Zusammenarbeit / Uni will Studierende aus Westafrika zu Experten für Cybersicherheit ausbilden
Die Universität von Luxemburg wird in Zukunft stärker mit Universitäten aus Senegal und Burkina Faso zusammenarbeiten. Studierende aus diesen westafrikanischen Ländern sollen in Luxemburg ausgebildet werden, um später an ihren Heimatuniversitäten Cybersicherheit lehren zu können.
Von dem Projekt sollen alle profitieren. Studierende aus Westafrika sollen nach Luxemburg kommen und am SnT, der Hightech-Schmiede der Universität, eine Ausbildung erhalten. Wenn sie nach Burkina Faso oder Senegal zurückkehren, so die Idee, können sie ihr Wissen dort teilen und zur Cybersicherheit der Länder beitragen. Zusätzlich tragen sie damit zum Wirtschaftswachstum bei. Von der Forschung und Entwicklung, die im Rahmen der Kooperation entsteht, profitiert natürlich auch Luxemburg.
Nicht zu unterschätzen sind auch die Verbindungen, die zwischen Luxemburg und Westafrika geschaffen werden, meint SnT-Professor Tegawendé Bissyandé, der für das Projekt verantwortlich ist. Bissyandé ist kein Unbekannter. Er hatte vor kurzem für seine Arbeit einen 1,5-Millionen-Euro-Zuschuss des Europäischen Forschungsrates erhalten. Sein Projekt im Bereich der Informatik wurde unter den Rezipienten vom Forschungsrat besonders hervorgehoben.
Geplant ist, dass in den nächsten Jahren erst mal zehn Doktoranden aus Westafrika an dem Programm teilnehmen. Sie erhalten, wie bei PhD-Studierenden in Luxemburg üblich, eine Anstellung an der Uni und ein dementsprechendes Gehalt, erklärt Bissyandé. Zwei Studenten sind bereits eingestellt worden. Darüber hinaus sollen vier Master-Studenten pro Jahr am Programm teilnehmen.
An dem Programm beteiligt sind die „Université Cheikh Anta Diop de Dakar“ aus Senegal sowie die Joseph-Ki-Zerbo-Universität und die Virtuelle Universität aus Burkina Faso.
Die Studierenden müssen an einer der Partneruniversitäten in Senegal und Burkina Faso eingeschrieben sein. Professoren dieser Universitäten helfen bei der Auswahl der Teilnehmer. Das Programm sieht außerdem vor, dass sie mehrere Monate ihrer Ausbildung an ihrer Heimatuni verbringen. Auch, weil so das Risiko verringert werden soll, dass die Studenten in Luxemburg bleiben. Ziel des Programmes ist es nicht, neue Experten für Luxemburger Unternehmen anzuwerben.
Das unterstrich auch Kooperationsminister Franz Fayot gestern bei einer Online-Pressekonferenz. „Es handelt sich nicht um einen Brain-Drain, denn die Studierenden werden danach in ihre Heimat zurückkehren.“ Das „Luxway“ genannte Projekt entstand in Zusammenarbeit mit seinem Ministerium.
Obwohl die Infrastruktur und die Software, die in Westafrika benutzt werden, die gleichen sind wie in Europa, stellten sich in Afrika andere Herausforderungen an die Cybersicherheit, erklärte Professor Bisswendé – zum Beispiel eine größere Vielfalt bei den Endgeräten. Er unterstrich die wachsende Bedeutung, die Cybersicherheit auch in Afrika zukommt. Die Gefahren reichen von Diebstahl bis zu Identitätsraub.
Beispiel Senegal. Die Internetnutzung ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. Rund 80 Prozent der Bewohner verfügen laut der zuständigen Behörde ARTP über einen Internetanschluss. Dabei spielen Smartphones eine gewaltige Rolle. Rund 80 Prozent der Internetnutzer gehen über ein Smartphone online. Gerade einmal ein Prozent der Bevölkerung verfügen über eine Festnetzleitung. Einem Strategiepapier der senegalesischen Regierung ist zu entnehmen, dass Senegal sich den gleichen Cybergefahren ausgesetzt sieht wie andere Länder: Finanzbetrug, politisch motivierte Attacken und Cyberterrorismus. Die Regierung befürchtet außerdem, dass Attacken, die von Senegal ausgehen, dem Ruf des Landes schaden könnten. Die Regierung hält in dem Papier von 2017 fest: „[…] trotz der unternommenen Anstrengungen fehlt es immer noch an Kompetenzen und Kenntnissen, um umfassend auf die Bedürfnisse des privaten und öffentlichen Sektors im Bereich der Cybersicherheit einzugehen.“
Alle Beteiligten auf Luxemburger Seite sehen große Chancen in dieser Art der akademischen Zusammenarbeit. Uni-Direktor Stephan Pallage, der in der Vergangenheit mehrere Arbeiten zum Thema Entwicklungszusammenarbeit publiziert hat, glaubt, wenn es eine Art der Hilfe gebe, die immer funktioniere, dann sei es diese Art der Unterstützung.
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