Im Rahmen von Esch2022 / Ungewisse Zukunft für die Herbergen am Minett-Trail
Schade! Die elf Herbergen entlang des „Minett-Trails“ scheinen unter einem schlechten Stern zu stehen. Nicht nur, dass sich die Fertigstellung der „Kabaisercher“ am 90 Kilometer langen Wanderweg im Süden des Landes hinzieht, nein, nun hat sich auch noch Pascal Zimmer, der einzige Kandidat, der die Verwaltungs- und Betriebsaufgaben übernehmen wollte, zurückgezogen (siehe Tageblatt vom 21. April). Der Unternehmer aus Bettemburg gibt Einblick in seinen Gemütszustand.
Es handelt sich um ein grandioses Projekt. Als „Aushängeschild von Esch2022“ bezeichnet es Merian Luxemburg. Geboren wurde die Idee des Minett-Trails mitsamt seiner Herbergen allerdings vor der Kulturhauptstadt, nämlich im Rahmen des Biosphärenreservats. Da der Trail aber vorbildlich die Südgemeinden miteinander verbindet und gleichzeitig auf Natur und industrielle Zeitzeugen aufmerksam macht, hat er hervorragend ins Konzept von Esch2022 gepasst. Es dürfte nicht wenige arrangiert haben.
Auch Pascal Zimmer ist vom Projekt nach wie vor begeistert. Der umtriebige Unternehmer aus Bettemburg wollte die Verwaltung übernehmen. Der möglichen Schwierigkeiten sei er sich bewusst gewesen „aber ich wollte es machen, es hat mich ungeheuer gereizt“, sagt er am Donnerstagmorgen in seinem Büro in der „Celula“ in Bettemburg. Die ehemalige Milchfabrik hat er übrigens vor Jahren gekauft und umgebaut. „Du spinnst, sagten die Leute damals.“ Geantwortet habe er: „Geht nicht, gibt’s nicht.“
Mit dieser Einstellung wollte der 58-Jährige auch an die elf „Kabaisercher“ herangehen. Jetzt hat er hingeschmissen. Um zu erfahren, wie es dazu kommen konnte, muss man etwas ausholen.
„Ein schlechtes Gefühl“
Pascal Zimmer wirkt leicht frustriert, resigniert – enttäuscht. Er hat ein umfängliches Dossier ausgearbeitet und vor dem Einsendeschluss am 28. Februar seine Kandidatur eingereicht. Er ist einziger Kandidat gewesen, das ist kein Geheimnis. Trotzdem muss er einen ganzen Monat auf ein Treffen mit den Vertretern der 11 Südgemeinden warten. „Lynn Reiter vom ORT Süden sagte mir, dass man gerne mit mir und meiner Geschäftspartnerin über Details reden würde.“
Das Treffen war am 30. März. „Wir kommen da rein, und irgendwie hatte ich gleich ein schlechtes Gefühl. Die große Mehrheit der Anwesenden schien entgegenkommend, aber wir kamen uns trotzdem als Bittsteller vor. Dabei haben wir nicht erwartet, dass man uns mit wehenden Fahnen empfängt.“
Nancy Braun von Esch2022 sei auch dagewesen, so Pascal Zimmer. „Sie zeigte eine sehr konstruktive Haltung, genau wie Lynn Reiter vom ORT Süden, sie versuchten alles in geordnete Bahnen zu lenken und eine Lösung zu finden. Bürgermeister-innen waren keine da.“
„Nur gemeinsam“
„Mir war wichtig, den Anwesenden zu sagen, dass wir das Projekt nur gemeinsam schaukeln können. Es ist keine leichte Aufgabe, aber sie hat uns gefallen und wir wollten sie mit aller Kraft angehen. Aber wir haben deutlich gemacht, dass wir das Gefühl haben müssen, gemeinsam an dem Projekt zu arbeiten.“
Dieses Gefühl habe er an dem Tag nicht gehabt, gibt Pascal Zimmer zu verstehen, trotzdem sei nach einigen Startschwierigkeiten doch noch eine recht konstruktive Diskussion entstanden: „Lynn Reiter machte den Vorschlag, dass es einen Basisvertrag zwischen dem ORT und uns, der Firma MyQ (my quarter), geben sollte und dass ich dann mit den einzelnen Gemeinden spezifische Details kläre. Also etwas in der Art von elf Zusatzverträgen, um spezielle Wünsche oder andere Praktiken zu regeln. Beispielsweise, dass in Bettemburg die Mitarbeiter des Märchenparks mithelfen bei den täglichen Arbeiten in der Herberge. Dann habe ich vorgeschlagen, die einzelnen Gemeinden zu besuchen, um alles zu klären. Irgendwie hatte ich aber den Eindruck, dass unsere Sicht der Dinge nicht von allen geteilt wurde.“
In der Sitzung vom 30. März sei ihm zugesagt worden, dass er den Basisvertrag innerhalb der nächsten 10 Tage erhalten werde, so Zimmer. Das sei aber nicht geschehen: „Auch sonst herrschte Funkstille, kein Feedback auf das Treffen, keine weiteren Fragen, und auch telefonisch war niemand zu erreichen. (Allerdings waren auch Osterferien, Anm. der Red.).
Am 15. April, also am Freitag vergangener Woche, scheint Pascal Zimmers Geduldsfaden gerissen zu sein. An dem Tag teilt er dem ORT mit, dass er sich zurückzieht.
Warum?
Jetzt dann aber bitte: warum?
„Ich hatte den Eindruck, dass vielleicht einige nicht mit mir klargekommen sind. Einige Anwesende waren bei der 90-minütigen Sitzung mehr mit ihrem Mobiltelefon beschäftigt als mit unseren Aussagen. Ihnen fehlte offensichtlich das Interesse.“
Pascal Zimmer sagt, er sei zu vielen Kompromissen bereit gewesen, auch damit, dass die Fertigstellung einiger Herbergen etwas mehr Zeit brauche: „Ich habe gesagt, macht euch keine Sorgen, dann eröffnen sie halt eine nach der anderen.“ Gefruchtet habe seine Aussage nicht. „Irgendwas stimmte nicht, ich merkte eine gewisse Lethargie, es fehlte die von allen geteilte Aufbruchstimmung.“
Im Brief an den ORT habe er auch ein Mea culpa ausgedrückt, so Zimmer: „Mir ist nicht wirklich bewusst gewesen, dass wir nur die Verwaltung der Herbergen machen und nicht auch für einen Teil der Ausstattung sorgen sollten.“ Gerade das scheint dem Unternehmer am Herzen zu liegen. „Wir vermissten unsere künstlerische Freiheit.“
Merkwürdig ist allerdings, dass gerade über diesen Punkt Unklarheit bestehen bleiben konnte – bis zum 30. März!
Und was nun, Herr Zimmer?
„Ich finde das Projekt nach wie vor toll. Das ist keine Floskel. Ich gehe davon aus, dass jede Gemeinde ihre Herberge jetzt zum Teil selbst verwalten wird, mit dem ORT als Partner, der sich zum Beispiel um die Reservierungen kümmert. Das könnte ein Ansatz sein, das Projekt doch noch in trockene Tücher zu bringen.“
Reaktion von Esch2022 und ORT Süden
Nancy Braun von Esch2022 und Lynn Reiter vom ORT Süden haben am Donnerstag schriftlich auf den Rückzug von Pascal Zimmer reagiert. Es sind PR-Meldungen, keine journalistische Einschätzung.
Lynn Reiter: „Wir bedauern sehr, dass das Projekt nicht an dem Punkt ist, den wir uns zum jetzigen Zeitpunkt gewünscht hätten. Sicherlich hat die Pandemie für Verzögerungen gesorgt, aber wir räumen ein, dass die Gesamtplanung optimistisch war. Die Idee entstand in der Tat bereits 2017 im Rahmen der Kandidatur für das Label der Minett Unesco Biosphäre. Der Architekturwettbewerb wurde im März 2020 abgeschlossen. Die Koordination und Abstimmungsprozesse mit den involvierten Parteien, von denen die elf Gemeinden des Pro-Sud Teil sind, sind wichtig, brauchen aber auch viel Raum. Der Wunsch und Plan war es, die erste Unterkunft im April 2022 zu öffnen. Dies klappt nun leider nicht, wir setzen jedoch mit vereinten Kräften alles daran, so schnell wie möglich einen Partner für die Vermarktung und den Vertrieb zu finden, um den Gesamtplan vorstellen zu können. Die ‚Kabaisercher’ sind ein langfristig angelegtes Projekt, das weit über 2022 hinaus bestehen bleiben wird. Gerade deshalb ist es wichtig, den richtigen Partner zu finden, der dieses Projekt nachhaltig mit uns in die Zukunft führen wird. Der Minett-Trail ist bereits geöffnet, die Beschilderung steht.“
Nancy Braun: „Die ‚Kabaisercher’ – ihre Konzeption, Bau, Betreibung und Vermarktung – sind kein Esch2022-Projekt. Wir begrüßen das Projekt jedoch sehr (…). Die ‚Kabaisercher’ erhöhen die touristische Attraktivität der Pro-Sud-Region und unterstützen ihre touristische Entwicklung, die auch wir mit unseren Projekten wie z.B. dem ‚Minett Cycle’ sowie der kulturellen Bespielung des Minett-Trails nachhaltig begünstigen möchten. Schon jetzt können Projekte im Rahmen von Esch2022 entlang des Trails entdeckt und erlebt werden. Dies geht auch schon ohne Übernachtungsmöglichkeiten. Sicherlich wäre es schön gewesen, die ‚Kabaisercher’ zum Start der touristischen Saison eröffnet zu wissen, aber wir freuen uns, dass sie ein gutes Beispiel für die langfristige Weiterentwicklung der Minettregion sind, die so für Wanderer, Radfahrer sowie die Menschen aus der Region, die zur „Vakanz doheem“ kommen, touristisch attraktiv wird. Sie bleiben ja über das Jahr 2022 hinaus bestehen.“
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E22 woar verluer wéi Politiker sech bis agemësch hun.
RuppEsch22 ist der größte Reinfall.