Apéri’tour in Hollerich / „Uns wurde viel versprochen, aber nichts gehalten“: Bewohner des Stadtteils fühlen sich übergangen
Beim „Apéri’tour“ durch Hollerich trafen am Sonntag Anwohner und Stadtverwaltung aufeinander, um über die geplanten Veränderungen zu sprechen. Zwischen Hoffnung auf Dialog und der Sorge, nicht ausreichend gehört zu werden.
Am Sonntag fand in Luxemburg-Stadt eine weitere Veranstaltung der „Apéri’tours“ statt, diesmal im Viertel Hollerich. Diese Eventreihe bietet den Bürgern die Gelegenheit, sich bei einem Rundgang über geplante städtische Projekte in ihrem Quartier zu informieren und ihre Anliegen direkt an die politischen Verantwortlichen zu richten. Was eigentlich als offener Austausch gedacht war, offenbarte jedoch tiefe Spannungen und Frustrationen der Anwohner.
Bereits vor dem eigentlichen Rundgang brach Unmut unter den Teilnehmern aus. Ein Mann beschwerte sich lautstark über den geplanten Wegfall von Parkplätzen und Grünflächen: „Die Parkplätze fallen weg, ebenso wie die Bäume und Wiesen, und das finde ich nicht in Ordnung. Im Sommer gibt es dort so schöne Blumen, und die machen sie einfach weg.“
Keine Transparenz und wenig Mitsprache
Der Kern der Kritik vieler Teilnehmer: Sie fühlen sich von den Verantwortlichen nicht ausreichend in den Entscheidungsprozess eingebunden. Eine Anwohnerin, die seit 25 Jahren in Hollerich lebt, schilderte ihre Besorgnis. „Es war ein perfektes, familienfreundliches Viertel, um die Kinder großzuziehen“, erzählte sie. Doch jetzt steht sie vor einer ganz anderen Situation: „Ich werde zwischen zwei Gleisen eingepfercht sein – auf der einen Seite die Züge, auf der anderen die Tram … Neun Züge pro Stunde, direkt hinter meinem Haus. Können Sie sich das vorstellen?“ Ihr Frust war unüberhörbar: „Ich habe nichts gegen die Entwicklung des Viertels, aber die Anwohner sollten darüber informiert werden!“
Dr. Marianne Wahl, Gründerin des Hollericher Bürgersyndikats, war ebenfalls präsent und äußerte sich klar: „Von dem Rundgang habe ich mir gar nichts erhofft.“ Seit 17 Jahren setzt sie sich für das Viertel ein und hatte sogar ein umfangreiches Dossier zusammengestellt, das sie direkt an Bürgermeisterin Lydie Polfer übergab. „Uns wurde viel versprochen, aber nichts gehalten.“
Der schmale Grat zwischen Stadtentwicklung und Bürgerinteressen
Trotz der Teilnahme von über 150 Menschen verlief der Rundgang durch das Viertel überraschend ruhig. Fragen an die anwesenden Politiker und Mitglieder der Stadtverwaltung waren zwar möglich, doch die schiere Menge an Teilnehmern verhinderte einen tieferen Austausch. Die versprochene Möglichkeit, Projekte direkt vor Ort zu diskutieren, blieb aus.
Nachdem der Spaziergang wieder am Startpunkt geendet hatte, sollte dann der eigentliche Austausch beginnen. Doch viele politische Verantwortliche, einschließlich Bürgermeisterin Polfer, hatten sich bereits kurz darauf aus dem Staub gemacht, was bei den Bürgern einen faden Beigeschmack hinterließ.
Schöffe Paul Galles jedoch nahm sich die Zeit, sich den Anwesenden zu stellen, und zog ein fast durchweg positives Fazit: „Das Positive ist, dass es eine starke Resonanz gibt. Die Menschen, die hier sind, zeigen echtes und großes Interesse.“ Doch die Kritik vieler Bürger bleibt bestehen: Sie hätten sich gewünscht, früher und ausführlicher informiert zu werden, statt vor „vollendete Tatsachen“ gestellt zu werden.
Galles verteidigte die Stadt, indem er betonte, dass die Bürgerbeteiligung in den letzten Jahren viele Formen angenommen habe: „Bei Projekten von solch enormem Ausmaß muss die Gemeinde jedoch ihre Verantwortung übernehmen. Wir möchten, dass jedes Viertel sein eigenes, lebendiges Umfeld entwickeln kann.“
Was bleibt, ist eine Wechselwirkung zwischen den Interessen der Stadt und denen der Bewohner. Stadtentwicklung ist ein komplexer Prozess, der immer auch Kompromisse erfordert. Doch für viele Teilnehmer der „Apéri’tour“ in Hollerich hat die Stadt Luxemburg diese Balance noch nicht gefunden. Der Weg der Stadtentwicklung in Hollerich bleibt also steinig – und die Bürger werden wachsam bleiben.
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