Schengen / Ungewisse Zukunft für den Campingplatz, Kaffeemaschinen und zentrale Grundschule
Schengen ist bekannt für seine Feste, seine interkulturellen Begegnungen im Dreiländereck, Wein und Tourismus. Das ist im Corona-Jahr und -modus ersatzlos ausgefallen. Vieles ist anders als früher. Die Gemeindemitarbeiter haben sich mehrmals testen lassen, das Team im Rathaus arbeitet in Wechselschichten. In seinem Büro stellt Bürgermeister Michel Gloden (48) sich Fragen zur Zukunft.
„Ich weiß nicht, ob wir im Herbst wieder eine ,Hunnefeier‘ mit bis zu 8.000 Besuchern feiern können“, sagt Michel Gloden nachdenklich. „Was ist dann normal?“, fragt er. Das ist bislang noch unklar, denn überwunden ist die Pandemie noch lange nicht. Diese Einsicht ist im Rathaus in Remerschen allgegenwärtig. In einer Sache ist er sich allerdings sicher. „Ob sich die Menschen wie früher in Ischgl oder Mallorca so schnell wieder in Massen treffen wollen, bezweifele ich“, sagt er. „Sie werden sich ins Freie orientieren.“
Das betrifft nicht nur die Einheimischen, sondern auch Deutsche und Franzosen im Dreiländereck. Wie viele es zu Normalzeiten in das Winzerdorf zieht, zeigen die Zahlen. Gloden spricht von 40-50.000 Besuchern allein im Europamuseum jährlich. 2020 waren es immerhin noch 15.000. Besucherströme an den „Baggerweieren“ wie in den Vorjahren gab es ebenfalls nicht. „Es hat trotz Anmeldung und begrenzter Besucherzahlen aber noch gut funktioniert“, sagt Gloden.
Wie viele es zum Traumschleifen-Premiumwanderweg über den Stromberg gezogen hat, vermag er nicht zu sagen. Gefühlt waren es viele. „Wandern hat ja gerade 2020 einen ungeheuren Hype erlebt“, sagt er, was seine These zur neuen Lust an Freiluftaktivitäten bestätigt. Deswegen denken er und seine Mitarbeiter über eine neue Nutzung des Campingplatzes nach.
Campingplatz bleibt geschlossen – Hafen ist offen
Er bleibt 2021 geschlossen. Was zuerst wie ein Widerspruch klingt, macht vor dem Hintergrund der Faktenlage Sinn. Der letzte Pächter hat den Pachtvertrag gekündigt. Seit fünf Jahren vermietet die Gemeinde das Gelände in Eigenregie und geht jetzt noch einen Schritt weiter. „Über die neue Nutzung des Campingplatzes sammeln wir Ideen“, sagt Gloden.
Für rund 30 Dauercamper war das Gelände jahrelang die sommerliche „Datsche“. Neue Gäste oder Durchreisende frequentierten den Platz nach Gemeindeangaben nur wenig. Das hängt damit zusammen, dass sich genau gegenüber, am anderen Ufer, Industrieanlagen angesiedelt haben. Die Lage für Camper ist also nicht ideal. Außerdem müssten Unsummen in die Infrastruktur unter der Erde und über der Erde investiert werden, um den Campingplatz den neuesten Standards anzupassen.
„Bevor wir da weiter investieren, wollen wir erst mal ausloten, was dort stattfinden könnte“, sagt Gloden. Vieles ist denkbar, fest steht noch nichts. „Wir nehmen uns Zeit, um einen touristischen Mehrwert zu schaffen“, sagt der Rathauschef. Im Hafen wird dagegen investiert und die Gemeinde will ihn in Zukunft in Eigenregie managen.
Rund eine halbe Million Euro wird die neue mobile Tankanlage für die Boote kosten. Aus Sicht des Rathauses ist es gut investiertes Geld. „Im Bistro zu sitzen und auf die Boote zu schauen, da kommen Feriengefühle auf“, sagt Gloden. Momente wie diese erfüllen den Anspruch, den Schengen als Tourismusziel hat.
Trinkwasseraufbereitung, Wohnraum und zentrale Grundschule
Einen Anspruch hat die Gemeinde auch in Bezug auf gewachsene Versorgungsleistungen für die Bevölkerung und die Mitarbeiter der Gemeinde einzulösen. Seit der Fusion 2011 ist das berühmte Dorf kein Dorf mehr, sondern als Gemeinde auf fast 5.000 Einwohner gewachsen. Seitdem ist der Anschluss an die interkommunale Kläranlage in Perl (D) bis auf die Ortschaft Schengen selbst fast vollzogen. Der Gemeinderat hat jetzt statt früher neun Mitglieder elf. Zwei Wahlperioden während des Übergangs waren es sogar 14. Die Anzahl der Gemeindemitarbeiter ist auf 52 inklusive des technischen Dienstes angewachsen.
Das erfordert Investitionen, die in den letzten Jahren bereits gemacht wurden und für die im neuen Budget wieder Ausgaben eingeschrieben sind. Eines der finanziell umfangreichsten Projekte im nächsten Jahr ist der Bau des neuen Gemeindeateliers in Schwebsingen. 3,6 Millionen Euro sind allein dafür veranschlagt. Noch einmal 1,5 Millionen Euro investiert die Gemeinde in eine Trinkwasseraufbereitungsanlage, die im jetzigen Gemeindeatelier in Remerschen Einzug halten soll.
„Das Wasser hier ist ziemlich kalkhaltig“, sagt Gloden. „Das ist nicht schlecht für den Menschen, aber Kaffee- und Waschmaschinen sehen das anders.“ 2,6 Millionen Euro bekommt die Gemeinde für 2020 weniger an Einnahmen, trotzdem will Gloden das Investitionsniveau hochhalten – so wie es die finanzielle Ausstattung zulässt.
2021 kauft sie Gelände für 3,4 Millionen Euro an, um Bauland zu erschließen. „Es geht uns nicht darum, viel zu verdienen“, stellt Gloden klar. „Wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen.“ Das ist aber nicht alles. „Eine Fusionsgemeinde braucht eine zentrale Grundschule“, sagt er. Dafür kauft die Gemeinde Gelände am Eingang von Remerschen. „Das wird ein sehr großes Projekt“, sagt Gloden zu den Zukunftsaussichten.
Ausgelegt werden wird die Schule für zwischen 600 und 800 Primärschüler. So ist es angedacht. Bislang sind die etwas mehr als 500 Schüler von Zyklus 1-4 auf drei Standorte in Remerschen, Bech-Kleinmacher und Elvingen verteilt. „Die Schulgebäude sind in die Jahre gekommen und die Gemeinde wächst“, sagt Gloden.
Das Projekt hat für ihn eine wichtige Integrationsfunktion. „Es ist so wichtig, dass die Kinder von klein auf mit denen aus den anderen neun Dörfern zusammenkommen“, sagt er. Für ihn ist es der letzte Schritt zur Fusionsgemeinde Schengen. Bis es losgehen kann, werden mit allen Studien und Genehmigungen noch circa drei Jahre ins Land gehen.
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Sehr hohes Investitionsniveau in nächster Zukunft,
zentrale Grundschule und viele andere Projekte,
die hoffentlich nicht wieder überteuert am Endeffekt sein
werden,kann nur gelingen wenn man eventuel normale
„Bureau d’Etudes“beauftragt,anstatt nur Star-Büros.
Vieles könnte man noch kommentieren,aber lieber abwarten,
die nächsten Ueberraschungen werden nicht ausbleiben.