befanden sich zwischen dem 15. September und 31. Dezember 16.571 Schüler sowie 1.348 Lehrer in einer Quarantäne. Diese Maßnahme wird ausgelöst, wenn zu einem positiven Fall in einer Klasse (Szenario 1; Klasse kommt in die „Mise à l’écart“) innerhalb von maximal 14 Tagen ein weiterer positiver Fall hinzukommt. Dann tritt Szenario 2 ein und die Klasse muss in Quarantäne. Das Gleiche gilt für Szenario 3, bei dem zwischen drei und maximal fünf positive Fälle in einer Klasse auftreten. In den Sekundarschulen waren es weitere 17.157 Schüler und 2.062 Lehrer, die in dieser Periode in Quarantäne waren.
In den Grundschulen werden sämtliche Schüler und Lehrer in der digitalen Datenbank „Scolaria“ erfasst. Dort ist auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse ersichtlich. Der jeweilige Klassenlehrer soll dafür sorgen, dass die Daten seiner Schüler stets aktuell sind. Dennoch komme es immer wieder vor, dass die Informationen aus Scolaria nicht immer der Realität „um Terrain“ entsprechen, schreibt Sven Clement, Abgeordneter der Piratenpartei, in einer parlamentarischen Frage.
So soll es laut Clement zu Ungereimtheiten bei Quarantänen gekommen sein. Demnach seien Schüler, die einer bestimmten Klasse angehören, unter Quarantäne gestellt worden, obwohl sie in den Tagen der sogenannten Risikoperiode (die Zeit, in der sie sich innerhalb der Klasse bei einem positiven Schüler hätten potenziell infizieren können und wo das positiv getestete Kind am ansteckendsten war) gar nicht in dieser Klasse waren. Entweder haben sie gefehlt oder waren in einem Kompetenzzentrum (früher „Ediff“), schreibt er. Umgekehrt seien ihm auch Fälle bekannt, wo ein Kind laut Informationen in Scolaria keinen Kontakt mit der Klasse hatte, aber in Wirklichkeit in der Risikoperiode an Aktivitäten innerhalb dieser Klasse teilgenommen habe.
Laut Clement seien Kinder auf Anordnung ihrer Schule in Quarantäne gesetzt worden, obwohl die „Santé“ nicht darüber informiert war. Andere Schüler hätten auf die offizielle Anordnung der „Santé“ zur Quarantäne gewartet, weil die Schule ihnen dies mitgeteilt habe, doch sie erhielten nie einen solchen Brief vom Gesundheitsministerium. In einer gemeinsamen Antwort auf die parlamentarische Frage stellen die Minister für Gesundheit, Paulette Lenert, und Bildung, Claude Meisch, klar, dass die „Cellule de coordination“ bei jedem Fall, der an sie herangetragen wird, überprüft, welche Kinder in der Risikoperiode – in der Regel zwei Tage vor Auftreten von Symptomen oder bei asymptomatischem Verlauf zwei Tage vor dem Test – in der Klasse waren. Die „Cellule de coordination“ ist die Schnittstelle zwischen Bildungsministerium und „Santé“. Dort laufen alle Informationen zu den positiven Fällen an den Schulen zusammen.
Direktion der „Santé“ muss einen Fall bestätigen
Danach werde noch mal genauer analysiert, welche der Kinder oder Lehrer während der Risikoperiode Kontakt mit dem positiv getesteten Schüler hatten, schreiben die Minister. Sie stimmen dem Abgeordneten zu, dass sich die Daten in Scolaria, wie sie am Anfang des Schuljahres durch den Klassenlehrer eingetragen werden und trotz laufender Aktualisierung durch diesen Lehrer, sich nicht immer mit der realen Präsenz der Kinder und Lehrkräfte zu einem bestimmten Zeitpunkt decken. Aus diesem Grund setzen sich die Direktionen mit den betroffenen Schulen zusammen, um den Auszug aus Scolaria der tatsächlichen Situation vor Ort anzupassen und gegebenenfalls Personen hinzuzufügen, die nicht aufgelistet sind. Auch können andere herausgenommen werden, die nicht dabei waren, weil sie vielleicht krank waren. Die Minister nennen als Beispiel Interventionen durch spezialisierte Lehrer „I-EBS“ („Instituteurs spécialisés dans la scolarisation des élèves à besoins éducatifs particuliers ou spécifiques“) oder „ESEB“ („Equipes de soutien des élèves à besoins éducatifs particuliers ou spécifiques“), die punktuell in verschiedene Klassen gehen.
Zu den Ungereimtheiten bei den Quarantänen schreiben Lenert und Meisch, dass von Anfang an klar kommuniziert wurde, dass die Festlegung einer solchen Maßnahme nur dann ausgerufen werden kann, wenn ein Fall durch die Direktion der „Santé“ bestätigt wurde. Dies sei so geregelt, um zu verhindern, dass Kinder nach Hause geschickt werden und Eltern dann kein Anrecht auf den „Congé pour raisons familiales“ haben, wenn sich herausstellt, dass die Quarantäne nie offiziell durch die „Santé“ ausgesprochen wurde.
Insbesondere in den Wochen nach den Allerheiligen-Ferien sei es vorgekommen, dass positiv getestete Personen, die theoretisch ein Szenario 2 hätten auslösen müssen, während der Risikoperiode gar nicht mehr in der Schule waren, schreiben die Minister. In diesem Fall wurde die betreffende Person mit dem Zusatz „hors période“ versehen. Dadurch hatte ihr positives Ergebnis keine Auswirkung auf den Schulbetrieb, da dies keine Quarantäne auslöste.
Um künftig eventuelle Missstände zu vermeiden, sei das Team der „Cellule de coordination“ in den vergangenen Wochen verstärkt worden, schreiben Lenert und Meisch. Zudem seien Anpassungen an der Organisation vorgenommen worden. Auch seien die Direktionen nochmals daran erinnert worden, dass eine Quarantäne nur durch die Direktion der „Santé“ ausgesprochen werden dürfe. Und dies erst, nachdem ein positiver Fall offiziell bestätigt, die Risikoperiode definiert und die Kontaktpersonen identifiziert wurden.
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In den Schulen gibt es das Virus nicht!Claro!